Wer einmal auf La Gomera war, der kommt immer wieder. Kein Wunder, denn die zweitkleinste Kanarische Insel bezaubert mit ursprünglichem Charme, sanftem Tourismus und einer einzigartigen Naturkulisse. Kommt mit mir auf eine Reise durch märchenhafte Wälder, tiefe Täler und bunte Städte!
Unauffällig versteckt sich die zweitkleinste Kanarische Insel La Gomera zwischen ihren beliebten Schwesterinseln im Atlantik westlich des afrikanischen Kontinents. Doch gerade ihr geringer Bekanntheitsgrad macht sie zu etwas ganz Besonderem, denn Massentourismus ist hier ein Fremdwort. Ursprünglichkeit und eine atemberaubende Natur verzaubern all jene, die ihren Weg hierher finden. Die Kanareninsel überzeugt durch märchenhafte Zauberwälder, schwarze Lavastrände, eine weltweit einzigartige Sprache und wunderschöne Kolonialbauten. Ich zeige euch heute, warum La Gomera zwar „klein, aber oho“ ist!
Kunterbuntes La Gomera
Das ist La Gomera
22 Grad, angenehmes Frühlingswetter und keine Änderung zu erwarten – so oder so ähnlich klingt der Wetterbericht auf La Gomera jeden Tag. Obwohl die Insel auf dem gleichen Breitengrad wie die Sahara liegt, kühlt der Kanarenstrom La Gomera auf Temperaturen runter, die euch weder ins Schwitzen bringen noch frieren lassen.
- Lage: Im Atlantischen Ozean
- Hauptstadt: San Sebastián de La Gomera
- Einwohner: ca. 21.200
- Amtssprache: Spanisch
- Tagestemperatur: 20-29°C
Kein Wunder also, dass La Gomera vor allem bei Wanderern und Mountainbikern beliebt ist, die ihren Urlaub aktiv erleben wollen. Es werden ideale Bedingungen geboten, um sich die frische Luft den ganzen Tag und die ganze Nacht um die Nase wehen zu lassen. Temperaturschwankungen, wie sie beispielsweise auf La Palma immer wieder vorkommen können, sind vor allem im touristisch erschlossenen Süden der Insel nicht zu erwarten. Da verwundert es wenig, dass auch Christoph Kolumbus die Vorzüge der Insel zu schätzen wusste und mit seiner Mannschaft ein letztes Mal auf La Gomera anlegte, bevor er zu seiner Expedition nach Indien aufbrach.
Dass es den Seefahrer am Ende nach Amerika verschlagen hat, weiß heute jedes Kind. La Gomera ist hingegen weniger bekannt. Gut für alle, die mit einem Trip auf die Insel liebäugeln, denn hier wird sanfter Tourismus betrieben. Politisch gehört La Gomera ebenso wie die anderen Kanarischen Inseln zu Spanien, sie liegt jedoch geografisch auf dem afrikanischen Kontinent. Die Kultur auf der Insel ist allerdings aufgrund von Aus- und Rückwanderungswellen durch Südamerika und die Karibik geprägt – hier gilt Merengue statt Stierkampf.
Anreise nach La Gomera
Einen internationalen Flughafen, der nonstop von Deutschland aus angeflogen wird, kann La Gomera nicht vorweisen. Vielmehr erfolgt die Anreise über das rund 30 Kilometer entfernte Teneriffa. Ihr könnt La Gomera von beiden Flughäfen auf Teneriffa aus erreichen.
Steuert ihr in einem rund vierstündigen Flug Reina Sofia, den südlichen Flughafen der Insel, an, so empfehle ich euch eine Weiterreise mit dem Boot. Zwei Fährgesellschaften operieren von Los Cristianos aus und bringen euch in 50 bis 70 Minuten sicher nach San Sebastián de la Gomera.
- Mit dem Taxi: 20 Minuten | 25-30€
- Buslinie 111: halbstündlich | 3,30€ (Achtung: nur manche Busse halten direkt am Hafen!)
Sowohl das Schnellboot „Benchijigua-Express“ als auch die etwas gemütlichere Autofähre „Volcan de Taburiente“ verkehren mehrmals am Tag und reißen mit einem Preis ab 34,50€ für eine einfache Fahrt kein Loch in eure Reisekasse. Die Ablegezeiten der Boote können sich spontan ändern, seid daher unbedingt frühzeitig am Anleger.
Wenn ihr am nördlichen Flughafen Teneriffas (Los Rodeos) landet, dann könnt ihr mit dem Kleinflugzeug weiterreisen. In nur 30 Minuten fliegt ihr direkt nach La Gomera. Alternativ könnt ihr vom Busbahnhof in Santa Cruz den kostenlosen Shuttleservice der Reedereien quer über die Insel zur Anlegestelle in Los Cristianos nutzen. Die acht Kilometer vom Flughafen bis zum Busbahnhof überbrückt ihr am besten mit einer Taxifahrt.
Märchenwälder und schwarze Strände auf La Gomera
Das perfekte, nicht zu trockene Klima auf La Gomera schafft optimale Bedingungen dafür, dass es auf der Insel richtig grünt. Zauberhafte Waldlandschaften, denen etwas Geheimnisvolles innewohnt, erwarten euch ebenso wie eindrucksvolle, tiefe Schluchten – das Paradies für Aktivurlauber. Und für die Erholung nach dem Sport finden sich überall auf La Gomera ganz besondere Strände.
Nationalpark Garajonay
Nebel wabert durch die tiefen Schluchten und verfängt sich in knorrigen, alten Bäumen, Tautropfen schlagen sich auf den Blättern nieder und Stille umfängt euch – auch, wenn es sich so anfühlt, aber Gnome oder Feen werden euch auf La Gomera nicht begegnen. Doch auch ohne Fantasiegestalten ist der Nationalpark Garajonay absolut märchenhaft und weltweit einzigartig.
Den Spitznamen Nebelwald trägt die grüne Lunge der Insel zu Recht, denn häufig kondensiert das Wasser in den Tälern und taucht die hunderte Jahre alten Bäume in gespenstisches Licht.
Einen Lorbeerwald wie diesen findet ihr nur noch auf La Gomera. Nur hier hat die charakteristische Mischung verschiedener Baumarten, Moosen, Flechten und Farnen die letzte Eiszeit überlebt, zuvor bedeckte sie weite Teile Europas und Nordafrikas. Auch zahlreiche Tierarten lassen sich nur auf La Gomera finden, darunter die Riesenechse Lagarto Gigante de la Gomera, die man für ausgestorben gehalten hatte. Ein Paradies für Biologen, aber auch für Naturliebhaber, Fotografen und Wanderer. Letztere müssen gar nicht allzu ambitioniert sein, denn der Nationalpark lässt sich auf gut ausgebauten Wegen bequem erkunden.
La Fortaleza
Zugegeben, der Garajonay Nationalpark ist das wohl bekannteste Ziel für Wanderer und Aktivurlauber auf La Gomera. Die Stimmung solltet ihr euch auf keinen Fall entgehen lassen. Einen ebenso schönen Blick über die Insel könnt ihr aber auch von einem echten Geheimtipp aus erhaschen: Der Tafelberg La Fortaleza ist nicht ganz so einfach zu bewandern wie die meisten Wege im Nationalpark, der Aufstieg lohnt aber alle Mühen, denn vom Gipfel aus habt ihr eine einmalige Sicht über die Schluchten, die das Landschaftsbild La Gomeras prägen. Dabei ist der 1.241 Meter hohe Berg viel mehr als nur eine spektakuläre Aussichtsplattform, nämlich eine Kultur- und Opferstätte der Guachen, der Ureinwohner La Gomeras. Daher ranken sich zahlreiche Sagen um La Fortaleza und auf dem Gipfel erwartet euch das magische Auge. In die Zukunft wird hier allerdings nicht geblickt, das Auge ist ein Steinlabyrinth.
Mirador de Abrante
Nichts für schwache Nerven! 600 Meter über dem Meeresspiegel könnt ihr am Mirador de Abrante förmlich über La Gomera schweben. Im Tal schmiegt sich Agulo, das schönste Dorf der Insel mit herrlich verwinkelten Gassen und wunderschönen Kolonialbauten an die Hänge, während in der Ferne Teneriffa sichtbar wird. Die Aussicht ist einmalig und spektakulär – es lohnt sich also, der Höhenangst zu trotzen, um einmal über der wunderschönen Kanareninsel thronen zu können. Das angeschlossene Café versorgt euch mit allerlei Leckereien und bietet einen fast ebenso faszinierenden Blick.
Solltet ihr eher Küstenfreunde sein und euch nur schwer vom Meer trennen können, dann hält La Gomera einiges bereit. Entschließt ihr euch zum Beispiel für eine Tour mit dem Boot um die Insel, dann könnt ihr euch nicht nur von Delfinen begleiten lassen und mit ein wenig Glück sogar Wale erspähen, sondern auch ein weiteres Naturspektakel der Insel erleben – Los Organos. Auch wenn es den Anschein erweckt, die „Orgelpfeifen“, die hier in so regelmäßigen Abständen aus dem Meer ragen, sind nicht durch Menschenhand erschaffen. Vielmehr sind sie das Ergebnis von abgekühlter Lava in einem Vulkanschlot, der über Jahrhunderte von den Wellen freigelegt wurde. Bizarr, faszinierend und eines der beliebtesten Fotomotive auf La Gomera!
Die schönsten Strände auf La Gomera
Obwohl die Kanareninsel nicht als Strandparadies bekannt ist, so kann sie mit einer faszinierenden Besonderheit aufwarten: Statt schneeweiß erstrahlt der Sand hier pechschwarz. Hört sich zwar irgendwie falsch an, ist aber lediglich dem vulkanischen Ursprung der Insel zu Schulden und hat einen ganz besonderen Vorteil: Die Sonne heizt die schwarzen Körner auf und ihr könnt euch gerade im Winter in angenehm warmen Sand legen. Ich habe meine Strandfavoriten für euch zusammengefasst:
- Im Norden der Insel in der Nähe von Hermigua gelegen, gehört der Sandstrand Playa de la Caleta zu den schönsten der ganzen Insel. Große Sandabschnitte laden zum Verweilen ein, Bäume spenden Schatten und am Horizont lässt sich Teneriffa erkennen. Die Bucht versprüht dank einer kleinen Kapelle am Rand ein wenig romantischen Charme.
- In San Sebastián, der Verwaltungshauptstadt der Insel, die selbst durch zahlreiche wunderschöne Patrizierhäuser verzaubert, lockt vor allem die Playa de la Cueva, die nur durch einen kleinen Tunnel zu erreichen ist. Denn hier findet sich schwarzer Sand, eine durch Wellenbrecher geschützte Bucht und 250 Meter gut gepflegter Strand. Was will man mehr?
- Valle Gran Rey ist wohl der einzige Ort auf La Gomera, der zu echtem Badeurlaub einlädt. Grund dafür sind die Strände Playa de Vueltas, Playa del Ingles sowie Charco del Conde. Letzterer kann zwar „nur“ mit einem Kiesstrand aufwarten, dafür ist der Einstieg ins Wasser so flach und sicher, dass sogar Kinder bedenkenlos baden können.
Guru Tipp: Zwar lockt das Meer auch auf La Gomera, schwimmen ist aber aufgrund von Strömungen und tosenden Wellen nicht überall ratsam.
Entdeckt La Gomeras kulturelle Seite
Schwer vorstellbar, aber falls ihr euch doch mal an der Schönheit der Natur auf La Gomera satt gesehen habt, dann sorgt die Insel auf kultureller Ebene für Abwechslung.
San Sebastián de La Gomera
Wie wäre es zum Beispiel mit einem Abstecher nach San Sebastián de La Gomera, der Inselhauptstadt? Tagsüber kann man hier die herrlich bunten Bauten bewundern, die sich wie kleine Farbtupfer an die Hänge schmiegen oder die geschichtsträchtigsten Bauten La Gomeras wie die Kirche Mariä Himmelfahrt oder den Torre del Conda, das älteste Gebäude der Insel, besuchen. Im Yachthafen schaukeln die Boote im türkisen Wasser und untermalen den entschleunigten Lebensstil. Während der zahlreichen Fiestas erwacht La Gomera jedoch zu neuem Leben, denn Feiern gehört zu den Lieblingsbeschäftigungen der Insulaner. Karibisch geprägte Musik, aber auch Folklore wie der Baile del Rambor, ein Trommeltanz, gehören dabei genauso dazu wie organisierte Konzerte und Märkte. Gefeiert werden vor allem christliche Hochtage, aber auch eigentlich immer dann, wenn sich die Gelegenheit ergibt. So erwacht auch San Sebastián jeden Abend zu neuem Leben, die Cafés und Bars öffnen ihre Tore und Gesang erfüllt die Straßen.
La Gomera ist die kanarische Insel, auf der die ursprünglichen Bräuche der Region am tiefsten verwurzelt sind und nach wie vor gepflegt werden. Teil der Kultur auf La Gomera ist die einzigartige Sprache der Insel.
Wer nun ein unverständliches Kauderwelsch erwartet, das nur noch von den Ältesten gesprochen wird, der liegt sehr weit daneben. El Silbo ist eine Pfeifsprache, die mittels Tonhöhen und -längen sowie vier unterschiedlichen Vokalen und Konsonanten funktioniert. Durch die unwirklichen Täler der Insel war die Verständigung lange Zeit kompliziert, El Silbo löste diese Probleme und trug Nachrichten über mehrere Kilometer. Heute wird die Sprache in den Schulen La Gomeras unterrichtet, um ihr Fortbestehen zu sichern.
Eine kleine Zeitreise erwartet euch übrigens auch noch. Im touristischen Ort Valle Gran Rey scheint die Zeit stehengeblieben zu sein – Hippies wandern durch die Straßen, alternative Lebenskonzepte werden erprobt und Yogasessions am Strand sind das Normalste der Welt. Mehr Abwechselung kann ein Urlaub auf der Insel wohl kaum bieten, oder?
Inselzauber auf La Gomera
Ein Märchenwald, eine eigene Sprache, zauberhafte kleine Häuschen – La Gomera könnte auch Teil einer Fantasiewelt sein, findet ihr nicht? Zum Glück ist die Insel ganz real und gar nicht so kompliziert zu erreichen. Wer den Alltag ganz weit hinter sich lassen möchte, der ist auf La Gomera an der richtigen Adresse! Noch mehr Orte für eure künftigen Reisen findet ihr übrigens in meinem Reisemagazin – Fernweh garantiert!