Habt ihr gewusst, dass mitten in Paris ein riesiges Tunnellabyrinth unter der Erde liegt, in dem Millionen von Toten untergebracht sind? Alte Schädel und Knochen, schmale Gänge und weit und breit kein Tageslicht. Kommt mit in die Katakomben in Paris, dem geheimnisvollen Reich der Toten unter der Erde.
Wenn ihr durch die Stadt der Liebe spaziert, spaziert ihr gleichzeitig auf über sechs Millionen verstorbenen Parisern. Denn tief unter der Erde erstrecken sich die Katakomben von Paris, ein über 300 Kilometer langes Tunnelnetz unter der Erde. Totenschädel und Knochen liegen aufgebahrt in den alten Gängen und hin und wieder hört man Geschichten von Menschen, die sich Zugang zu den Katakomben verschafften und das Tageslicht nie wieder erblickten. Was es mit den gruseligen Gängen unter den Straßen von Paris auf sich hat und wie ihr das Reich der Toten besuchen könnt, erfahrt ihr in meinem Artikel.
Die Katakomben von Paris
Katakomben unter der Stadt
Die Katakomben von Paris existieren bereits seit vielen Jahren. Auf etwa 300 Kilometern erstrecken sich die unterirdischen Tunnel, die im 19. Jahrhundert als Beinhaus genutzt wurden. Circa sechs Millionen verstorbene Pariser sind hier untergebracht, die Katakomben gelten damit als das größte Beinhaus der Welt. Immer wieder gibt es Horrorgeschichten über den pariser Untergrund. Von den „Cataphilen“, die sich aus Neugierde und Entdeckungslust illegal in den Abgrund wagen, von Forschern, die ohne Genehmigungen das Tunnelnetz erschließen wollen und auch immer wieder von Verbrechern, Drogenabhängigen und Satanisten, die dort unten ihr Unwesen treiben.
Die Entstehungsgeschichte der Katakomben
Die ersten Tunnel unter Paris entstanden bereits vor etwa 2.000 Jahren. Damals wurden unter der Stadt Gestein, Lehm und andere Materialien abgebaut, die für den Bau von Gebäuden verwendet wurden. So entstanden über die Jahre hinweg zahlreiche Steinbrüche und Tunnelgänge, die zusammen genommen etwa 300 Kilometer lang sind.
Patrick Süskind, Victor Hugo und viele andere Autoren beschrieben die Zustände in Paris in ihren Werken besonders eindringlich. Armut, Hunger und Krankheiten prägten das Bild der Stadt.
Als es jedoch irgendwann zu größeren Einstürzen von Straßenabschnitten und Häusern kam, wurden die Steinbrüche geschlossen. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts war Paris bereits zu einer großen, dicht bevölkerten Stadt herangewachsen. Krankheiten und Hunger forderten viele Leben und schon bald reichte der Platz auf den Pariser Friedhöfen nicht mehr aus. Verstorbene lagen teilweise nur halb verscharrt an der Oberfläche, Verwesungsgeruch lag in der Luft und die giftigen Faulgase der Leichen setzte den Bewohnern der Stadt schwer zu. So wurde 1785 beschlossen, die Verstorbenen fortan in die düsteren Gänge unter der Stadt zu verlegen. Bis ins Jahr 1859 wurden dort regelmäßig Verstorbene untergebracht, deren sterbliche Überreste bis heute dort lagern.
Zugang und Besichtigung der Katakomben in Paris
Der Großteil der Pariser Katakomben ist geschlossen und kann nicht besichtigt werden. Zum einen, weil die alten Schächte einsturzgefährdet sind, zum anderen, um die Ruhe der dort lagernden Verstorbenen nicht zu stören und nichts zu beschädigen. Einige Teile der Katakomben sind sogar zweckentfremdet worden. Die Stadt verlegte Rohre und Leitungen in die Gänge und die französische Nationalbank lagert dort sogar ihren Goldschatz. Ein etwa 1,5 Kilometer langer Abschnitt der Katakomben ist jedoch für Besucher zugänglich und gewährt Einlass in das Reich der Toten.
Das Museum
Die Katakomben gehören zu den beliebtesten Paris Sehenswürdigkeiten. Ein etwa 1,5 Kilometer langer Gang unter der Erde ist für Touristen freigegeben. Betretet könnt ihr ihn am Place Denfert-Rochereau, wo ihr euch 20 Meter unter die Erde begeben könnt. Dort könnt ihr auf verschiedenen Infotafeln etwas über die Geschichte der Steinbrüche und der Nutzung der Gänge als Beinhaus lesen und die alten Knochen mit eigenen Augen sehen. Das ist nichts für schwache Nerven!
Die Knochen sind bereits im 18. und 19. Jahrhundert in geometrischen Formen angeordnet worden, überall erwarten euch Wände aus Schädeln oder Statuen aus Hüft- und Beinknochen. Wenn ihr dann das Tor mit der Inschrift „Arrête! C’est ici l’Empire de la Mort!“ passiert, was übersetzt etwa „Stopp! Hier ist das Reich der Toten“ heißt, durchfährt euch garantiert ein ziemlich beklemmendes Gefühl. Nach etwa einer Stunde erreicht ihr das andere Ende des Ganges und verlasst das Museum an der Rue Rémy Dumoncel.
Tickets für die Katakomben in Paris
Wenn ihr den Abstieg in die pariser Katakomben wagen wollt, solltet ihr genügend Zeit mitbringen.
Ausgang: Rue Rémy Dumoncel, 75014 Paris
Ticket ohne Anstehen: Erwachsene (mit Audioguide) ab 29€; Jugendliche bis 17 Jahren (ohne Audioguide) 5€.
Zum Schutz der zerbrechlichen Knochen und Schädel unter der Erde dürfen sich maximal 200 Personen gleichzeitig in dem zwei Kilometer langen Gang aufhalten. Das führt bei etwa 30.000 Besuchern am Tag zu extrem langen Wartezeiten zwischen zwei und vier Stunden. Seit einiger Zeit bietet das Museum auch Tickets ohne Anstehen an. Diese sind mit einem Preis von 31€ pro Person zwar etwas teurer als die normalen Tickets, ersparen euch aber wirklich eine sehr lange Wartezeit. Unter der Erde von Paris herrschen das ganze Jahr über etwa 14 Grad, außerdem kann es ziemlich staubig werden. Ihr solltet also nicht eure beste oder dünnste Kleidung tragen. Außerdem solltet ihr darauf achten, keine großen Taschen oder gar Koffer mitzunehmen, diese sind zum Schutz der Katakomben nicht erlaubt. Seid ihr entsprechend vorbereitet, steht eurem Ausflug in das Reich der Toten nichts mehr im Weg.
Good to know: Menschen mit einem Behindertenausweis können die Katakomben kostenlos und ohne Anstehen besichtigen, einen Zugang für Gehbehinderte gibt es allerdings nicht.
Ein Leben im Untergrund
Im 2014 erschienenen Horrorfilm „Katakomben“ wagen sich einige Jugendliche in die Katakomben von Paris und erleben dort einen wahr gewordenen Alptraum.
2004 entdeckte die Polizei in den Katakomben durch Zufall einen voll ausgestatteten Kinosaal mit Sitzen, einem Projektor, einer Bar und sogar Anschlüssen an das Strom- und Telefonnetz der Stadt. Sogar eine Überwachungskamera und ein Bewegungsmelder waren installiert. Als die Polizei kurz darauf mit einer Spezialeinheit wiederkehrte, war das Kino verschwunden. Sie fanden nur einen Zettel mit der Aufschrift „Sucht uns nicht!“
Immer wieder gibt es gruselige Geschichten über schwarze Messen, die in den dunklen Tunneln abgehalten werden und Menschen, die sich tagelang in den Untergrund zurückziehen. Doch was ist eigentlich dran an den zahlreichen Horrorgeschichten? Tatsächlich gibt es einige „Cataphile“, also Katakombenliebhaber, die sich regelmäßig illegal Zugang zu dem großen Tunnelnetz verschaffen. Häufig sind es jedoch lediglich neugierige Jugendliche. In den 80er Jahren gab es einige Unruhen und illegale Partys in den Katakomben, seitdem patrouilliert die Polizei dort täglich. Aufgrund der Größe der unterirdischen Gänge gelangen aber dennoch immer wieder einige Neugierige unbemerkt in die Katakomben. Ob nun an den Horrorgeschichten über satanistische Kreise und verschwundene Menschen etwas dran ist, lässt sich schwer sagen. Fakt ist jedoch, dass es nicht ungefährlich ist, sich dort unten aufzuhalten. Viele Gänge sind mit Grundwasser gefüllt, die Gefahr zu sich zu verlaufen ist groß und hin und wieder brechen Steine aus der Decke. Die Katakomben sind also aus gutem Grund bis auf wenige Ausnahmen vollkommen zu Recht nicht zugänglich.
Traut ihr euch in die Katakomben von Paris?
Wer an die Stadt der Liebe denkt, denkt vermutlich nicht zuallererst an das Reich der Toten unter den Straßen. Die Katakomben sind auf jeden Fall ein ziemliches Kontrastprogramm zu den romantischen Straßen der Stadt. Würdet ihr euch den Abstieg 20 Meter unter die Erde trauen, um die Überreste von Millionen Verstorbenen mit eigenen Augen zu sehen? Findet ihr diese Art von Sightseeing zu makaber oder ist das für euch eine total spannende Sache? Schreibt mir eure Meinung dazu gern in die Kommentare. Ob die Katakomben nun euer Fall sind oder nicht, Paris ist immer eine Reise wert und hat wirklich einiges zu bieten! Bei meinen Städtereisen findet ihr die besten Angebote für euren Trip nach Paris.