Neben dem Big Ben, der Westminster Abbey und der Tower Bridge gehört der Tower of London zu den berühmtesten Sehenswürdigkeiten der englischen Hauptstadt. Ein Ort voller Geschichte, geprägt von Gefängnissen, Folter und Hinrichtungen, der heute die Kronjuwelen der Königin beschützt.
Direkt an der Themse gelegen, nahe der Tower Bridge, thront der Tower of London. Eine riesige Festung, die früher als Gefängnis diente und Schauplatz blutiger Exekutionen war. Touristen können heute die Burg besichtigen und sich selbst auf die Spuren der Stadt begeben.
Tower of London
Festung für den Adel | Blutige Vergangenheit | Wo die Kronjuwelen sicher sind
Von wilden Tieren und Raben | Schlüsselzeremonie
Eine Festung für den Adel
Heute gehört der Tower of London zu den wichtigsten Sehenswürdigkeit in London. So prächtig wie der Turm heute aussieht, so opulent war er nicht immer. Als 1078 William der Eroberer eine Festung aus militärischen Gründen bauen lassen lies, bestand diese noch aus Holz. Erst spätere Herrscher verfestigten den Tower of London und ließen ihn durch Mauern aus Stein noch sicherer werden. Die Bauplaner des Tower of London sind, was den Grundriss betrifft, auf Nummer sicher gegangen und haben nicht nur eine, sondern gleich zwei Festungsmauern gebaut.
Inmitten dieser Mauern steht der sogenannte White Tower, der auch gleichzeitig das Herzstück der gesamten Anlage ist. Der White Tower wurde gebaut, um Feinde abzuschrecken, die Londoner Bevölkerung zu unterwerfen und alle Reisenden ins Staunen zu versetzen. Auf vier Ebenen könnt ihr den White Tower von innen besichtigen, die normannische Architektur und alte Rüstungen und Waffen entdecken. In der obersten Etage sind ein Holzblock und eine Axt ausgestellt, die noch aus der Tudor-Zeit stammen. Angeblich wurde mit jenem Block und jener Axt 1747 die letzte Hinrichtung auf den Wiesen vor dem White Tower durchgeführt.
Blutige Vergangenheit
Im Mittelalter waren Hinrichtungen und Folter keine Seltenheit. Der Tower of London war damals eine wichtige Institution, wenn es darum ging, Kriminelle gefangen zu nehmen und Spion oder Komplizen zu befragen. Im Keller des White Tower befindet sich das für damalige Zeiten größte Gefängnis Londons und auch die Folterinstrumente, welche benutzt wurden, um von Tätern die Wahrheit zu erzwingen, sind dort ausgestellt. Auch, wenn das Gefängnis mit Dieben, Mördern und Staatsfeinden immer gut gefüllt war, waren es längst nicht nur normale Bürger, die hier ihre letzten Stunden verbrachten.
Besonders ist der Tower of London für seine „prominenten“ Häftlinge bekannt: Guy Fawkes, der das englische Parlament zu sprengen versuchte, Rudolph Hess, Stellvertreter Hitlers, sowie Anne Boleyn und Catherine Howard, zwei Ehefrauen von Henry VIII. Letztere hat während ihrer Gefangenschaft um einen Holzblock gebeten. Sie wusste, dass sie hingerichtet wird und wollte üben, wie sie ihren Hals am besten positioniert, damit der Tod schnell eintritt. So makaber es auch klingt, es passierte bei Hinrichtungen oft, dass der Henker nicht direkt den Hals traf und der Gefangene unvorstellbar leiden musste. Die letzte Hinrichtung fand übrigens erst 1941 statt, als der deutsche Spion Joseph Jakobs erschossen wurde. Die früheren Könige mochten es blutig, das ist leider nicht abzustreiten.
Wo die Kronjuwelen sicher sind
Glücklicherweise ist der Tower of London heute aber nicht mehr für seine grausame Vergangenheit bekannt, sondern für das, was in den Waterloo Barracks schlummert: die britischen Kronjuwelen, welche heute zu besonderen Anlässen immer noch getragen werden. Bis 1303 wurden die Kronen, Zepter und andere Schmuckstücke der Könige und Königinnen in der Westminster Abbey aufbewahrt. Als die Kronjuwelen 1303 aber gestohlen wurden, musste ein neuer, sicherer Platz her.
Der Tower of London war mit seinen dicken Mauern und den zahlreichen Soldaten zum Schutz des Königs eine passende Wahl. Bis 1815 durften Besucher die Schmuckstücke sogar anfassen! Als eine Besucherin aber einen Bügel der Imperial State Crown verbogen hat, war Schluss damit – seitdem sind die Kronjuwelen nur noch aus der Entfernung zu beobachten.
Von wilden Tieren und Raben
Dass der Tower of London nicht einfach nur eine Festung für den König oder die Königin war, habt ihr vielleicht schon bemerkt: Wohnsitz, Gefängnis, Folteranlage, Ort der Kronjuwelen, Waffenkammer und eine Münzprägestätte war er auch. Doch hättet ihr gedacht, dass der Tower of London auch ein Zoo war? Ganz richtig gelesen, ein Zoo!
Im Jahr 1210 wurde der erste Löwe in die Menagerie, ein Tiergehege, des Towers gebracht, als Heinrich III von seinem Schwager drei Löwen geschenkt bekam. Es dauerte nicht lang und die Sammlung von Wildkatzen, Bären, Kängurus und Elefanten ging weiter. Damals war es eine Sensation, exotische Tiere zu sehen, geschweige denn sie halten zu können! Nachdem allerdings der Londoner Zoo eröffnet wurde, ging das Interesse an der Menagerie im Tower immer mehr zurück. 1832 wurde sie geschlossen und alle Tiere in den Londoner Zoo gebracht.
Die einzigen Tiere, die jetzt noch den Tower of London bewohnen, sind die sogenannten Tower-Raben. Einer Legende nach müssen immer sechs Kolkraben in und um den Tower gehalten werden, ansonsten gehe das Königreich zu Grunde. Heute leben sogar mehr als sechs Raben im Tower (man weiß ja nie, ob nicht doch einer für immer weg fliegt), die alle einen Namen haben: Hugine, Munin, Branwen, Gwyllum, Thor, Baldrick, Gundulf, Bran, Colin und Fleur. Es gibt sogar einen Angestellten, der Ravenmaster, welcher sich einzig und allein um das Wohl der Tiere kümmert und sie täglich mit frischem Fleisch füttert.
Traditionen werden bewahrt: die Schlüsselzeremonie
Besucht ihr abends den Tower of London, dann habt ihr die Chance, eine Zeremonie zu sehen, die genauso auch schon vor Hunderten von Jahren ausgeführt wurde: die Schlüsselzeremonie. Jeden Abend schließen die Wachen um 22:00 Uhr die Tore zusammen mit den Soldaten nach exakt dem gleichen Prinzip, wie es auch schon zu Zeiten der Königin Viktoria geschah. Die Yeoman Warders sind die Wachen des Towers, die immer noch die gleiche Uniform tragen, wie die Tudors im 15. Jahrhundert.
Als Spitznamen tragen die Wächter übrigens die Bezeichnung „Beefeaters“ (zu deutsch „Rindfleischessende“). Wo der Ausdruck genau her kommt, kann niemand so wirklich sagen. Man geht aber davon aus, dass die Beefeaters durch ihren Beruf zum Schutze des Königs immer nah an der Hoheit waren und somit auch bei den königlichen Mahlzeiten dabei sein durften und das damals kostbare Rindfleisch essen konnten.
Aber nun zurück zur Schlüsselzeremonie. Warum war diese so wichtig? Im Gefängnis des Towers waren viele Insassen, die in der Gesellschaft sehr angesehen und bekannt waren – „Promi-Häftlinge“ sozusagen. Ihnen stand es zu, sich tagsüber außerhalb des Gefängnisses aufzuhalten und in den Grünflächen des Towers spazieren zu gehen. Damit man sicher sein konnte, dass alle Häftlinge abends auch wieder an ihrem Platz waren, wurden die Wachen von Soldaten begleitet und kontrollierten gemeinsam das komplette Gelände.
Das Austauschen von Passwörtern zwischen Wachen und Soldaten sollte dazu dienen, dass keine Angehörigen der Insassen an die Schlüssel gelangen und die Häftlinge befreien konnten. Trotz der ganzen Sicherheitsmaßnahmen wurde 2012 der Schlüssel des inneren Towers gestohlen. Natürlich wurden sofort alle Schlösser ausgetauscht, doch irgendwo auf dieser Welt gibt es jemanden, der den Yeoman Warders einen Streich gespielt hat. ;)
Auf geht’s zum Tower of London!
Wenn ihr das nächste Mal in London seid, dann solltet ihr den Tower of London auf eure Must-See-Liste setzen. Die Festung ist ein Ort, an dem sich unglaublich viel Geschichte abgespielt hat, und der genau dadurch einen ganz eigenen Charakter bekommt. Allein die Vorstellung ist beeindruckend, genau an dem Ort zu sein, wo bedeutende britische Könige einst lebten und urteilten.
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