Reichtum macht sexy. Erfahrt hier die erschreckende Geschichte eines unbedeutenden Dörfchens, das innerhalb kürzester Zeit zur reichsten Stadt Afrikas wurde. Doch das Glück sollte nicht lange anhalten und die Geisterstadt Kolmannskuppe war geboren.
Wer nun seine grauen Gehirnzellen zum Glühen bringt und angestrengt überlegt, in welchem Zusammenhang er den Namen Kolmanskop schon einmal gehört hat – hier kommt die Auflösung: Bereits in meinem Artikel Häuser im Nirgendwo, habe ich euch Kolmannskuppe, die Geisterstadt in der Wüste Namibias, in wenigen Worten vorgestellt. Da aber nicht nur faszinierende Bilder hinter der verlassenen Stadt stecken, sondern vor allem auch eine interessante und zugleich beeindruckende Geschichte, habe ich mich diesmal intensiv auf die Spuren dieser Stadt begeben, um euch heute davon zu berichten.
Kolmannskuppe – Vom Diamantenrausch zur Geisterstadt
Glück im Unglück | Reichtum macht sexy | Einsam und verlassen | Neue Hoffnung?
Glück im Unglück: Kolmannskuppe
Kolmannskuppe – der Name kommt nicht von irgendwo her. Abgeleitet wurde er nämlich von Johnny Coleman, der bei einer Rast zwischen Keetmanshop und Lüderitz von einem üblen Sandsturm überrascht wurde. Zwar konnte er, im Gegensatz zu einem ansässigen Tierarzt und dessen Begleiter, gerettet werden, doch musste er seinen Ochsenkarren zurücklassen, mit dem er regelmäßig Waren zwischen den beiden Orten hin und her transportierte. Angesichts dieses beinahe tragischen Vorfalls erhielt die Stadt den Namen Kolmannskuppe auch bekannt als Kolmanskop oder Colamnskop. Was die Stadt aber tatsächlich interessant machte, war ein zufälliger Diamantenfund im Jahre 1908. Dieser wurde bei dem geplanten Bau einer Eisenbahnstrecke zwischen Lüderitz und Keetmanshoop, die durch Kolmannskuppe führen sollte, entdeckt. Dabei geschah das Unglaubliche: Zacharias Lewala, einer der Gleisarbeiter, entdeckte einen Diamanten. Sein Vorgesetzter August Stauch nahm diesen in Besitz, erkannte den Wert und ließ sich direkt mit zwei weiteren Personen die Schürfrechte in Kolmannskuppe sichern. Natürlich blieb ein unkontrolliertes Schürfen nach Edelsteinen aber nicht aus und Kolmannskuppe erlebte einen Boom, der die Stadt zum Leben erwachen ließ. Geld spielte fortan keine Rolle mehr, Luxus wurde groß geschrieben.
Reichtum macht sexy
Obwohl die Lebensverhältnisse in der Wüste sehr schlecht waren, siedelten sich in Kolmannskuppe innerhalb kürzester Zeit bis zu 400 Menschen an. Steinhäuser wurden gebaut, Verwaltungs- und Dienstgebäude errichtet, selbst ein Elektrizitätswerk spross aus der Erde. Auch ein Krankenhaus, eine Eisfabrik, ein Tante-Emma-Laden, eine Kegelbahn und eine Schule kamen schon bald hinzu. Benötigtes Baumaterial und Waren wurden dafür aus Deutschland herangezogen. Innerhalb weniger Jahre wurden in Kolmannskuppe Diamanten im Wert von bis zu fünf Millionen Karat abgebaut. Was im Jahr 1908 begann, sollte im Jahr 1935 aber auch schon wieder zu Ende sein. Denn Diamanten gab es so gut wie keine mehr, was dazu führte, dass all jene Sucher weiter zogen und in anderen Gebieten auf Fundstücke hofften. So kam es, dass 1956 auch die aller letzte Familie den Ort verließ und Kolmannskuppe mutterseelenallein zurückließ. Wie die Stadt heute aussieht könnt ihr in diesem Video sehen:
Video: Offroadadventurer
Einsam und verlassen
Da mit der Zeit weder jemand in den Häusern wohnte noch sich darum kümmerte, trugen diese enorme Schäden von den Sandstürmen davon. Die Wüste hat sich sozusagen ihre einstige Landschaft wieder zurückgeholt. Auch Plünderern, besser gesagt Bauherren fielen die Häuser zum Opfer. Wurde in den Nachbarstädten nämlich neues Gut gebaut, besorgte man sich im verlassenen Kolmannskuppe entsprechendes Baumaterial. Selbst die Eisenbahnschienen konnten verwertet werden und wurden dementsprechend entfernt. Heruntergekommene, verlassene und zerstörte Häuser zieren seit dieser Zeit das Bild der Geisterstadt mitten in der Wüste Namibias. Die Geschichte von Kolmannskuppe ist kurz: auf einem rauschartigen Höhepunkt folgte ein hartes, abruptes Ende.
Neue Hoffnung?
1983 nahm sich die Regierung diesem Problem an und restaurierte nach und nach ein verfallenes Gebäude. Selbstverständlich aber nicht ohne Eigennutzung: Die Geisterstadt sollte sich in ein Freilichtmuseum verwandeln. Dafür wurden die ehemaligen Institutionen wie das Kasino, die Turnhalle und die Eisfabrik instand instand gesetzt. Sogar ein eigenes Museum, das die Geschichte von Kolmannskuppe erzählt, wurde gebaut. Aufregend und unheimlich zugleich ist ein Besuch in der ehemals reichsten Stadt der zwanziger Jahre, wenn man bedenkt, welche Geschichte und Schicksalsschläge dahinter stecken. Führungen durch die ehemalige Geisterstadt werden täglich von montags bis samstags am Vormittag angeboten. Sonn- und Feiertage haben gesonderte Führungszeiten, nämlich um 10 Uhr. Für einen kleinen Eintrittspreis von 85 namibischen Dollar (umgerechnet ca. 5,70€) dürft ihr euch auf eine spannende Entdeckungstour begeben. Wer die Geisterstadt auf eigene Faust erkunden möchte, kann das mit einer Sondergenehmigung machen. Wenn ihr schon einmal in der Gegend seid, solltet ihr auch unbedingt einen Abstecher nach Lüderitz machen. Warum eine namibische Stadt einen so deutschen Namen hat, erfahrt ihr in meiner großen Namibia Themenwoche in meinem Reisemagazin. Wenn ihr dann noch mehr über Namibia erfahren möchtet, schaut doch mal bei namibia-tourism.com vorbei! Dort findet ihr weitere Infos für eure Reise.
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