Einmal einen majestätischen Tiger aus nächster Nähe sehen oder mit flauschigen Babytigern kuscheln, das wäre doch mal ein Urlaubserlebnis, oder? Viele Touristen sehen das genau so und lassen sich auf Selfies-Sessions mit den Tieren ein. Warum ihr euch nicht dazu hinreißen lassen solltet, lest ihr hier.

In Deutschland gehen wir gerne mal in den Zoo, wieso also nicht auch im Thailand Urlaub? Auf den Bildern in verschiedensten sozialen Netzwerken strahlen uns die fröhlichen Gesichter von Touristen entgegen, die neben einem riesigen Tiger sitzen und Babytiger sogar mit der Flasche füttern. Doch wie kann es sein, dass die Raubkatzen das mit sich machen lassen? Immerhin handelt es sich hier um Wildtiere. Werden die Tiger artgerecht gehalten? Wie sollte man sich als Tourist verhalten? Lest alles über die Hintergründe der Tiger Zoos und Tiger Tempel in Thailand.

Tiger Zoos & Tiger Tempel in Thailand

Überblick: Was sind Tiger Zoos und Tempel?

Wenn ihr in Thailand seid, werdet ihr auf unterschiedliche Bezeichnungen dieser Einrichtungen stoßen. Doch was ist der Unterschied zwischen einem Tiger Tempel und einem Tiger Zoo? Tiger Tempel haben einen eher spirituell-religiösen Hintergrund und werden meist von Mönchen betrieben. Offiziell gibt es dort ausschließlich Tiger zu sehen. In den häufiger vertretenen Tiger Zoos dagegen werden neben den Großkatzen noch andere Tierarten wie Elefanten oder auch Krokodile präsentiert. Einige verstehen sich auch als Mischung zwischen Zoo und Zirkus.

Im Grunde ist der Unterschied nicht allzu groß, denn die Tiere werden in einigen dieser Einrichtungen unter durchaus fragwürdigen Bedingungen gehalten. Natürlich gibt es auch Ausnahmen, aber dass die Bedingungen für artgerechte Haltung und Tierschutz der Tiger in Thailand auf einem niedrigen Niveau sind, lässt sich nicht wegdiskutieren.

Faszination und Degeneration

Derzeit gibt es etwa 50 Tiger-Locations in Thailand mit schätzungsweise 1.450 bis 2.500 Tigern. Die Betreiber können mit Tiger Zoos und Tiger Tempeln gutes Geld verdienen. Busladungen von Touristen kommen hier vorbei – vor allem Besucher aus dem asiatischen Raum sind von den enormen Raubtieren fasziniert.

Guru Tipp:

Wollt ihr Thailands Tier- und Umwelt schützen? Informiert euch hier über den nachhaltigen Tourismus in Thailand!

Die Tiger sind die Hauptattraktion in Shows und die Menschen können gegen Bezahlung Fotos mit ihnen machen. Doch das Ganze hat natürlich seine Schattenseiten: In schlimmen Fällen leben die Tiere in engen Gehegen und werden angekettet. Häufig sind die Tiger auf engem Raum eingepfercht, ohne Rückzugsorte oder Beschäftigungsmöglichkeiten. Mangelhafte Ernährung führt zu Degeneration, frühzeitigem Erblinden und zu Schäden an Knochen und Muskeln.

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Schattenseiten der Tourismusindustrie

Tiger sind Raubtiere, die auf schnelle Bewegungen, Reize und Stress instinktiv reagieren. Ihre Kraft ist enorm und ihre Reaktionen unberechenbar. Das wissen die Betreiber der Tigertempel und Zoos natürlich sehr genau. Um die Gefahr durch Angriffe der Tiere zu minimieren, sollen die Tiger in der Vergangenheit immer wieder unter Drogen gesetzt worden sein, um sie gefügig zu machen. Klare Beweise dafür findet man allerdings nicht.

Macht ein Selfie mit einem in Gefangenschaft lebenden Tiger euren Instagram Feed wirklich besser?

Hier müsst ihr euch einfach auf euren gesunden Menschenverstand verlassen und euch selbst fragen: Macht ein Selfie mit einem in Gefangenschaft lebenden Tiger euren Instagram Feed wirklich so viel besser? Oder ist es nicht eher ein Bild eines freilebenden und durch den Dschungel streifenden Tieres, das euch und eure Freunde nachhaltig beeindruckt?

Die Betreiber der Anlagen reagieren auf Nachfrage der Besucher, entsprechend groß ist das Angebot. Je mehr Touristen also Geld bezahlen, um ein Foto mit süßen Tigerbabys zu machen, desto mehr Anbieter werden versuchen, genau das in ihren Zoos möglich zu machen. Es ist ein Kreislauf, den man nur durchbrechen kann, wenn man auf die Verlockung schlicht und einfach verzichtet.

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Tiger Tempel-Skandal

Der wohl bekannteste Tiger Tempel Wat Pa Luangta Maha Bua in Kanchanaburi musste 2016 schließen. Nach langen Undercover-Recherchen von Tierschutzorganisationen und Razzien der Polizei kam ans Licht, dass die Mönche dort in den illegalen Handel und die Zucht von Tigern verwickelt gewesen sein sollen. Ältere und unbrauchbare Tiere sollen getötet, verkauft oder verbrannt worden sein.

Man fand 40 tote, eingefrorene Tigerbabys, in Gläsern konservierte Kadaver und unzählige Körperteile. Laut Ermittlungen sind insgesamt 134 Tiger verschwunden – und sicherlich sind nicht alle auf natürliche Weise gestorben. Nicht ganz bestätigt ist das Gerücht, dass mittlerweile unmittelbar neben dem Gelände dieses Tiger Tempels ein Tiger Zoo-Ableger eröffnet haben soll.

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Kommerzialisierung von Tigern

Wenn die Tiger ab einem gewissen Alter die Geschlechtsreife erreicht haben, werden sie zu gefährlich für den direkten Kontakt mit Touristen. Wünschenswert wäre, wenn die Tiger in artgerechter Haltung in Tierparks weiterleben können, in der Realität werden sie aber vermutlich häufig weiterverkauft und für andere Zwecke als die Zurschaustellung genutzt. Knochen, Zähne, Felle, Krallen und diverse andere Körperteile sind wichtige Bestandteile der traditionellen, asiatischen Medizin und gelten vielerorts als Statussymbol. Aus den Knochen wird der beliebte Tigerwein hergestellt – der Markt hierfür boomt.

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Die aktuelle Lage

Wie sieht die Lage aktuell in den Tiger Zoos und Tempeln wirklich aus? Sie liegen in ganz Thailand verstreut, zu denen unter anderem folgende gehören: Tiger Kingdom Phuket und Chiang Mai, Koh Samui Aquarium and Tiger Zoo, Sriracha Tiger Zoo, Khao Kheow Open Zoo, Damnoen Saduak Tiger Zoo oder Tiger Park Pattaya. Ich habe mich über zwei besonders bekannte Tiger Zoos mal genauer informiert.

Sriracha Tiger Zoo bei Bangkok

Der Sriracha Tiger Zoo, etwa 100 Kilometer von Bangkok entfernt, beherbergte lange Jahre unterschiedlichste Tiere, legte aber den Fokus auf Tiger. Es gab mehrere Tiger-, Elefanten- und Krokodilshows am Tag – Tiger mussten hier durch brennende Reifen springen und auf den Hinterbeinen tanzen.

Für ca. 200 Baht, also umgerechnet etwa 5,20€, konnte man außerdem ein Foto mit einem Tiger machen. Für rund 50 Baht durfte man die Babytiger mit der Flasche füttern. Zusätzlich bot der Zoo Fütterungen von Krokodilen, Fotos mit Affen und Elefantenreiten an. Eine weitere Attraktion waren das „Shoot’n’Feed“, wo Touristen mit Gewehren auf Ziele schießen konnten, die auf Metallkörben befestigt waren. Traf der Schütze, öffnete sich der Korb und Futter fällt ins Gehege hinab.

NEWS: Im Juli 2021 verkündete Jason Baker, Senior Vice President bei Peta Asien, in einem Hinweis auf der Webseite von Peta die Schließung des Zoos. Die etwa 5000 Tiere des Zoos sollen auf andere Areale umgesiedelt werden. Ob der Zoo auch nach der Corona-Pandemie langfristig geschlossen bleiben wird, bleibt allerdings abzuwarten.

Tiger Kingdom in Chiang Mai

Der Tiger Kingdom in Phuket und Chiang Mai wirbt dafür, dass die Tiger dort besonders gesund sind und sich ein professionelles Team aus Pflegern und Ärzten um die Tiere kümmert, was aber von vielen Besuchern nicht bestätigt wird. Man hat dort die Möglichkeit mit den Tigern Fotos zu machen oder sogar mit ihnen in den Käfig zu steigen.

Besucher können ihren Tiger wie aus einem Katalog auswählen

Und das funktioniert nach dem Motto „Bezahle für den Tiger deiner Wahl“ – je größer der Tiger, desto teurer. Man kann wählen zwischen „small“, „medium“, „big“ und „giant“ – mit den Optionen „take two“ oder „take three“. Die Touristen können den Tiger nach Alter und Größe wie ein Objekt aus einem Katalog mit Preis auswählen.

Das sagen Besucher

Die Meinungen der Besucher über die thailändischen Tigertempel und Zoos gehen deutlich auseinander. Einige sehen die Zoos als tolles Ausflugsziel, bei dem sie einzigartige Erinnerungen mit nach Hause nehmen können. Andere kritisieren zwar die Haltungsbedingungen vor Ort, empfehlen die Zoos aber dennoch weiter.

Was wiederum andere Besucher beschreiben, hört sich leider alles andere als schön an. Sie berichten von abgemagerten Tieren, bei denen man die Knochen habe sehen können, das Fell sei ungepflegt und die Tiger hätten teilweise offene Wunden. Die Käfige der Tiere seien zu klein, die Umgebung ungepflegt. Andere Beschreibungen gehen deutlich weiter und werden grausamer. Konkret verifizieren lassen sich solche Aussagen allerdings selten. Wenn ihr selbst schon einmal in einer dieser Einrichtungen wart, dann meldet euch gerne mit Feedback in den Kommentaren.

Alternativen zu Tigertempeln und Zoos

Um einen tollen Urlaub im Einklang von Mensch, Tier und Natur zu verbringen, müsst ihr nur ein paar Dinge beachten. Verlasst euch immer auf euren gesunden Menschenverstand und hört auf euren Instinkt. Wenn euch eine Einrichtung komisch vorkommt, dann vermutlich nicht ohne Grund. Unabhängig davon, ob die Tigerzoos und Tigertempel ihre Tiere artgerecht halten oder nicht, ist es doch immer noch am schönsten, den wilden Raubtieren in freier Wildnis zu begegnen.

Haltet am besten Abstand von:

  • Erzwungenen Tierfotos mit Wildtieren wie Tigern, Elefanten, Krokodilen etc.
  • Reiten auf Elefanten oder Kamelen
  • Delfinarien und Shows mit Delfinen, Robben oder Orcas
  • Elfenbein & Korallen Souvenirs

Tiger in der Wildnis sehen

Die eindrucksvollsten Erinnerungen sind doch jene, die man sammelt, wenn man die faszinierenden Tiere in ihrer natürlichen Umgebung beobachten kann. In Thailand gibt es noch einige frei lebende Tiger, die ihr mit etwas Glück bei einer Tour mit einem Ranger sehen könnt. Erkundigt euch vor eurer Reise, ob es die Möglichkeit gibt, an einem mehrtägigen Trip teilzunehmen, gelegentlich werden beispielsweise Expeditionen im Huai Kha Khaeng Nationalpark im Norden von Thailand angeboten. Auch im beeindruckenden Khao Sok Nationalpark in Südthailand werden die Raubtiere immer mal wieder gesichtet. Wenn ihr tagelang durch den Dschungel gepirscht seid, viele weitere krasse Wildtiere entdeckt um zum Schluss dann vielleicht wirklich einen Tiger erspäht, werdet ihr euer Glück kaum fassen können. Das ist viel mehr wert als jedes Selfie im Zoo, das kann ich euch versprechen.

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Umdenken ist das Zauberwort

Letztendlich geht es hier immer um Angebot und Nachfrage. Wenn ihr und viele andere Menschen auf einen Besuch verzichtet, denken die Betreiber langfristig um und passen ihr Programm an ihr Publikum an.

Ähnliches kann man derzeit beim Thema Elefantenreiten beobachten. Immer mehr Touristen zahlen lieber etwas mehr, unterstützen dafür aber echte Elefantenschutzprojekte wie den Elephant Nature Park in Chiang Mai. Anbieter von Reit- und Trekking-Touren dagegen können immer weniger Besucher verzeichnen und müssen umdenken.

Derartige Prozesse beginnen schon bei euch – nämlich dann, wenn ihr euch für Natur- und Tierschutzprojekte und gegen kurzweiliges Entertainment entscheidet und euren Freunden, Verwandten und den Usern bei Tripadvisor davon erzählt. Langfristig kann eure Entscheidung also dazu führen, dass dann auch bei den Veranstaltern und Betreibern ein Umdenken stattfindet.

 

Wie denkt ihr über dieses Thema? Macht mit bei der Umfrage!

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