Wenn euch beim Gedanken an Arizona sofort die Zeiten des Wilden Westens mit seinen Saloons, Cowboys und dem Goldrausch in den Kopf kommen, liegt ihr damit goldrichtig. Und noch heute ist in einer Stadt nahe Tucson der Wilde Westen allgegenwärtig: Willkommen in Tombstone, der Stadt, die einfach zu hartnäckig ist, um zu sterben.
Die Sonne knallt an diesem Tag besonders erbarmungslos auf den Süden Arizonas herab. Den Männern, die sich hier inmitten der staubigen Allen Street gegenüberstehen und sich mit angestrengtem Blick in die Augen starren, laufen Schweißperlen von der Stirn. Angespannt und mit einer Hand am Holster scheinen sie auf ein Signal zu warten – oder darauf, dass einer von ihnen endlich den Revolver zieht. Schaulustige versammeln sich am Fenster des Saloons, wollen das anstehende Duell auf keinen Fall verpassen. Andere heben nur kurz ihren Kopf, nippen an ihrem Whiskey und wenden sich dann wieder der Partie Poker zu, die dem Gewinner vermutlich ein kleines Vermögen einbringen wird. Der erste Schuss fällt, auf ihn folgen rund 30 weitere. Nicht einmal eine Minute später liegen drei der Revolverhelden reglos im roten Wüstenstaub – und die Menge jubelt.
Die Geschichte von Tombstone
Was wie eine Szene aus einem typischen Western klingt, findet jeden Nachmittag um 14 und um 15:30 Uhr in der kleinen Stadt Tombstone im Süden des US-Bundesstaates Arizona statt. An diesem Ort, in dem das für Western typische Tumbleweed durch die Straßen weht, die Postkutschen von großen Kaltblütern durch die Straßen gezogen werden und die Saloons noch aussehen wie vor rund 100 Jahren, wird der Mythos des Wilden Westens am Leben gehalten und interessierten Besuchern nähergebracht. Tombstone ist berühmt, nicht zuletzt weil sie schon vielen Westernfilmen als Kulisse diente.
Tombstone ist aber nicht etwa als reine Kulisse oder Touristenattraktion erbaut worden, sondern wurde bereits im Jahr 1877 zu den Zeiten des Gold- und Silberrausches von Ed Schieffelin, einem Geologen, der Millionen mit der Suche nach Gold verdiente, gegründet.
Als Ed trotz aller Widrigkeiten in der Nähe der heutigen Stadt auf Silber stieß, nannte er seine Mine kurzerhand Tombstone – Grabstein. Eine scherzhafte Antwort auf die Kritiker, die ihm eher den Tod durch Indianer als den Reichtum durch Gold und Silber prophezeiten. Den Namen der Mine übernahmen die Bewohner kurzerhand für die Stadt, die seit dem Fund boomte.
In den glanzvollen Hochzeiten der Stadt lebten bis zu 20.000 Menschen in Tombstone. Dank der Silberminen konnten sich gerade die Minenbesitzer einigen Luxus leisten und zahlreiche Saloons bauen, in denen das Geschäft mit Alkohol, Prostitution und Glücksspiel florierte. Ein Wilder Westen, der typischer nicht sein könnte und noch heute gerne in Filmen und Serien wie Westworld aufgegriffen wird. Die Faszination für diese gesetzlose und wilde Zeit ist also nach wie vor ungebrochen.
Tombstone – Too tough to die
Ungebrochen ist auch der Besucherandrang in der kleinen, auf mittlerweile 1.600 Einwohner dezimierten Stadt. Nachdem die letzte Silberader geschürft und die Minen durch das zu tiefe Graben überflutet wurden, folgte die Zeit der großen Abwanderung. Eigentlich ein Todesurteil, wie die Geschichten der zahlreichen anderen Geisterstädte in Arizona zeigen. Eigentlich! Denn Tombstone ist einfach zu hartnäckig, um zu sterben – too tough to die. Einige Bewohner blieben hier und erhalten seither das Wild West Erbe mit viel Liebe zum Detail. So gaben sie ihrer Stadt den Beinamen „the most authentic western town left in the United States“.
In Tombstone steht einer der ersten öffentlichen Pools Amerikas aus dem 19. Jahrhundert. Noch heute kann in ihm geschwommen werden
Heute könnt ihr in Tombstone an Touren zu vielen Themen teilnehmen, zusehen, wenn die berühmte Schießerei am O.K. Corral aufgeführt wird, mit der historischen Postkutsche oder dem Bus durch die Stadt fahren oder euch von den Guides die Wild West Vergangenheit der Region zeigen lassen. Natürlich könnt ihr auch einfach den nächsten Saloon aufsuchen und euch im authentischen Flair einen typischen Whiskey oder ein kalt gezapftes Bier schmecken lassen. Aber nicht vergessen: Auch wenn die Gesetze in Arizona das offene Tragen einer Waffe erlauben, muss der Revolver in den meisten Saloons heutzutage draußen bleiben. Ein bisschen was hat sich eben doch geändert, in der wohl härtesten Stadt Arizonas.
Alles richtig. Ich war Anfang der 90 er in Tombstone während eines Besuchs meiner Tante in Tucson. Die Show war wirklich perfekt. Auch der Besuch einer Silbermine und der Kakteenwald sind interessant.