Ein Kanu, ein Zelt und um euch herum eine fantastische Seenlandschaft… Klingt das nicht nach einem Traum? Wie ihr Schwedens Seen auf eigene Faust erkundet und was ihr beachten müsst, habe ich für euch getestet.
Schweden erkunden, am besten mit dem Kanu, gemächliche Touren über riesige Seen und abendliche Kochsessions – das klingt für euch nach einem wahr gewordenen Outdoor-Abenteuer? Das habe ich mir auch gedacht und deshalb eine der beliebtesten Touren, die man bei Urlaubsguru finden kann, getestet. Natürlich habe ich passend dazu auch ein Video für euch mitgebracht. Eines zu dieser Tour schon mal vorweg: Es war überragend schön und unglaublich entspannt.
Video: Kanu-Urlaub in Schweden
Video: Urlaubsguru
Schweden: Auf Kanutour über die Seen
Wie genau sieht so eine Kanutour auf eigene Faust denn überhaupt aus? Auf was lässt man sich ein und kann man die Reise auch als absoluter Outdoor-Laie bewältigen? All diese Fragen habe ich mir im Vorfeld natürlich gestellt und bin überrascht, wie gut in der schwedischen Wildnis dann letztendlich alles geklappt hat.
Die Tourdetails im Überblick
- An- und Abreise ab Deutschland mit dem Bus
- Einwöchiger Aufenthalt auf den schwedischen Seen rund um Lennartsfors
- Zelt / Kanu / Verpflegung inklusive
- Kanu-Wanderkarte und Einweisung gratis
Ankunft im Outdoor Camp in Höglund
Ich mache ich mich mit meinem Gepäck, einer dicken Isomatte und meinem Schlafsack auf den Weg nach Schweden. Startpunkt der Tour ist immer das Outdoor Camp in Höglund am riesigen See Foxen, der in den kommenden Tagen mein Zuhause sein wird.
Hier bekomme ich ein Kanu, einen wasserfesten Seesack, ein Zelt und eine Menge Proviant. Nach einer sehr detaillierten Einweisung geht es direkt los. Jedes Kanu ist im Bestfall mit zwei Personen belegt und kann so mit zwei Paddlern gut Fahrt aufnehmen. Für fünf Kilometer Fahrt auf dem See benötige ich etwas mehr als eine Stunde und erkunde so schon am ersten Nachmittag einige tolle Ecken der Seelandschaft. Wackelig ist die Fahrt übrigens nicht, die Boote liegen ziemlich stabil auf dem Wasser.
Auf der Kanu-Wanderkarte sind überall Rastplätze, sogenannte Dano-Plätze eingezeichnet, die meisten haben eine kleine Windschutzhütte, eine Feuerstelle mit Sitzplätzen und eine Trockentoilette. Gebadet wird im See – die Wasserqualität ist so gut, dass man es außerdem ohne Probleme zum Kochen nutzen kann. Ich habe tatsächlich immer mitten auf dem See die Wasserflasche in den See gehalten und aufgefüllt. Klarer ist das Wasser auf den Malediven auch nicht.
Mein erstes Camp in der Wildnis
Nach rund vier Stunden suche ich mir mein erstes Camp. Das Prozedere ist eigentlich immer das gleiche: Man sucht sich einen gemütlichen Platz für die Nacht, holt sein Gepäck aus dem riesigen silbernen Kanu und macht sich daran, ein gemütliches Lager aufzuschlagen.
Ich steige also aus, schleppe mein Equipment auf eine kleine Insel, schnappe mir einen kleinen improvisierten Besen und fege mir eine 2×2 Meter große Liegefläche frei. Das ist wichtig, denn überall sind kleine Holzstöckchen und viele Tannenzapfen verteilt, die nachts in den Rücken pieksen, wenn man nicht vor dem Zeltaufbau einmal durchfegt.
Innerhalb von ein paar Minuten steht mein Zelt und auch meine kleine Outdoor-Küche ist mit wenigen Handgriffen montiert.
Feuer machen darf ich nicht, denn wenig Regen und perfekter Sonnenschein haben die Wälder ausgetrocknet. Ranger patrouillieren regelmäßig auf den Seen und gehen gegen illegale Feuer-Macher hart vor. Wenn ihr also im Outdoor-Camp die Anweisung erhaltet, aufs Feuer machen zu verzichten, dann haltet euch unbedingt dran.
Dinner bei Sonnenuntergang
In einer riesigen Tonne habt ihr eine Menge Proviant dabei – neben Nudeln, Kartoffeln, unterschiedlichsten Konserven und Aufstrichen bekommt ihr bei der Abfahrt auch noch einen großen Eimer mit Obst und Gemüse, Käse und Wurst.
Ich entscheide mich an meinem ersten Abend für Nudeln mit Tomatensoße. Die einfachsten Gerichte sind in dieser Kulisse einfach die besten, das kann ich euch versprechen. Im Seewasser gegarte Nudeln, blubbernde Soße aus passierten Tomaten, Zwiebeln, Kidneybohnen und Gemüsebrühe – klingt nach einem Fest, oder?
Wahnsinnsaussicht auf den Sonnenuntergang
Egal, wo ihr auch immer euer Lager aufschlagt, die Aussicht ist perfekt. Ich habe beim Kochen so lange getrödelt, dass ich mein Dinner mit Blick auf einen spektakulären Sonnenuntergang genießen kann. Unfassbar, wie lange die Sonne im Sommer in Schweden am Himmel steht, alle zehn Minuten ändern sich die Farbschattierungen von orange zu rot zu pink. Stockdunkel wird es übrigens nicht.
Nach dem Essen muss noch gespült werden, dafür habe ich Naturseife dabei, die über das Grundwasser gut abgebaut wird. Tut den Seen einen Gefallen und verzichtet auf euer übliches Shampoo und switcht für die Zeit am See auf diese Seife um. Dann bleibt das Wasser hier auch in den nächsten Jahren trinkbar und gesund.
Schlafen im Zelt
Meine erste Nacht im Zelt ist gemütlicher als gedacht. Kein Wunder, nach einem Tag auf dem Wasser bin ich todmüde und freue mich darauf, in meinen Schlafsack zu krabbeln. Ich habe einen dicken Hoodie mit, die Kapuze ziehe ich zum Schlafen über den Kopf, so machen mir die 15 Grad während der Nacht gar nichts aus. Das leichte Wellenrauschen und einige Mäuschen, die leise durchs Laub rascheln, sind die beste Einschlafhilfe.
Schwedens Seen – Entspannung pur
Der nächste Morgen startet mit einem heißen Kaffee am Wasser, einem zünftigen Nutella-Brot, traumhaften Blicken auf den See und der Aussicht auf einen sonnigen Tag. Schon jetzt bin ich total entspannt, denn hier gibt es nichts, was euch ablenkt oder gar stressen könnte. Es gibt nur euch, euer Kanu und die Möglichkeit, stundenlang herumzuspazieren, Inseln zu erkunden und zwischendurch im See schwimmen zu gehen. Der Foxen ist für mich das ultimative Outdoor-Paradies.
Die Tage vergehen wie im Flug
Ein Tag nach dem anderen vergeht wie im Flug, jeden Abend schlage ich mein Lager an einer anderen Stelle auf und lasse mich treiben, bleibe da, wo es mir gefällt und genieße die einzigartige Ruhe Schwedens in vollen Zügen.
Gelegentlich wünsche ich mir mein gemütliches Bett zurück, doch die morgendlichen Ausblicke entschädigen für die harten Nächte auf der Isomatte.
Ihr seht: Selbst wenn ihr, wie ich, absolute Camping-Laien seid, wird so eine Kanu-Tour zu einer wirklich entspannten und außergewöhnlich coolen Angelegenheit. Lasst euch auf die Natur ein und vergesst Deadlines, nerviges Großstadt-Getümmel und den Stress des Alltags für ein paar Tage. Hier oben, auf den schwedischen Seen, ist das alles ganz weit weg.
Bei der Abreise bin ich entspannt, durch und durch erholt und verlasse die Seenlandschaft ein bisschen wehmütig. Wenn ihr selbst einmal hier wart, werdet ihr verstehen, was ich meine…
Was ihr wissen solltet
Wenn ihr mit dem Gedanken spielt, selbst durch die schwedischen Seenlandschaften zu schippern, habe ich einige Tipps für euch, die euren Urlaub hier noch besser machen werden.
- Nehmt eine gute Isomatte mit. Die ist wirklich Gold wert.
- Kauft euch eine leichte Hängematte. Die könnt ihr easy zwischen den Bäumen montieren und den lieben langen Tag abhängen.
- Packt leicht. Ich hatte viel zu viel mit und habe letztendlich nur 1/3 der Klamotten gebraucht.
- Vergesst Bikini und Badehose nicht.
- Eine gute Powerbank mit 5-6 Aufladungen hält euer Handy am Leben. Strom gibt es zwar im Camp, aber da wollt ihr ja nicht ständig hinpaddeln.
- Lasst keinen Müll zurück. Ihr bekommt einen stabilen Müllbeutel, den ihr dann bei der Abreise abgeben könnt.
- Wenn Feuer machen verboten ist, haltet euch unbedingt daran und kocht auf dem praktischen Camping-Kocher, den ihr vom Camp-Team erhaltet.
- Lasst die Seele baumeln und stresst euch nicht. Nehmt euch die 1-2 Bücher mit, die ihr immer schon mal lesen wolltet.
Alle weiteren Infos erhaltet ihr auf der Webseite von Scandtrack – das Team hat für jede Frage eine hilfreiche Antwort parat.
Ich dachte erst noch, scandtrack könnte nicht schlechter werden
Wir, vier Männer, waren in der ersten Juliwoche 2023 über den Reiseveranstalter scandtrack am Tiomilaskogen/Schweden auf einer Kanu-Tour. Ich gehöre absolut nicht zum typischen Beschwerde-Klientel und gebe in der Regel auch keine negativen feedbacks, aber zum Preis-Leistungsverhältnis und dem Kundenumgang bei dieser Reise muss ich mich dann doch mal äußern.
Ich war bereits 2009 mit scandtrack auf einer etwa einwöchigen Tour im Gebiet des Sees Lelång (Bengtsfors, Lennartsfors) nahe der norwegischen Grenze, wo Busanreise, Proviant, sämtliches equipment all inclusive war, solide Betreuung vor Ort durch scandtrack, keine weiteren Kosten. Wir mussten einmal so ca. 50 oder 100 m das Boot umtragen. War ein gutes Erlebnis, was mir als Inspiration und Referenz für unsere jetzige Reise 2023 diente. Ein Bekannter unserer Reisegruppe war vor zwei Jahren mit scandtrack in Nordmarken unterwegs, 11 Tage, Bus/Proviant inkl., 1x kurze Umtrageaktion. Ca. 450-500 € gesamt. Soviel zunächst dazu, was unsere Erwartungshaltung beeinflusste.
Nachdem wir also 2023 bei scandtrack gebucht haben, haben wir anschließend mittels der zugesandten Unterlagen herausgefunden, dass mehrere Umtrageaktionen der Kanus mit einer Gesamt-Umtragestrecke von ca. 12 km zu bewerkstelligen sind.
Zu letzterem Punkt äußere ich mich später noch.
Als wir nach 1.400 km und ca. 20 h Eigenanreise an der Zieladresse eintrafen, rechnete ich mich einer Art Empfang und offiziellem scandtrack-Lager wie 2009, wir mussten aber feststellen, dass wir nicht mal ein einziges Hinweisschild zu Gesicht bekamen. Wir mussten also auf Zufallsbasis an Hütten klopfen, in der Hoffnung, eine Kontaktperson zu treffen. Als es dann soweit war, wurden wir bei Regen und 10-11 Grad nicht in irgendeine Behausung gebeten oder vielleicht mal Kaffee oder Tee angeboten, sondern uns wurde aufgetragen, noch ca. eine weitere Stunde draußen im kalten Regen zu warten.
Dann wurden die Kanus und Equipment ausgegeben und Schwimmwesten, die sogar die Kontaktleute vor Ort als abgenutzt bezeichneten. Der Transfer-Shuttlebus war alt, abgewirtschaftet und dreckig.
Bezüglich des Umtragens: Ein auch ausgeleertes Kanu aus dem Wasser zu heben und die Uferböschungen hochzutragen, konnten wir vier Männer bewerkstelligen, haben uns aber schon gefragt, wie das z.B. ein Vater mit einem minderjährigen Kind bewerkstelligen soll. Und man muss keine Reisegruppe von vier Ingenieuren sein, um zu ahnen, dass die mitgegebenen Rollwägen konstruktiv völlig ungeeignet für kilometerweitere Transfers über steinige, verblockte Waldstraßen sind: Freitragende, unverstrebte, dünnwändige Lagerholme aus sprödem Plastik tragen so ein Kanu auch dann nicht dauerhaft, wenn zusätzlich das Gros der Gewichte aller Materialien für eine knappe Woche am eigenen Körper mitgeführt wird (was übrigens auch nicht unserer Vorstellung eines kostenaufwendigen AI-Urlaubs entspricht). Es ist schon ärgerlich genug, wenn man 2x mitten im Wald aufgrund derer unzureichenden Ausrüstung mit einem Bruchschaden liegen bleibt. Aber dass man noch diese abgewirtschafteten, inadäquaten Rollwägen für 50 € in Rechnung gestellt bekommt, müssen wir schon als Dreistigkeit betrachten.
Auch hat eine kurze google-Recherche ergeben, welche deutlich höhere Qualität solcher Wägen für 50 € als Neuprodukt wirklich erhältlich sind. So hochwertig wie die abgebildeten auf scandtracks Webseite waren unsere jedenfalls bei Weitem nicht.
Ebenfalls erschrocken waren wir nach Rückkehr zum Camp, dass scandtrack Mietgebühren selbst für die Stautonnen erhebt, die uns so ohne bezugnehmende Ansage angeboten und mitgegeben wurden. Selbst für Feuerholz ruft scandtrack Zusatzkosten auf. Man fragt sich als Klient schon irgendwann, ob man hier nicht an jeder möglichen Stelle gemolken werden soll. Glücklicherweise hatten wir Äxte, Spaten und weitere Werkzeuge selbst mitgebracht. Interessant für uns war auch die Tatsache, dass wir noch einen Wasserschlauch in die Hand nehmen sollten, um unser zurückgegebenes Equipment zu reinigen – wer bezahlt hier eigentlich wen??
Abschließend verließ uns die Frage nicht, für was wir scandtrack eigentlich rund 1.800 € überwiesen haben. Eine vergleichbare Fährüberfahrt sollte in Summe 260 € nicht großartig übersteigen, die Miete für zwei Kanus und Schwimmwesten für vier Tage vor Ort wird ebenfalls diesen Preis nicht rechtfertigen. Sich selbst einschlägiges Kartenmaterial zu beschaffen, ist auch kein Thema – immerhin bestanden die eingezeichneten „Rastplätze“ grundsätzlich nur aus einer Feuerstelle und Platz für drei Zelte, einen Unterstand o.ä. haben wir nie zu Gesicht bekommen. Proviantkosten haben wir ebenso vollständig selbst getragen wie die Treibstoffkosten der Anreise. D.h. was allein die Posten der scandtrack-Leistungen angeht, haben wir pro Person und Nacht über 112 € (!) gezahlt. Für einen fast komplett selbstständig getragenen, rustikalen Outdoor-Urlaub in Zelten und Hängematten vollkommen indiskutabel! Die ursprüngliche Idee eines Camping-Urlaubs wird bei solch einem Betrag ad absurdum geführt. Welche Leistungen ein Kunde für über 112 € / Nacht zzgl. Anreisekosten und Verpflegung normalerweise erwarten kann, brauche ich Reiseerfahrenen nicht mitzuteilen: scandtrack vermietet z.B. ein Ferienhaus am Tiomilaskogen für ca. 500 € / 8 Tage. Da sind die schwer nachvollziehbaren 35 € Änderungsgebühren für den Wechsel eines Mitreisenden einige Monate vor Reiseantritt kaum noch relevant. Aber wo war denn irgendein Dokument letztlich personalisiert?
Anschließend war es unsere Absicht, mit scandtrack in den Dialog zu treten, indem ich am 26.07.2023 eine E-Mail an die entsprechende Ansprechperson mit unserer Schilderung und einer Aufforderung um Stellungnahme schickte. Die Antwort der Sachbearbeiterin war ein Dreizeiler, dass der Geschäftsführer Jens in Schweden sei und sich zurückmelden würde. Das war das letzte, was ich je von scandtrack gehört habe. Ich bin der Meinung, dass ich mit viereinhalb Wochen Wartezeit genug Geduld aufgebracht habe, zumal ein kurzes Nachhaken durch mich am 14.08.23 komplett ignoriert wurde. Ironisch übrigens, dass scandtrack nach Reiserückkehr eine E-Mail mit dem Wunsch nach Feedback verschickt. Ein Anruf von mir bei Mitarbeiter Mike, der mich auf eine Reaktion bis Mitte September vertröstete, blieb auch vollkommen folgenlos.
Ich dachte im Juli noch, übler könnte dieser Reiseveranstalter nicht werden, aber er hat diese Herausforderung mit Bravour gemeistert.
Zusammengefasst empfanden wir das Preis-Leistungsverhältnis, die Gästebetreuung und die Beschwerde“bearbeitung“ dieser scandtrack-Reise dermaßen unerhört, dass wir andere Interessierte davon in Kenntnis setzen wollen, da wir uns eine vorherige Warnung aus erster Hand auch gewünscht hätten, um diese Kostenfalle und Ärgernis zu vermeiden.