Wohnen, wo andere Menschen gefoltert wurden? Das soll auf der kleinen Insel Mamula in Montenegro bald möglich sein. Investoren planen ein Luxushotel auf einer ehemaligen Gefängnisinsel.
Manchmal muss man sich bei Meldungen verwundert die Augen reiben – die folgende ist so ein Fall. Glaubt man den Berichten, so soll auf der kleinen Insel Mamula in der Adria ein Luxushotel entstehen. Soweit keine Einwände – Luxus auf kleinen, fast privaten Inseln ist immer eine tolle Sache. Makaber wird es dann aber spätestens, wenn klar wird, dass diese Insel vor nicht allzu langer Zeit als Gefängnis diente. Viele Menschen ließen während dieser Zeit hier ihr Leben. Deshalb sind die Angehörigen der Opfer ganz und gar nicht angetan von der Idee der Regierung Montenegros, die ehemalige Gefängnisinsel zu verpachten und zu einem Luxusresort umbauen zu lassen.
Mamula – Vom Gefängnis zur Luxusinsel?
Die kleine Insel Mamula (oder Lastavica) ist schon seit Jahren ein beliebtes Ziel von Touristen. Diese bleiben aber in der Regel nur tagsüber – zu unangenehm ist das Gefühl, auf dem Gelände des ehemaligen Gefangenenlagers umherzuwandern und die Überbleibsel einer dunklen Zeit aus nächster Nähe zu sehen.
Das Investorenteam Orascom um den Unternehmer Samih Sawiris möchte den stetigen Verfall des Forts und der Insel aufhalten. Es gibt bereits eine eigene Webseite, auf der man sich die Pläne für das Resort, den Strand und die kleine Marina genauer ansehen kann. Unvoreingenommen betrachtet ist das ein wirklich ambitionierter und beeindruckender Plan. Das Fort soll so bestehen bleiben, wie es ist. Innerhalb der Mauern sollen die administrativen Räumlichkeiten des Hotels und das Spa Platz finden, in der kreisrunden Anlage hingegen sind Pools, Sonnenterrassen, Restaurants und vor allem die Zimmer geplant. Um den Opfern des Faschismus zu gedenken, ist ein Denkmal für die Gefangenen vorgesehen.
Widerstand gegen die Pläne
So perfekt sich die Idee auch anhört, ein historisches Bauwerk aus dem 19. Jahrhundert und die zugehörige Insel zu einer echten Perle in der Adria machen zu wollen – so makaber erscheinen die Pläne allerdings auch. Wo jahrelang Gefangene gefoltert worden sein sollen, möchte man sich nicht in der Sonne aalen, oder? Das sehen auch die Angehörigen der Opfer so und melden Widerstand an. Sie fordern, aus dem ehemaligen Gefängnis eine Gedenkstätte zu machen und darauf zu verzichten, hier ein Luxushotel zu errichten. Ob ihre Bitte erhört wird, ist fraglich, denn die Vermietung der Insel für die kommenden 49 Jahre scheint bereits seit einem Jahr beschlossene Sache.
Urlaub um jeden Preis?
Die Vorstellung, in Luxus zu schwelgen, wo andere vor wenigen Jahrzehnten die schlimmste Zeit ihres Lebens verbrachten, ist nicht sehr schön. Andererseits kann man die Bemühungen der Investoren auch als einen Versuch verstehen, die düstere Geschichte der Insel abzuschütteln und aus ihr ein positives Aushängeschild Montenegros zu machen. Hier in der Bucht rund um Mamula ist es nämlich wunderschön. Montenegro ist ein echter Geheimtipp und bietet mit einem bunten Mix aus wunderschönen Altstädten, türkisfarbenen Buchten und toller Natur alles, was es für einen abwechslungsreichen Urlaub braucht.
Was meint ihr? Sollte die Insel ein Ort des Gedenkens bleiben oder ist es Zeit, die Geister der Vergangenheit abzuschütteln und aus einem traurigen Ort einen Platz zu machen, an dem man im Hier und Jetzt einen tollen Urlaub verbringen kann?
Kommentare