Wer früher eine Auszeit vom Job beantragt hat, galt lange Zeit als faul. Glücklicherweise denken viele Unternehmen heute anders und bieten ihren Mitarbeitern ein Sabbatical an. Was das genau ist und wie ihr eure Auszeit am besten plant, haben wir für euch zusammengefasst.
Viele Menschen träumen davon, eine längere Auszeit vom Job zu nehmen, um sich endlich den langersehnten Traum einer Weltreise zu erfüllen. Andere wollen sich wohnlich verändern, vielleicht sogar ein eigenes Haus bauen oder brauchen mehr Zeit, um sich um ihre Familie zu kümmern. Bei einer Vollzeitstelle bleiben diese Wünsche oft auf der Strecke und liegen somit in weiter Ferne. Dabei gibt es die Möglichkeit, eine Pause von dem Berufsleben zu nehmen, um sich einmal mehr um sich und das Privatleben zu kümmern: das Sabbatical. Vielleicht wäre ein Sabbatjahr ja auch für euch eine einzigartige Möglichkeit, um euren Träumen ein Stück näher zu kommen? Erfahrt hier alles Wichtige, was ihr über diese berufliche Auszeit wissen müsst.
Sabbatical – Infos zu eurer persönlichen Auszeit
- Was ist ein Sabbatical?
- Planung & Angebote
- Gesetzlicher Anspruch
- Möglichkeiten
- Krankenversicherung
- Sabbatical im öffentlichen Dienst
- Umfrage: Wie denkt ihr über ein Sabbatical?
Was ist ein Sabbatical?
Ein Sabbatical, auch Sabbatjahr genannt, ist eine längere Auszeit vom Beruf. Meist dauert diese drei bis zwölf Monate und soll dazu dienen, sich zu erholen, seine Persönlichkeit weiterzuentwickeln oder sich mehr um sein Privatleben kümmern zu können. Je nach Vereinbarung mit dem Arbeitgeber wird während des Sabbaticals noch ein Gehalt gezahlt und die Arbeitsstelle kann nach der Rückkehr wieder angetreten werden. Die Auszeit dient dazu, sich einmal mehr Zeit für sich selbst und seine Mitmenschen zu nehmen. Für viele Menschen beginnt mit dieser Zeit auch ein neuer Lebensabschnitt, eine Zeit, sich selbst noch einmal neu zu entdecken und innezuhalten – denn gerade das macht das Sabbatical aus.
Gibt es einen gesetzlichen Anspruch auf ein Sabbatjahr?
Nein, einen gesetzlichen Anspruch auf ein Sabbatjahr gibt es leider nicht. Dementsprechend seid ihr auf die Kulanz eures Arbeitgebers angewiesen, euch für eine längere Zeit freizustellen. Für größere Unternehmen ist es meist leichter auf einen Mitarbeiter zu verzichten als für eine 10-Mann-Firma. Dennoch solltet ihr euch nicht davon abschrecken lassen und eurem Arbeitgeber unbedingt euren Wunsch mitteilen, denn auch er kann von einem Sabbatical profitieren.
Macht eurem Arbeitgeber bewusst, welche Vorteile er davon hat. Durch ein Sabbatical können schlimmere Folgen wie ein Burnout oder auch eine Kündigung vermieden werden. Anstatt eines gestressten Angestellten bekommt er einen erholten Arbeitnehmer zurück, der im besten Fall sogar voller Ideen und Tatendrang steckt. Bei dem Antrag um ein Sabbatical gebt ihr gleichzeitig am besten an, wer euch in dieser Zeit vertreten kann. So macht ihr deutlich, dass ihr im Sinne eures Arbeitgebers handelt und euch das Wohl des Unternehmens wichtig ist – immerhin möchtet ihr zukünftig wieder hier einsteigen.
Welche Möglichkeiten für ein Sabbatical gibt es?
Um ein Sabbatical einzulegen, gibt es im Wesentlichen drei Varianten, wobei die erste wohl die beliebteste Möglichkeit ist und am häufigsten gewählt wird.
Vollzeitstelle zu Teilzeit-Konditionen
Die wohl beliebteste Variante für ein Sabbatical ist, eine längere Zeit Vollzeit zu arbeiten, aber nur einen Teil des Gehalts ausbezahlt zu bekommen. Während eures Sabbaticals habt ihr dann frei, bekommt aber weiterhin vom Unternehmen das angesparte Gehalt ausgezahlt. Großer Vorteil: Da ihr regelmäßiges Gehalt bekommt, werden auch Sozialabgaben bezahlt, ihr seid also weiterhin krankenversichert.
Überstunden abbauen
Die zweite Variante, Zeit für ein Sabbatical zu gewinnen, ist der Überstundenabbau. Dies bedarf aber einiger Jahre Vorbereitung, denn so viele Überstunden anzusammeln, dass man davon Monate lang fehlen darf, ist nicht ganz leicht. Außerdem sehen es manche Arbeitgeber nicht gern, wenn ihr absichtlich Überstunden ansammelt, wenn es die Situation gerade nicht erfordert.
Unbezahlter Urlaub
Wenn ihr euch für eure Auszeit unbezahlten Urlaub nehmt, wird dieser nicht vergütet. Dementsprechend seid ihr für Versicherungen aller Art selbst zuständig und solltet diese in eurer finanziellen Planung unbedingt berücksichtigen.
Was muss man bei der Krankenversicherung beachten?
Ob ihr während eures Sabbaticals noch gesetzlich krankenversichert seid, hängt davon ab, welches Arbeitszeitmodell ihr mit eurem Arbeitgeber ausgehandelt habt. Wenn ihr Überstunden abbaut oder durch eine Vollzeit-/Teilzeit-Kombination während eurer Pause regelmäßig Gehalt bekommt, seid ihr wie jeder andere Arbeitnehmer weiterhin krankenversichert. Bei Reisen in EU-Länder müsst ihr euch also keine Sorgen machen. Nehmt ihr hingegen unbezahlten Urlaub, so seid ihr nur die ersten vier Wochen krankenversichert. Danach müsst ihr euch selbst um eine Krankenversicherung kümmern. Die Kosten für eine freiwillige Krankenversicherung liegen monatlich bei mindestens 140€ und diese gilt nur für EU-Länder.
Falls ihr plant, während eures Sabbaticals zu verreisen, solltet ihr zusätzlich eine Auslandskrankenversicherung abschließen. Unser Tipp: Viele Kreditkarten bieten eine Auslandskrankenversicherung mit an. Informiert euch also am besten im Voraus über die genauen Konditionen und vergleicht die Angebote – so könnt ihr gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.
Sabbatical für Angestellte im öffentlichen Dienst
Für Beamte, Lehrer und Angestellte im öffentlichen Dienst gelten bei einem Sabbatical andere Regeln als in der freien Wirtschaft. Oftmals gibt es mehrere Teilzeitmodelle, die über eine längere Zeit (maximal zehn Jahre) ausgeführt werden können, um ein Sabbatical einzulegen. Zusätzlich ist die Dauer der Freistellung in vielen Fällen auch länger, bis zu fünf Jahre kann im öffentlichen Dienst eine Pause eingelegt werden.
Wer im öffentlichen Dienst ein Sabbatical machen möchte, kann dies nicht nur einmal tun, sondern mehrere Pausen während seiner Dienstzeit einlegen. Die Regelungen unterscheiden sich aber in den angebotenen Modellen je nach Bundesland, schaut also am besten erst einmal nach, welche Regelungen euch betreffen. Eine Übersicht dazu findet ihr auf Sabbatjahr.org. Insgesamt ist es für Lehrer, Beamte und Angestellte im öffentlichen Dienst oft leichter, ein Sabbatical einzulegen.
Wie plane ich ein Sabbatical?
Generell gilt bei der Planung eines Sabbaticals: Je früher, desto besser. Wenn ihr den Wunsch habt, eine Auszeit einzulegen, informiert euren Arbeitgeber so früh wie möglich darüber, damit rechtzeitig eine passende Vertretung gefunden werden kann. Um nach eurer Rückkehr keine böse Überraschung zu erleben, solltet ihr einen Sabbatical-Vertrag vereinbaren. In dem Dokument könnt ihr zum Beispiel schriftlich festhalten, dass ihr nach eurer Rückkehr die gleiche Stelle bekommt und nicht nur eine ähnliche Stelle. Außerdem solltet ihr den genauen Zeitraum festlegen, sodass euer Arbeitgeber die Zeit nicht einfach verkürzen kann. Ganz wichtig ist es, den Kündigungsschutz mit in den Vertrag aufzunehmen.
Wichtig:
Fertigt einen Sabbatical-Vertrag mit eurem Arbeitgeber an, um nach eurer Rückkehr keine bösen Überraschungen zu erleben.
Euch kann während des Sabbaticals nicht gekündigt werden, andersherum könnt ihr ebenfalls nicht einfach während der Pause kündigen. Auch wenn diese Vorbereitung lästig ist, lohnt sich die Zeit und Mühe. Für andere Fälle, wie zum Beispiel eine Insolvenz des Arbeitgebers, solltet ihr euch für einen Sabbatical-Vertrag an einen Rechtsanwalt für Arbeitsrecht wenden. Doch nicht nur für euren Arbeitgeber ist eine frühzeitige Info wichtig, auch euer persönliches Umfeld sollte nicht einfach ins kalte Wasser geschmissen werden. Fragt nach, wer in eurer Abwesenheit eure Post entgegennehmen kann und auch bearbeitet und wer sich um eure Wohnung kümmert. Ist es vielleicht sinnvoller, die Wohnung zu vermieten oder gar zu kündigen? Welche Verträge müssen rechtzeitig gekündigt werden: Mitgliedschaft im Fitnessstudio, Handyvertrag oder überflüssige Versicherungen? Eine vorausschauende Planung ist hier das A und O.
Gönnt euch eine Auszeit!
In der heutigen Zeit sollte es nicht mehr als faul angesehen werden, wenn ihr euch für ein Sabbatical entscheidet. Sich eine Auszeit zu gönnen, gehört zu einem gesunden und bewussten Lebensstil dazu und hilft nicht nur euch, sondern auch eurem Umfeld und Arbeitgeber. Und wenn euch ein ganzes Sabbatical zu lang ist, wie wäre es alternativ mit einem Urlaub im Kloster? So eine Auszeit kann ganz unterschiedliche, persönliche Gründe haben und viele nutzen diese Zeit auch, um sich fortzubilden oder eine neue Sprache zu lernen. Wie ihr das Sabbatjahr verbringt, ist ganz euch und euren Wünschen überlassen – Hauptsache ihr nehmt euch dabei genug Zeit für euch selbst, denn das tut Leib und Seele gut.