Die UNESCO hat 18 neue Biosphärenreservate in ihre Liste aufgenommen und wir stellen sie euch vor: Von Bergregionen, über trockene Savanne und raue Küsten, bis hin zu wunderschönen Korallenriffen und einem außergewöhnlichen Salzsee.
Bei seiner letzten Sitzung hat der internationale Rat des UNESCO-Programms Der Mensch und die Biosphäre 18 Regionen als neue UNESCO Biosphärenreservate anerkannt und einige der bereits bestehenden Gebiete ausgeweitet. Zwölf der neuen Reservate liegen in Europa, fünf in Asien und erstmals hat der UNESCO-Rat ein Gebiet in Eswatini in Afrika ausgezeichnet. Werft mit uns einen Blick auf die verschiedenen Regionen und erfahrt, was sie eigentlich so besonders macht.
Entdeckt die neuen Biosphärenreservate
Was ist ein Biosphärenreservat?
Anfang der 70er hat die UNESCO das Programm „der Mensch und die Biosphäre“ erschaffen, um die Beziehung zwischen uns Menschen und der Umwelt zu stärken. So haben alle Biosphärenreservate eines gemein: Sie stehen für nachhaltige Entwicklung sowie Naturschutz mit und durch den Menschen. Das bedeutet ein nachhaltiges Zusammenleben von Natur und Mensch, wo Naturschutz und Wirtschaft Hand in Hand arbeiten. In und mit diesen Modellregionen soll gelernt und geforscht sowie nach langfristigen Lösungen gesucht werden. Für Touristen stehen sie als Qualitätssiegel und bieten den Regionen somit eine Chance auf höhere Einkommen und Beschäftigungen. Reisende können sich jetzt über fast 77.150 Quadratkilometer neue Reservatsfläche freuen, die wir euch hier vorstellen.
Erstes Biosphärenreservat in Eswatini, Afrika
Das erste Biosphärenreservat des afrikanischen Königreichs Eswatini, das bis 2018 noch Swasiland hieß, ist Lubombo.
Schon gewusst?
20 der 88 Säugetierarten Eswatinis leben nur dort.
Das durch Savanne, Wald und Feuchtgebiete geprägte Gebiet stellt mit seiner Rohrzuckerproduktion, Land- und Forstwirtschaft sowie Tourismus einen Motor der Wirtschaft von Eswatini dar. Die Gemeinden erhoffen sich von letzterem durch die Auszeichnung zum Biosphärengebiet mehr zu profitieren und die illegale Wilderei reduzieren zu können. Immerhin leben hier bedrohte Tierarten wie das Breitmaulnashorn und der Leopard.
Asiens neue Biosphärenreservate
Der asiatische Kontinent wurde von der UNESCO mit vier weiteren Biosphärenreservaten bereichert und schmückt sich so mit mittlerweile mit insgesamt 168 solcher Reservate.
Kobushi in Japan
Dass Wandern in Japan ein absolutes Muss während eurer Reise ist, haben wir euch bereits verraten. Auch das neue Biosphärenreservat Kobushi, das große Teile des abenteuerlichen Gebirges Okuchichibu und der Kanto Berge umfasst, eignet sich dafür perfekt. Das flussreiche Gebiet besticht mit einer vielfältigen Fauna und ist für seine Früchte und sein Hochlandgemüse berühmt: Bei einer Reise solltet ihr euch also auf keinen Fall die leckeren Kakis oder Salate entgehen lassen. Die Auszeichnung zum Reservat soll die Region auf wirtschaftlicher und sozialer Ebene wiederbeleben, um die Abwanderung junger Menschen einzudämmen.
Saleh-Moyo-Tambora „SAMOTA“ in Indonesien
Das Saleh-Moyo-Tambora, kurz SAMOTA, Biosphärenreservat ist ein wahres Tropenparadies. Zwischen den Inseln Komodo mit seinem wunderschönen Komodo Nationalpark und Lombok umfasst es den zentralen Abschnitt der Insel Sumbawa. Sie ist besonders für kulturellen Tourismus und den Tambora-Vulkan bekannt. Hier soll vor allem die Biodiversität erhalten werden: In dem Biosphärenreservat befinden sich nämlich ganze fünf Ökosysteme. Herausforderungen dabei sind unter anderem die Übernutzung der Wälder, die Umwandlung von Flächen in Plantagen und Wilderei.
Togean Tojo Una-Una
Mit anderen Problemen hat das neue Togean Tojo Una-Una Reservat zu kämpfen. Illegale Abholzung und Fischerei machen der Natur auf den vielen kleinen, traumhaft schönen Togian-Inseln zu schaffen.
Sie liegen inmitten des für seine marine Biodiversität und riesige Korallenvielfalt bekannten und schützenswerten Korallendreiecks in Südostasien. Neben seinen Unterwasserwelten umfasst das neue Biosphärenreservat auch andere Meeres- und Inselökosysteme sowie Mangrovenwälder. Ziel der Auszeichnung ist es, Nachhaltigkeit und einen Wandel des Tourismus und der Fischerei zu fördern.
Yeoncheon Imjin River & Gangwon Eco-Peace in Südkorea
Mithilfe der „Biosphere Reserve Community Academy” der UNESCO soll den Bewohnern vom Biosphärenreservat Yeoncheon Imjin River nahegebracht werden, Naturschutz und sozialökonomische Entwicklung Hand in Hand laufen zu lassen. Das stark bewaldete Gebiet nördlich von Seoul bietet nicht nur mit seinen Grünflächen, sondern auch dem Imjin Fluss ein Zuhause für viele Tier- und Pflanzenarten.
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Eine seltene und gefährdete Flora und Fauna könnt ihr auch in dem bergigen Gebiet von Gangwon „Eco-Peace“, das im Norden an Nordkorea und im Osten an die Küste grenzt, erleben. Eines der wichtigsten Ziele der Auszeichnung zum Biosphärenreservat ist deshalb, das gleichzeitige Bestehen von Mensch und Tier zu wahren und dabei die Ökosysteme zu schützen. Zusätzlich soll die lokale Wirtschaft gefördert und auch Relikte des Koreakrieges durch ein neues Tourismuskonzept für uns Reisende erfahrbarer gemacht werden.
12 neue Biosphärenreservate in Europa
Die meisten neuen Biosphärenreservate kamen in Europa dazu. Über den ganzen Kontinent verteilt, von Ost bis West und von Nord nach Süd, fanden sich Regionen, in denen Schutz und Nutzung der Natur vorbildlich im Einklang stehen – und da sind wirklich wunderschöne Flecken dabei.
Großbritannien | Italien | Spanien
Polen | Österreich | Norwegen
Isle of Wight in Großbritannien
Das neueste Biosphärenreservat Großbritanniens erstreckt sich inmitten des Ärmelkanals über eine Fläche von 915 Quadratkilometer und umfasst zum größten Teil Meeresgebiet.
Die Isle Of Wight, die für ihre Kalksteinformationen, Dünen und Strände bekannt ist, deckt 380 Quadratkilometer des Reservats ab. Hier fühlen sich viele seltene Tier- und Pflanzenarten heimisch und Naturschutz schreiben die Insulaner groß. So wird zum Beispiel der Ökotourismus auf der Insel immer weiter ausgebaut und das Umweltbewusstsein gefördert.
Po Grande & die Julischen Alpen in Italien
Po Grande ist das mittlerweile dritte Biosphärenreservat am Flusslauf Po in Italien und befindet sich zwischen Piacenza und Ferrara. Zusammen mit den Reservaten Delta del Po und Collina Po soll es dabei helfen, Naturschutz und Gewässerbewirtschaftung weiterzuentwickeln. Die Landschaft ist im neuen Reservat durch Fischergemeinden und urige, traditionelle Dörfer geprägt, die den Po schon seit Jahrhunderten als Wasserstraße nutzen.
Rund 300 Kilometer nordöstlich, an der Grenze zu Slowenien, findet ihr die Gebirgsgruppe Julische Alpen, die nun auch zu den Biosphärenreservaten gezählt wird. Ziel ist es, den grenzüberschreitenden Schutz der Alpen in der von bewirtschafteten Wäldern, Weiden und Wiese geprägten Landschaft zu stärken.
Valle del Cabriel, Alto Turia & La Siberia in Spanien
Spanien bietet nicht nur wundervolle Städte mit eindrucksvoller Kultur und unzähligen Sehenswürdigkeiten, auch die Natur des Landes ist eines Blickes würdig. Das neue Biosphärenreservat Valle del Cabriel erstreckt sich über 4.218 Quadratkilometer im Einzugsgebiet des Flusses Cabriel, westlich von Valencia. Hier wenden die Bewohner auf dem Feld und bei der Wassernutzung noch alte, einzigartige und vor allem nachhaltige Arbeitspraktiken an.
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Neben imposanten Bergen, Salzwiesen und Lagunen warten auch wunderschöne Flusstäler und eine außergewöhnliche Artenvielfalt auf euch. Das Valle del Cabriel grenzt im Osten an das neue Biosphärenreservat Alto Turia. Spannende Kalksteinformationen und eine artenreichen Flora werden euch in dem Flussgebiet verzaubern. Schaut bei einem Besuch auch mal in den regionalen Läden vorbei: Durch die Auszeichnung erhofft die Region sich eine stärkere Vermarktung örtlicher Produkte und die Stärkung nachhaltiger Entwicklung.
Zwischen Sevilla und Madrid liegt das Biosphärenreservat La Siberia mit seinen großen Süßwasserreservoires, die ideale Lebensbedingungen für eine Vielzahl an Tieren und (unter anderem fleischfressenden) Pflanzen bieten. Viele Einwohner fanden es wohl allerdings nicht allzu reizvoll, dort zu bleiben: In rund 60 Jahren hat über die Hälfte der Bevölkerung der Region den Rücken gekehrt. Das Biosphärenreservat ist ein Versuch die Wirtschaft anzukurbeln und somit die Abwanderungen zu verringern.
Roztocze in Polen
Im Südosten von Polen findet ihr die polnische Region Roztocze, von der 2.970 Quadratkilometer Fläche nun zum Biosphärenreservat erklärt wurden. Zusammen mit dem ukrainischen Reservat Roztochya soll es künftig ein grenzüberschreitendes Biosphärenreservat bilden, das unter anderem durch Kalksteinhügel, Flusstäler und fossile Holzvorkommen besticht. An dem großen Natur- und Kulturerbe erfreuen sich jährlich etwa 600.000 Besucher. Da wir euch Polen sowieso für eine Reise ans Herz legen würden, wie wäre es mit einem Roadtrip durch das Land mit einem Stopp an diesem wunderschönen Fleck Natur?
Unteres Murtal in Österreich
Folgt uns ins Amazonasgebiet Europas. Naja, also nicht ganz – aber so nennen viele das neue Biosphärenreservat Unteres Murtal. Durch dieses soll grenzüberschreitend die nachhaltige Entwicklung gefördert und die Zusammenarbeit mit den slowenischen Gemeinden intensiviert werden. Das käme natürlich der Wirtschaft und dem Tourismus in Österreich zugute. Es ist Teil des Biosphärenreservats Mur-Dur-Donau, das sich über ganze fünf Länder erstreckt und mehrere zusammenhängende Ökosysteme umfasst.
Nordhordland in Norwegen
Wunderschöne Küsten, kristallklare Fjorde, majestätische Berge und eine einzigartige Fauna kann euch das erste Biosphärenreservat Norwegens bieten.
In dem nördlich von Bergen liegenden Nordhordland haben sich viele Bewohner der Viehzucht und dem Getreideanbau verschrieben, aber auch die Fischzucht hat hier einen hohen Stellenwert. Die Region ist ein wichtiger CO2-Forschungsstandort und soll in der Entwicklung erneuerbarer Energien gefördert werden – ein wichtiger Schritt für den Erhalt der wunderbaren Mutter Natur.
Vindelälven-Juhtatdahka & Voxnadalen in Schweden
Das neue arktische, landschaftlich vielfältige Biosphärenreservat Vindelälven-Judtatdahka in der Nähe von Umeå in Nordschweden ist stark durch die Kultur des indigenen Volkes der Samen geprägt. Bräuche, Spiritualität und die Verbundenheit mit der Natur spielen hier eine große Rolle. Das Umweltwissen der Samen soll mit Blick auf den Klimawandel gesichert und weitergegeben, die Rentierzucht modernisiert werden.
Das Gebiet am Fluss Voxnan in Mittelschweden bietet Zuflucht für 274 bedrohte Tierarten und besonders Forst- und Landwirtschaft, Maschinenbau und Wasserkraft spielen eine große Rolle. Hier soll das nachhaltige Nutzen von Ressourcen im Biosphärenreservat Voxnadalen erforscht und ausgebaut werden.
Eltonsee in Russland
In einem trockenen Gebiet in Russland, an der Grenze zu Kasachstan, findet ihr den nur bis zu 60cm tiefen Eltonsee. Der wirklich außergewöhnliche Salzsee ist sowohl für die heimischen Tierarten als auch für die Bewohner von großer Bedeutung.
Die von Viehzucht und therapeutischem Schlamm- und Laugenabbau lebende Bevölkerung erhofft sich durch das Biosphärenreservat einen Anstieg der Tourismuszahlen, der zu mehr Beschäftigung führt und Fachkräfte anzieht. Dazu soll im Hinblick auf Nachhaltigkeit und einer Knappheit an sauberem Trinkwasser das Wassermanagement verbessert und die Landwirtschaft mit alten, lokalen Praktiken umweltbewusst gestaltet werden. Wäre das ein Ziel für eure nächste Reise?
Die neuen faszinierenden Biosphärenreservate
Wie ihr seht, hat die UNESCO da eine ganz schöne Bandbreite an unterschiedlichen Regionen aus der ganzen Welt ausgewählt – und dennoch verbindet sie alle das Ziel des nachhaltigen Handelns und einer stabilen Wirtschaft. Ich bin schon gespannt, was für spektakuläre Orte als nächstes in diese Liste aufgenommen werden. Welche hätten es eurer Meinung nach verdient? Lasst uns gerne einen Kommentar da.