Sportliche 800 Treppen und rund drei Kilometer lange, verschlungene Gänge bringen euch im Salzbergwerk Wieliczka in Polen. bis zu 135 Meter Tief unter die Erde. Es wartet eine verwunschene Bergmannsstadt auf euch, in dessen Zentrum zahlreiche Kapellen, Kirchen und Altäre unter einer feinen Salzschicht ruhen.
Die heilende Wirkung von Salz mag vielen von euch bekannt sein. Für Wieliczka hat das „Weiße Gold“, wie es aufgrund seiner Bedeutung für Polen auch genannt wird, aber eine weitaus größere Rolle als „nur“ ein Heilmittel zu sein. Es schlägt eine Brücke zwischen Tradition und Moderne und spiegelt Polens Verbundenheit zum Bergbau wider. Wusstet ihr, dass eines dieser bedeutungsvollen Kulturgüter in der Nähe der schönen Stadt Krakau steht und sogar zu besichtigen ist? Bei dem Salzbergwerk, das ich euch heute zeige, handelt es sich nicht um irgendeinen Tagebau, sondern um ein unterirdisches Meisterwerk, das es sogar auf die UNESCO Liste des Weltkulturerbes geschafft hat! Schnappt euch eine Grubenlampe, fahrt mit mir ein und entdeckt im Salzbergwerk Wieliczka die Stadt unter der Stadt.
Salzbergwerk Wieliczka
Salz als Kulturgut | Stadt unter der Stadt
Salz als einzigartiges Kulturgut
Die Bedeutung des Salzbergwerks Wieliczka für die polnische Bevölkerung ist in vielerlei Hinsicht spürbar: zum einen war Steinsalz im 13. Jahrhundert und auch in den kommenden Jahrhunderten die Grundlage für Polens Wohlstand und wichtiges Kulturgut. Zum anderen begünstigte (und begünstigt immer noch) ein Aufenthalt in dem Bergwerk die Gesundheit und kann Atemwegsbeschwerden lindern. Ebenso erschuf das Salzbergwerk Wieliczka durch seine Bergleute ein einzigartiges, kulturelles Gut, das es so auf der Welt kein zweites Mal gibt. Nicht umsonst wurde das Bergwerk im Jahre 1978 auf die Liste des UNESCO Weltkulturerbes gesetzt. Seitdem spiegelt es Polens Verbundenheit zum Bergbau und Traditionsbewusstsein auf einzigartige Weise wider.
Wieliczka – die Stadt unter der Stadt
Bergleute zogen zur Mitte des 13. Jahrhunderts, als alle bekannten Salzquellen Polens erschöpft waren, in das Salzbergwerk ein. Ihre Aufgabe war es, nach der sogenannten Salzsole zu suchen, die dann wiederum gewinnbringend genutzt und auch verkauft wurde. Mit dem Einzug der Bergleute entstand auch gleichzeitig die Attraktion der heutigen, touristischen Touren: die Stadt unter der Stadt.
Entstanden ist sie in den Räumen, in denen die Salzsole bereits vollständig abgeschöpft war. In diesen Abbauräumen errichteten die Bergmänner in ihrer freien Zeit ganze Kirchen, Kapellen und kleine Altäre, welche sie zudem noch in ihrem ganz eigenen Stil gestalteten. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber die Fotos des Salzbergwerks erinnern mich sogar ein bisschen an das unterirdische Zwergenreich Moria, das wir aus der Herr der Ringe Trilogie kennen. Fans von Gimli & Co sollten sich hier also erst recht wohl fühlen!
Warum die Bergmänner diese Strapazen auf sich nahmen, fragt ihr euch? Bergleute sind ein sehr (aber-) gläubiges Völkchen. Sie besitzen sogar eine eigene Schutzpatronin, die Heilige Barbara, und sind zudem der Meinung, dass man nur mit dem Bergmannsgruß „Glück auf“ wieder gesund ans Tageslicht gelangt. Ihre Gebete an die Heilige Barbara wollten die Bergleute zu jeder Zeit an sie richten können, weshalb sie sich ein eigenes Städtchen unter der eigentlichen Stadt bauten.
Die schönste und größte Kapelle liegt in 101 m Tiefe und ist der Schutzpatronin des Salzbergwerks, der Heiligen Kinga, gewidmet!
Wieliczkas Verbundenheit zu den hart arbeitenden Männern, die täglich ihr Leben riskierten, ist auch heute noch deutlich für euch spür- und sichtbar. Wollt ihr eine Abwechslung zur herkömmlichen Touristenroute, nehmt ihr einfach an der Bergmannsroute teil. Ihr kleidet euch traditionelle Arbeitskleidung, bekommt Hacke und Schlegel in die Hand und könnt unter Aufsicht des Oberhauers in den knüppelharten Job reinschnuppern.
Salz soweit das Auge reicht
Ein Salzbergwerk wäre kein Salzbergwerk, wenn ihr während eurer Besichtigung nicht über zahlreiche, aus Salz geschaffene Skulpturen stolpert oder euch in den Tiefen eines Salzsees verliert. Das Salzbergwerk Wieliczka ist genau hierfür bekannt. Während der geführten Tour werden euch nicht nur der Abbau von Salzgestein und die hierfür genutzten Bergbaumaschinen näher gebracht, ihr entdeckt auch auf eurem drei Kilometer langen Weg in 135 m Tiefe, die Magie unterirdischer Salzseen und die Schönheit der mit Salzkunstwerken verzierten Kapellen.
Habt ihr etwa schon einmal einen Kronleuchter aus Salz gesehen? Oder mit Salz überzogene Treppenstufen, die ausschauen, als hätte man sie mit feinem Puderzucker bestäubt? Wenn keiner hinschaut, solltet ihr mal eine Kostprobe nehmen.
Genießt die wohltuende Kraft des Salzes
Wenn ihr unter Atemwegserkrankungen leidet oder generell auf der Suche nach einem Ort der Entspannung seid, bietet euch das Salzbergwerk Wieliczka die richtige Umgebung. In den ehemaligen Salzabbauräumen könnt ihr es euch in einem Liegestuhl bequem machen und die gesunde, mit Mineralien gesättigte Luft ganz tief einatmen. Ihr werdet schnell merken, dass diese Luft so ganz anders riecht und „schmeckt“ als die Übertage. Eure Aufenthalte könnt ihr dabei unterschiedlich lang gestalten: drei Stunden sind das Minimun, ihr könntet aber auch einen ganzen Tag für die Gesundheit einlegen oder euch sogar in einem der Salzabbauräume übernachten.
Ein Ausflug unter Tage
Was für ein himmelweiter Unterschied es doch zwischen der Luft hier oben und der reinen Luft im Salzbergwerk ist! Ich möchte am liebsten direkt wieder mit dem Seilkorb nach unten fahren und noch einmal einen tiefen Atemzug dieser herrlichen Luft nehmen. Wenn ihr nun auch auf den salzigen Geschmack gekommen seid, solltet ihr bei eurer Reise nach Krakau einen Ausflug ins Salzbergwerk Wieliczka planen.