Das schiere Ausmaß des Giganten Salto Ángel im venezolanischen Urwald wird einem erst bewusst, wenn man selbst davor steht. Und sich so unglaublich klein fühlt. Entdeckt mit mir den höchsten Wasserfall der Welt und lasst euch von seiner Schönheit verzaubern!
Versteckt in einer entlegenen Gegend im tiefsten Dschungel von Venezuela brausen Abertausende Liter Wasser mit gewaltiger Wucht den Salto Ángel herunter. Es ist kaum zu glauben, wie lange ein derart gigantisches Naturphänomen im Verborgenen bleiben konnte: Mit einer freien Fallhöhe von insgesamt 979 Metern ist der Salto Ángel der höchste Wasserfall der Welt.
Naturkoloss Salto Ángel
Wissenswertes | Entdeckungsgeschichte
Was ihr über den Salto Ángel wissen müsst
Der Salto Ángel liegt tief verborgen im Südosten von Venezuela im Nationalpark Canaima. Dieser befindet sich in der Gran Sabana, einer über 10.000 km² großen Hochfläche im Bundesstaat Bolívar, und ist Teil des UNESCO Weltkultur- und Naturerbe der Menschheit.
Durch Erosion entstanden am Rand des Amazonasbeckens in Venezuela, Guyana und Brasilien riesige Tafelberge, die von den einheimischen Pemón-Indianern als Tepuis bezeichnet werden. Auch „Inseln über dem Regenwald“ genannt, erreichen die schätzungsweise bis zu 70 Millionen Jahre alten Riesen eine Höhe von bis zu 3.000 Metern. Der wohl bekannteste von ihnen ist der Auyan-Tepui, dessen Plateau der Salto Ángel entspringt. Der mächtige Wasserfall wird von den Indigenen übrigens Kerepakupai merú, „Sprung des tiefsten Ortes“, genannt.
Besonders in der Regenzeit von Mai bis August wird die gesamte Region von starken Gewittern und Regengüssen heimgesucht, die auf das 700 km² große Plateau des Ayuan-Tepui niederprasseln und dem Wasserfall letztendlich seine riesigen Wassermassen bringen. Rund 40 Meter unterhalb der Abbruchkante rauscht das kühle Nass aus den Felsspalten und stürzt tosend die Steilwände des Auyan-Tepui hinab ins Tal. In der Trockenzeit zerstäubt das Wasser zu einer riesigen Wolke.
Salto Ángel als Vorlage für Disney-Film
Vielleicht kommt der Anblick des Wasserfalls dem ein oder anderen von euch bekannt vor? Das könnte Disney zu verantworten haben: Carl und Ellie aus dem Film Oben wollten immer zu den Paradiesfällen reisen, für die der Salto Ángel Modell stand. Regisseur Pete Docter reiste extra mit einer Gruppe in den Canaima Nationalpark, um sich die Tepuis mit eigenen Augen anzusehen, Fotos zu schießen und Eindrücke zu sammeln, die sie in den Film einbrachten. Welche Stellen unserer Erde das Team von Disney noch so alles inspirierten, erfahrt ihr in meinem Artikel über die Disney Orte.
Beste Reisezeit für einen Trip zum Salto Ángel
Ein Besuch in der Trockenzeit bringt Vor- und Nachteile mit sich. Wegen des niedrigen Wasserstandes bietet sich euch die Möglichkeit, in den Kaskaden am Fuße des Wasserfalls zu baden, was euch eure Guides in der Regenzeit wohl nicht erlauben werden.
Aktuelle Reisewarnung:
Seit Mai 2016 gilt in Venezuela der Ausnahmezustand und von Reisen in das Land wird abgeraten. Es kommt zu Ausfällen der Versorgung mit Trinkwasser und Strom sowie regelmäßigen Ausschreitungen. Der internationale Flughafen in Caracas wird nur noch von wenigen Fluggesellschaften angeflogen. Mehr Infos gibt’s beim Auswärtigen Amt.
Außerdem liegen die Chancen, einen klaren, nebel- und wolkenfreien Blick auf den Naturkoloss genießen zu können, viel höher. Allerdings führt der Salto Ángel in der trockenen Jahreszeit natürlich weniger Wasser als in der Regenzeit und wirkt dadurch bei weitem nicht so imposant. Obendrein kann es passieren, dass die Zubringerflüsse nicht mehr ausreichend Wasser führen, sodass eine Anreise mit dem Boot kaum mehr möglich ist. Das könnte für euch im schlimmsten Fall das Ende eurer Tour zum Wasserfall bedeuten. Dann bleibt euch nur noch der Flug über den Tafelberg, um den Wasserfall mit eigenen Augen zu sehen. Der Ausblick des Salto Ángel wird euch aber auch aus der Vogelperspektive sprachlos machen.
Die Entdeckung des Salto Ángel
Mit einer Höhe von fast einem Kilometer ist es fast unglaublich, dass der Salto Ángel so lange im Verborgenen blieb. Wann genau der Wasserfall nun letztendlich entdeckt wurde ist strittig. Fest steht aber, dass er erst durch den US-amerikanischen Buschpiloten Jimmie Angel am 16. November 1933 Bekanntheit erlangte. Eigentlich war Angel auf der Jagd nach Gold, fand letztendlich aber den heute nach ihm benannten, größten Wasserfall dieser Erde. Der Name Salto Ángel hat also, wie fälschlicherweise von vielen gedacht, nichts mit Engeln zu tun.
Überlebenskampf auf dem Auyan Tepui
Lange wollte dem Abenteurer Angel kaum jemand Glauben schenken, dass der Wasserfall wirklich existiert. 1937 machte er sich zusammen mit seiner Frau und zwei weiteren Begleitern erneut auf den Weg zum Auyan Tepui. Dieses Mal landete er unsanft mit seinem Flugzeug auf dem Tafelberg, wobei sich die Nase des Flugzeugs, aber vor allem die Reifen, in den Schlamm gruben und stecken blieben. Zwar blieben alle Insassen unverletzt, sie hatten aber nur wenig Ausrüstung und Proviant dabei.
Erst nach einer elftägigen Wanderung durch noch vollkommen unbekanntes und nicht kartografiertes Gelände kamen sie schließlich in der Siedlung Kamarata an und wurden versorgt. Ihre Geschichte verbreitete sich wie ein Lauffeuer: Die Anzahl an Expeditionen in die Gran Sabana Region und das internationale Interesse am Wasserfall stiegen stark an. Angels Flugzeug „El Rio Caroni“ wurde erst dreißig Jahre später vom Berg geholt und ist heute eine beliebte Touristenattraktion vor dem Flughafen Ciudad Bolivar. Von hier aus starten auch die meisten Touren in den Nationalpark.
Reise zum Salto Ángel
Heute ist der Salto Ángel eines der beliebtesten Touristenziele Venezuelas. Viel einfacher ist der Weg zu ihm im Vergleich zu damals aber nicht geworden. Um zum Wasserfall zu gelangen, müsst ihr euch auch heute noch auf eine mehrstündige Bootstour und eine Wanderung durch den venezolanischen Regenwald machen. Ein Erlebnis, das euch sicher ewig im Gedächtnis bleiben wird!
Macht euch mit dem Flieger von Puerto Ordaz oder Ciudad Bolivar auf auf den Weg Richtung Canaima. Schon aus der Luft könnt ihr einen wunderschönen Blick auf die Tafelberglandschaft und den anmutigen Salto Ángel erhaschen. Ihr landet an der Lagune von Canaima, die bereits von mehreren beeindruckenden Wasserfällen gespeist wird und wo sich euer Camp befindet.
Das Camp bildet den Ausgangspunkt für eure abenteuerliche Flusstour in Richtung des imposanten Giganten Salto Ángel. Diese müsst ihr meist in einem Einbaum der Indios bestreiten, einem aus nur einem Holzstamm gefertigten Boot.
Wichtig
Denkt unbedingt an eine Regenjacke, viel zu Trinken und feste Schuhe. Auch wenn der Weg nicht übermäßig anstrengend ist, kann es sehr rutschig werden.
Die Fahrt führt euch über den Fluss Carrao und den Rio Churun flussaufwärts, mehrere Stunden lang durch dichten Dschungel und aufregende Stromschnellen. Hier seid ihr der Natur ganz nah und springt von einem Abenteuer ins nächste. Eure Bootstour endet schließlich im Camp am mächtigen Ayuan-Tepui. Schlafen könnt ihr in den Lagern ganz abenteuerlich in bequemen Hängematten – so kommen auch keine Spinnen, Skorpione, Schlangen oder andere Tiere vom Boden an euch ran.
Fußmarsch zum Salto Ángel
Von hier aus geht es zu Fuß weiter: Schlagt euch bergauf durch den dichten tropischen Regenwald und haltet die Augen offen nach exotischen Pflanzen und Tieren. Nach knapp zwei Stunden tut sich der majestätische Wasserfall direkt vor euren Augen auf und ihr erreicht den Aussichtspunkt am Fuße des Salto Ángel. Ist die Luftfeuchtigkeit im Urwald nicht eh schon enorm hoch, so legt sich spätestens jetzt ein feiner, erfrischender Wasserfilm auf eure Haut. Das Gefühl, dort unten zu stehen und die schiere Größe des Wasserfalls bestaunen zu können, ist einfach atemberaubend. Also macht euch selbst auf den Weg!
Abenteuer Südamerika
Es ist nicht in Worte zu fassen, wie beeindruckend und wunderschön der Salto Ángel ist. Ich hoffe, euch bietet sich selbst mal die Gelegenheit den spektakulären Wasserfall mit eigenen Augen bestaunen zu können. Wie wäre es sogar mit einer längeren Südamerika Rundreise, um auch die vielen anderen Wasserfälle und Naturwunder des Kontinents zu erleben? In meinem Reisemagazin habe ich euch einmalige Reiseberichte und Tipps zusammengestellt, die euch bei der Reiseplanung helfen. Nichts wie los!