Mit ihren dicken Festungsmauern und ihrer bewegten Geschichte ist Spinalonga eine der top Sehenswürdigkeiten Kretas. Erlebt die Geschichte der griechischen Insel vom Mittelalter bis in die Moderne und taucht in eine vergangene Welt ein.
Umgeben von kristallklarem Wasser liegt Spinalonga vor der Ostküste Kretas. Die Landschaft der griechischen Insel zieren alte Ruinen und Häuser, die unglaubliche Geschichten zu erzählen haben – Geschichten von Zusammenhalt, Leid und Hoffnung. Warum ihr euch das unbewohnte Eiland im Golf von Mirabello im Ägäischen Meer auf eurer Kreta Reise auf keinen Fall entgehen lassen solltet, erzähle ich euch jetzt.
Auf Zeitreise in Griechenland: Spinalonga
Wo liegt Spinalonga?
Rund fünf Kilometer von Elounda und 15 Kilometer von Agios Nikolaos auf Kreta entfernt liegt die rund acht Hektar große, 440 Meter lange und 250 Meter breite Insel Spinalonga.
Nur 160 Meter trennen sie von der gleichnamigen Halbinsel, die über den schmalen Isthmus von Poros bei Elounda mit Kreta verbunden ist. Zwar erhielt die Insel 1954 ihren antiken Namen Kalydon zurück, die ehemalige venezianische Bezeichnung Spinalonga hat sich allerdings stur gehalten. So wird die historische Erinnerungsstätte weiterhin von den meisten Leuten so genannt.
Die spannende Geschichte von Spinalonga
Um den Hafen von Spinalonga zu schützen, errichteten die Venezianer ab dem späten 16. Jahrhundert eine mächtige Festung. Ihre massiven Mauern ragen noch heute aus den Felsen empor, gegen die das Wasser des Ägäischen Meeres mal seicht, mal mit gewaltiger Wucht prallt. Anfang des 18. Jahrhunderts wurde die Burg den Osmanen überlassen und so zählte Spinalonga Ende des 19. Jahrhunderts über 1.100 muslimische Einwohner. Als Kreta allerdings seine Unabhängigkeit erklärte und eine Leprakolonie auf Spinalonga errichtet wurde, mussten die Bewohner 1903 die Insel verlassen. Was darauf folgte, ist das, wofür die Insel heute vor allem bekannt ist und warum sie auf meiner Liste der Top Sehenswürdigkeiten auf Kreta gelandet ist.
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Europas letzte Leprakolonie
Ende des 19. Jahrhunderts war eine Krankheit im Umlauf, die für viele früher oder später den Tod bedeutete: Lepra. Um weitere Ansteckungen mit der chronischen Infektionskrankheit zu verhindern, beschloss die kretische Regierung auf der Insel eine isolierte Leprakolonie zu errichten, die Spinalonga einen makabren Bekanntheitsgrad bescherte. Von ihrer Auflösung im Jahre 1957 an bis heute strömen Besucher auf die Insel, um einen Einblick in das Leben auf der Insel zu erhaschen.
Mussten viele der Erkrankten vorher als Ausgestoßene fernab von den Siedlungen leben, so erhielten sie hier eine Behandlung und ein Dach über dem Kopf unter Gleichgesinnten. Täglich wurden Medikamente, die Post und Lebensmittel von Kreta auf die Insel gebracht und trotz Krankheit erschufen sich die Insulaner ein normales Leben in einem Dorf mit Infrastruktur.
Zusammen renovierten sie Häuser, die heruntergekommen waren, erbauten Kirchen, hielten Nutztiere und bauten Obst und Gemüse in ihren Gärten an. Neben Privathäusern gab es nach kurzer Zeit sogar kleine Geschäfte und eine Bäckerei. Die Bewohner arbeiteten, gründeten sogar Familien und heirateten auf der Insel. Nach der Errichtung einer Desinfektionsröhre am Hafen und Haupteingang des Eilands in den 30er Jahren, durften es Besucher betreten und die Erkrankten konnten das erste Mal seit Jahren ihre geliebten Menschen wiedersehen.
Für die bis zu 1.000 auf der Insel lebenden Erkrankten galt allerdings weiterhin: So nah und wunderschön die Küste des Festlands auch ist, so blieb sie für sie unerreichbar. Der Durchbruch folgte erst deutlich später: 1953 wurden die ersten wirksamen Medikamente entwickelt und eingesetzt. Damit endete nach und nach die leidvolle Geschichte der Krankheit und so kehrten tatsächlich sogar noch einige gesund von der Insel zurück, als diese als eine der letzten Leprakolonien Europas 1957 eingestellt wurde.
Insel der Vergessenen
Bei ihrer bewegten Geschichte ist es wirklich kein Wunder, dass die Insel bereits Vorlage für zahlreiche Geschichten war. Eine der bekanntesten davon ist der britische Bestseller-Roman Insel der Vergessenen von Victoria Hislop aus dem Jahr 2005.
Er erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die sich auf der Suche nach der Vergangenheit ihrer Familie auf der ehemaligen Leprainsel wiederfindet. Die Story diente fünf Jahre später sogar als Vorlage für die 26-teilige Serie To Nisi, The Island, mit vier Millionen Euro die teuerste griechische Fernsehserie überhaupt. Buch und Serie trugen stark dazu bei, dass die breite Masse wieder auf das Eiland aufmerksam wurde.
Wie kommt man nach Spinalonga?
Heute könnt ihr die unbewohnte Insel mit ihrer Leprastation im Rahmen geführter Tagestouren und auf eigene Faust besichtigen. Im Sommer herrscht täglich reges Treiben am Fähranleger der Insel und hunderte Touristen setzen ihren Fuß auf die ehemalige Krankeninsel. Unzählige Ausflugsboote pendeln jeden Tag zwischen der Insel und den Orten Elounda, Agios Nikolaos und Plaka, die euch vor und nach eurem Ausflug mit ihren Geschäften und Restaurants zum Verweilen einladen. Setzt aber am besten bereits am frühen morgen auf die Insel über. So findet ihr recht sicher einen Parkplatz am Hafen, entgeht den großen Touristenströmen und der heißen Mittagssonne.
Von Agios Nikolaos aus geht es mit dem Schiff Richtung Insel, ein Blick auf die versunkene Stadt Olous inklusive. Ihr habt die Wahl zwischen Touren mit und ohne Führung und mit oder ohne Mittagessen – dementsprechend variieren die Preise auch, meist zwischen 8 und 20€.
Die Hin- und Rückfahrt von Plaka aus kostet euch 8€, Kinder zahlen 4€. Von Elounda aus kommt ihr für 10€ und Kinder für 5€ hin und zurück.
Beachtet, dass viele Touren zeitlich begrenzt sind und man locker über eine Stunde auf der Insel bleiben könnte. Von Elounda und Plaka geht es im kleineren Stil zur Insel. Setzt euch in eines der Fischerboote, die von morgens bis abends jede Stunde zwei Mal in See stechen. Hier habt ihr keine Führung, könnt euch aber deshalb auch so lange auf der Insel aufhalten, wie ihr möchtet. Nehmt dazu einfach das nächste Boot zurück.
Einmal angekommen, warten in vielen der zum Teil restaurierten Häuser interessante Fotoausstellungen auf euch. Sie zeigen, wie es dort vor weniger als 70 Jahren noch ausgesehen hat, als die Bewohner noch durch die Straßen zogen. Begebt euch auf die Spuren der Leprakranken, erkundet die alten steinernen Gebäude und haltet auf dem Friedhof der Insel kurz inne. Schlendert anschließend durch die antiken Ruinen der Festung und lasst euren Blick immer wieder über das wunderschöne Meer schweifen.
Eintritt und Öffnungszeiten:
Erwachsene zahlen 8€, Senioren über 65 4€. Kinder, Jugendliche und Studenten unter 18 kommen kostenlos rein.
- Apr.-Okt.: 9-19 Uhr
- Nov.-März: geführte Gruppen, Sa & So 9.30-16 Uhr
- An einigen Feiertagen geschlossen
Wenn ihr keine geführte Tour macht, könnt ihr die Insel komplett frei abseits der Hauptwege auf eigene Faust erkunden und dank der vielen Infotafeln (Griechisch und Englisch) trotzdem einiges zur Geschichte erfahren. Zieht bei eurem Besuch auf jeden Fall feste Schuhe an. Den besten Ausblick über die Insel, die umliegenden Küsten und das türkisblaue Meer könnt ihr nämlich von den höheren Punkten von Spinalonga erhaschen. Der Weg auf bis zu 53 Meter über dem Meeresspiegel führt über kaum befestigte Wege, passt also auf, dass ihr nicht ausrutscht oder umknickt.
Kleiner Servicetipp von mir: Schlagt euch vor eurer Bootstour den Bauch in einer der zahlreichen, gemütlichen Tavernen voll und genießt noch einen Kaffee an der wunderschönen Küste mit ihrem kristallklaren Wasser. Snacks und Getränke sind auf der Insel selbst nämlich sehr teuer. An den wenigen Toiletten solltet ihr euch außerdem in der Hochsaison auf längere Wartezeiten einstellen.
Entdeckt die schönsten Ecken auf Kreta
Ich hoffe, ihr seid jetzt so richtig neugierig auf Kreta. Ich habe euch von meinem letzten Kreta Urlaub ein Video mitgebracht, in dem ich euch die schönsten Spots der Insel vorstelle.
Video: Urlaubsguru
Entdeckt das geschichtsträchtige Spinalonga
Begebt euch auf die Spuren der ehemaligen Insulaner: von stolzen Venezianern, die ihre Küste verteidigten, über Osmanen, die sich über viele Jahre mit ihren Familien auf der Insel niederließen, und bis zu sterbenskranken Menschen, die mit einem außergewöhnlichen Zusammenhalt und Lebenswillen ihr eigenes Dorf aufbauten. Es ist wirklich beeindruckend, wenn ihr euch auf einem der höheren Punkten der Insel befindet und mit der Geschichte im Hinterkopf auf den Ort hinabschaut. Macht euch auf den Weg nach Kreta und erlebt es selbst! Ihr wart schon dort? Dann lasst mir doch gerne einen Kommentar da und erzählt von eurem Besuch. Übrigens: Tipps für weitere griechische Inseln bekommt ihr in meinem Reisemagazin.
Euer Bild von der malerischen Gasse im Stadtviertel Plaka ist in Athen und nicht in Plaka Kreta ;)