Spätestens nachdem er die Todesstrafe durch Steinigung für Homosexuelle in seinem Land einführte, ist der Sultan von Brunei in aller Munde. Doch wer ist der Monarch, der zu den reichsten Menschen der Welt gehört, eigentlich?
Was euch im Hause des Sultan von Brunei erwartet, gibt es so vermutlich kein zweites Mal. In seinem riesigen Palast hortet er Besitztümer, deren Wert unsere Vorstellungskraft übersteigen, er lebt in einem Land voller Reichtum (und Öl) und hat es zuletzt mit den neu erlassenen, erschreckenden Gesetzen wieder in die internationalen Medien geschafft.
Der Sultan von Brunei
Sein Leben | Sein Reich | Sein Besitz
Scharfe Kritik an mittelalterlichen Methoden
Von seinem Volk mit Loyalität überhäuft, kann der Sultan von Brunei nicht behaupten, von der ganzen Welt geliebt zu werden. Bereits wegen seines Bruders, dessen Harem schlechte Schlagzeilen machte, geriet der Sultan in der Vergangenheit oft in die Medien. Auch er selbst wird scharf dafür kritisiert, mit Frauen nicht den besten Umgang zu haben.
Weltweite Empörung herrscht auch, seitdem er die Scharia und somit unter anderem die Todesstrafe durch Steinigung wieder einführte. Außerdem befürwortet er Geld- und Gefängnisstrafen bei Unzüchtigkeit und bei Nichtteilnahme am Freitagsgebet. Amputation und Peitschenhiebe soll es bei Diebstahl und Einbruch geben, während Ehebrecher und Homosexuelle damit rechnen müssen, mit Steinwürfen an Oberkörper und Kopf getötet zu werden. Dass internationale Kritik und entsprechende Boykottaktionen nicht ausbleiben, wenn solch mittelalterliche Methoden zur Bestrafung angewendet werden sollen, verwundert ganz und gar nicht. Prominente wie George Clooney und Ellen deGeneres riefen unter anderem dazu auf, nicht mehr in seine Luxushotelketten einzuchecken, um den Sultan zu boykottieren:
Tomorrow, the country of #Brunei will start stoning gay people to death. We need to do something now. Please boycott these hotels owned by the Sultan of Brunei. Raise your voices now. Spread the word. Rise up. pic.twitter.com/24KJsemPGH
— Ellen DeGeneres (@TheEllenShow) 2. April 2019
Welche Hotels gehören dem Sultan von Brunei?
Die neun 5 Sterne Hotels der dem Sultan gehörenden Dorchester Group Limited befinden sich in London, Ascot, Paris, Rom, Mailand, Beverly Hills sowie Los Angeles. Folgende Hotels gehören zu der Gruppe von Luxushotels:
- The Dorchester, London
- 45 Park Lane, London
- Coworth Park, Ascot
- Le Meurice, Paris
- Hôtel Plaza Athénée, Paris
- Hotel Eden, Rom
- Hotel Principe di Savoia, Mailand
- The Beverly Hills Hotel, Beverly Hills
- Hotel Bel-Air, Los Angeles
Die internationalen Proteste scheinen mittlerweile eine erste Wirkung zu zeigen: Verteidigte der Sultan von Brunei die neuen Gesetze Ende April noch in einem Brief an die EU und forderte darin sogar Verständnis, ruderte er Anfang Mai zurück und verkündete, dass die Todesstrafe nicht umgesetzt werde.
Brunei will Todesstrafe gegen Homosexuelle nicht umsetzen https://t.co/A2sEWoLeBg #Brunei #Todesstrafe #Homosexuelle
— tagesschau (@tagesschau) 5. Mai 2019
Wer ist der Sultan von Brunei?
Sultan Haji Hassanal Bolkiah Mu’izzaddin Waddaulah ibni Al-Marhum Sultan Haji Omar ‚Ali Saifuddien Sa’adul Khairi Waddien, so der vollständige Name des Sultans von Brunei, wurde 1946 geboren und ist seit 1967 der regierender Herrscher. Er ist somit der 29. Sultan der Geschichte des asiatischen Landes. Seit seinem 21. Lebensjahr ist der Sultan Staatsoberhaupt, Finanzminister, Verteidigungsminister, Außenminister, Regierungschef und auch das oberste Haupt der islamischen Staatsreligion. Ernstzunehmende Oppositionen gibt es keine.
Der Sultan war insgesamt drei Mal verheiratet und hat mit diesen Frauen zwölf Kinder, sieben Mädchen und fünf Jungen. Seine Erstfrau, die einzige, mit der er heute noch verheiratet ist, ist gleichzeitig auch seine direkte Cousine. Außerdem ehelichte er als Zweitfrau eine Stewardess der Royal Brunei Airlines, die insgesamt 23 Jahre mit dem Sultan verheiratet war. Nach der Scheidung nahm er eine 33 Jahre jüngere malaysische Fernsehreporterin zu Zweitfrau, von der er sich fünf Jahre später wieder scheiden ließ. Der erstgeborene Sohn Al-Muhtadee Billah wurde 1998 zum Kronprinzen und somit zum Thronfolger von Brunei ernannt.
Derzeit besitzt der Sultan ein Vermögen, das mehr als $20 Milliarden betragen soll. Er zählt somit zu den reichsten Menschen der Welt. In den 1990ern war er sogar der Reichste, aber Bill Gates hat ihn schließlich abgelöst. Wie sein Vermögen vermehrten sich mit der Zeit auch seine Auszeichnungen, Orden und Ehrendoktorwürden in verschiedenen Fächern. Er wurde zum Beispiel von der Universität Oxford, dem King’s College London, der Nationaluniversität Singapur sowie der Universität Aberdeen geehrt.
Das Sultanat Brunei
Das Land des Sultans, das amtlich Brunei Darussalam heißt, zählt etwa 430.000 Einwohner und liegt auf der Insel Borneo, die zum einen Teil zu Indonesien und zum anderen Teil zu Malaysia gehört. Die Hauptstadt des seit 1984 unabhängigen Landes ist Bandar Seri Begawan, die Amtssprache ist malaiisch. Etwa zwei Drittel der Einwohner Bruneis sind Muslime. Die Religionsfreiheit der Christen und Buddhisten im Land wird zwar offiziell durch die Verfassung geschützt, jedoch durch bestimmte Verordnungen stark eingeschränkt. Bereits 2014 wurde die Scharia in Brunei eingeführt, ihre Umsetzung wurde 2019 erneut verschärft.
Brunei hat, wenig verwunderlich, keine Staatsschulden, lebt aufgrund des hohen Öl- und Gas-Vorkommens im Überfluss und zählt du den wohlhabendsten Ländern der Welt. Es gibt keine Einkommenssteuer, fast die Hälfte der Einwohner arbeitet im öffentlichen Dienst und verdient dabei gut. Die medizinische Versorgung und das Bildungssystem sind in Brunei kostenlos.
Die Schätze des Sultans
Das gesamte Sultanat Brunei spiegelt den Reichtum des Herrschers und seiner Familie wider. Hier befindet sich zum Beispiel der größten Palast unserer Erdkugel. Der Istana Nurul Iman ist Wohn- und zugleich Regierungssitz des Sultans und nimmt eine beachtliche Fläche von 200.000 m² ein. Auch die Anzahl der Zimmer ist alles andere als bescheiden: 1.788 Räume und 257 Badezimmer gibt es im Palast. Am Ende der Fastenzeit macht der Sultan von Brunei diesen der Öffentlichkeit zugänglich. Bis zu 120.000 Menschen werden dann jedes Jahr persönlich von König und Königin mit Handschlag begrüßt und dürfen anschließend am großen Festmahl auf Kosten des Hauses teilnehmen.
Des Weiteren zählt zu seiner Behausung noch eine Rennstrecke für seinen Fuhrpark aus geschätzten 5.000 Luxusautos, ein Polo Feld und eine Gartenanlage zum Entspannen. Außerdem stehen auf seiner Liste der Besitztümer eine 142 Meter lange Yacht – eine der größten der Welt – und fünf private Flugzeuge.
Wer beim Schlendern durch Bruneis Hauptstadt Bandar Seri Begawan an der größten Moschee des Landes vorbeikommt, der Jame’Asr Hassanil Bolkiah Moschee, dem springen die 29 goldenen Kuppeln sofort ins Auge. Die Kugeln stehen für den 29. Sultan des Landes. Im Inneren gibt es eine Rolltreppe, die aber nur von Hassanil persönlich befahren werden darf.
Reisen nach Brunei?
Der Sultan von Brunei lebt in Prunk und Überfluss. Das kleine Land, über das er als Alleinherrscher regiert, zählt zu den reichsten der Welt, gleichzeitig haben die Einwohner Bruneis bis auf die scheinbare Religionsfreiheit keinerlei Grundrechte. Was Recht und was Unrecht ist, entscheidet allein der Sultan selbst. Das Auswärtige Amt gibt Brunei Reisenden den Rat, Schultern, Knie und Dekolletés bedeckt zu lassen, öffentlichen Alkoholgenuss und das Tragen der Farbe Gelb zu unterlassen und dringend vor öffentlich geäußerter Kritik gegenüber dem Sultan inklusiver seiner Familie und Religion abzusehen.
Hallo, wir leben derzeit in Brunei da mein Mann hier bei Öl und Gas als Expat beschäftigt ist.
In diesem Land zu leben empfinde ich eher als Strafe. Dieses Land spiegelt definitiv nicht den Reichtum von dem Sultan. Dieses Land ist 50 Jahre zurück gegenüber Europa. Fast alle Gebäude sind renovierungsbedürftig und schimmeln. Es herrscht hier absolute Diktatur. Nahverkehr nicht vorhanden, Taxis sucht man vergeblich. Das Land ist schlecht mit Lebensmittel versorgt so dass es fast unmöglich ist sich gesund zu ernähren. Alles ist furchtbar überteuert und die Qualität lässt zu Wünschen übrig. Die Krankenhäuser sind eher eine Zumutung und sehr viele fliegen aus dem Land raus um sich zu behandeln. Die Wasserqualität ist eine Katastrophe. Meine Liste ist so lang……..ich bin froh wenn ich hier wieder raus bin.