Kamtschatka ist ein unberührtes Naturparadies. Brodelnde Geysire und Vulkane, die regelmäßig ausbrechen, weite Landschaften, in denen mehr Bären als Menschen leben, und eine gewisse Einsamkeit machen die russische Halbinsel zu einem der letzten Reiseziele, in denen noch echte Abenteuer warten.
Da, wo die nächste größere Stadt hunderte Kilometer entfernt, der Handyempfang schlecht und die Natur ungezähmt ist, wartet das Abenteuer. Kein menschliches Bauwerk stört den Blick auf die riesigen Vulkane, deren Spitzen durch dicke Wolkendecken brechen. Viele Orte sind ausschließlich über unbefestigte, von Schlaglöchern übersäte Straßen zu erreichen, andere sogar nur durch eine mehrtägige Wanderung mitten durch die unberührte Natur. Ihr nehmt die Herausforderung an und habt Lust, ein echtes Abenteuer zu erleben? Dann kommt mit auf die Halbinsel Kamtschatka und lasst euch von ihrer wilden Schönheit begeistern!
Die Region Kamtschatka
Lage & Anreise | Klima | Vulkane
Kronozki-Naturreservat | Kurilensee
Wo liegt Kamtschatka?
Die Region Kamtschatka befindet sich zum größten Teil auf einer etwa 1.200 Kilometer langen Halbinsel im russischen Föderationskreis Ferner Osten, dem östlichsten der sieben Förderationskreise des größten Landes unserer Erde. Umgeben ist die Halbinsel vom Pazifik und seinen Randmeeren, der Beringsee und dem Ochotskischen Meer. Die Hauptstadt der Region ist Petropawlowsk-Kamtschatski, eine Küstenstadt, die im Südosten der riesigen Halbinsel in der Awatscha-Bucht liegt.
Die zugleich größte Stadt Kamtschatkas verfügt über einen internationalen Flughafen, den ihr von Deutschland aus nur mit einem Zwischenstopp erreichen könnt. Die Flüge an euer weit entferntes Ziel sind zugegebenermaßen kein Schnäppchen – zwischen 400€ und 800€ solltet ihr für die An- und Abreise einkalkulieren. Entscheidend für den Flugpreis ist meist die Reisezeit. Während die Flüge im Sommer im Durchschnitt teurer sind, könnt ihr in den Wintermonaten sparen – vorausgesetzt, die Temperaturen von bis zu -40 °C schrecken euch nicht ab. Bis 1990 war die Halbinsel übrigens militärisches Sperrgebiet, um sie zu betreten, bedurfte es einer gesonderten Erlaubnis. Das ist heute anders – solange ihr ein gültiges Visum für Russland besitzt, dürft ihr ohne Weiteres in die entlegene Region reisen. Die folgende Kamtschatka Karte zeigt euch die Lage und einige Highlights der Halbinsel:
Klima auf Kamtschatka
Jetzt wird es extrem – Kamtschatka liegt in der kaltgemäßigten Klimazone, ihr müsst euch bei eurer Reiseplanung also auf kalte und lange Winter sowie kurze, aber schwülheiße Sommer einstellen. Während das Thermometer in den Wintermonaten von November bis März selten über die 0 °C klettert, steigt es im Sommer auch mal auf bis zu 25 °C an.
Zum Vergleich: Im USA Bundesstaat Alaska sowie in Teilen Kanadas herrscht ein ähnliches Klima wie in der Region Kamtschatka.
Nachts wird es dann auch im Sommer kalt und auch mit Regenschauern müsst ihr auf Kamtschatka das ganze Jahr über rechnen. Warme, wetterfeste Kleidung und ein festes Schuhwerk gehören also in jedem Fall in euer Gepäck. Was ihr zudem bedenken solltet, ist die Tatsache, dass sich die Sonne im Winter nur wenige Stunden am Tag zeigt. Reist ihr im Sommer nach Kamtschatka, könnt ihr die Tage hingegen viel länger auskosten.
Sehenswürdigkeiten auf Kamtschatka
Doch warum solltet ihr überhaupt die lange Reise auf euch nehmen? Ganz einfach: Kamtschatka ist ein unglaubliches Naturparadies, das ihr so auf der Welt kein zweites Mal finden werdet. Wenn ihr euch bereits in die Schönheit von Reisezielen wie Island, den Färöer Inseln, Kanada oder auch der Mongolei und Kirgistan verliebt habt, ist Kamtschatka eines der Ziele, das unbedingt auf eure Bucketlist wandern sollte. Welche Sehenswürdigkeiten auf Kamtschatka auf euch warten, verrate ich euch jetzt.
Kamtschatka ist das Land der Vulkane
Über 150 Vulkane verleihen Kamtschatka den Beinamen „Land der Vulkane“. Etwa 29 von ihnen sind heute noch aktiv und brechen mehr oder weniger regelmäßig aus. Hinzu kommen unzählige Geysire, die mit ihren Eruptionen eindrucksvoll demonstrieren, dass unter der Erde der Halbinsel so einiges los ist. Die stetige Verschiebung der Kontinentalplatten sorgt nämlich dafür, dass sich die Halbinsel verändert, neue Vulkane entstehen und Erdbeben die Landmasse erschüttern.
Die Naturparks Kljutschewskoi und Bystrinski sowie das Kronozki-Naturreservat wurden aufgrund ihrer Einmaligkeit und der 30 Vulkane von der UNESCO zum Welterbegebiet Vulkane von Kamtschatka ernannt.
Der größte Vulkan auf Kamtschatka ist der aktive Kljutschewskaja Sopka, der mit seinen 4.750 Metern das Panorama des Naturparks Kljutschewskoi dominiert. Er ist der größte Vulkan Europas und Asiens und kann von erfahreneren Bergsteigern sogar bestiegen werden. Doch auch ohne Erfahrung könnt ihr in den Genuss atemberaubender Momente kommen. Wanderungen durch den Naturpark gehören zu den beliebtesten Aktivitäten der Region. Neben dem Kljutschewskaja könnt ihr auf einer solchen Wanderung auch den nur fünf Kilometer entfernten Kamen und den Besymjanny Vulkan sowie den Tolbatschik, der aus gleich zwei Vulkangipfeln besteht, bestaunen. Da das Mobilfunknetz in dieser Abgeschiedenheit aber so gut wie nicht vorhanden ist, solltet ihr unbedingt an entsprechende Ausrüstung denken oder euch einer geführten Tour anschließen. Abenteuer pur!
Doch nicht nur die Vulkane im Naturpark Kljutschewskoi faszinieren – über 100 weitere aktive und inaktive Vulkane spicken die Landschaft der Halbinsel, die ohne weiteres als Kulisse für Urzeitfilme dienen könnte.
Nur etwa 27 Kilometer von der Hauptstadt Kamtschatkas entfernt, befindet sich der aktive Awatschinskaja Sopka, der auf dem Vulkangürtel Pazifischer Feuerring liegt und bei einem Ausbruch zu einer echten Gefahr für die knapp 180.000 Einwohner von Petropawlowsk-Kamtschatski werden könnte. Ich sage ja – das Leben auf Kamtschatka ist in jeder Hinsicht extrem! Spektakulär ist hingegen der Blick von Petropawlowsk-Kamtschatski auf den aktiven Korjakskaja Vulkan, der über der Stadt zu thronen scheint. 2008 spuckte der Vulkan enorme Aschewolken aus, die auch ein Jahr später noch aus dem Krater strömten.
Das Kronozki-Naturreservat
Dutzende Geysire schießen im Dolina Geiserow, dem Tal der Geysire auf Kamtschatka, explosive Wasserfontänen in die Luft. Was man sonst eher von den Thermalfeldern Islands oder Neuseelands kennt, ist einer der exklusivsten Anblicke der Welt. Exklusiv, weil das Kronozki-Naturreservat, in dem sich das Tal befindet, für Touristen so gut wie nicht zugänglich ist. Nur ein kleiner Teil – die genaue Anzahl wird von Jahr zu Jahr neu bestimmt – darf das Biosphärenreservat innerhalb eines Tagesausflugs betreten. Möglichkeiten, das Tal der Geysire mit dem Auto zu erreichen, gibt es allerdings nicht, stattdessen wird man mit einem Helikopter eingeflogen – ein Erlebnis, das mehrere hundert Euro kostet.
2007 und 2014 wurden einige der Geysire im Dolina Geiserow durch zwei Erdrutsche unwiederbringlich zerstört. Etwa 50 der ehemals 90 Geysire speien aber weiterhin ihre Fontänen in den Himmel, während es aus den riesigen Thermalfeldern dampft und blubbert. Das folgende 360 Grad Video nimmt euch mit auf eine Reise in das Tal der Geysire.
Video: 360 video AirPano
Im Kronozki-Naturreservat könnt ihr neben den Geysiren auch die unglaubliche Artenvielfalt Kamtschatkas erleben. Die wohl berühmtesten Einwohner der Halbinsel, Braunbären, fühlen sich in dem geschützten Reservat mit großen Vorkommen von Lachsen genauso zuhause wie Riesenseeadler, die über die unwirklichen Weiten kreisen.
An den Küsten leben außerdem die bis zu drei Meter großen Stellerschen Seelöwen in riesigen Kolonien. Die fischreichen Küsten vor Kamtschatka sind der perfekte Ort, um ihre Jungen aufzuziehen. Nur die Schwertwale, die sich ebenfalls gerne an den Küsten blicken lassen, sind noch gefürchtetere Jäger. In größeren Gruppen machen sie Jagd auf Fische, Robben und andere Wale. Ein Naturspektakel der ganz besonderen Sorte.
Bären und Lachse am Kurilensee
In kaum einer Region unserer Erde leben so viele Bären wie auf Russlands Halbinsel. Reservate wie Kronozki und die Region rund um den Kurilensee bieten den Tieren dank der fetten Lachse und ungestörten Weiten optimale Lebensbedingungen. Der mit 316 Metern zweittiefste See Russlands liegt übrigens in der riesigen Caldera eines Vulkans, der vor mehr als 8.000 Jahren mit einer unheimlichen Wucht ausbrach. Wenn man heute an den Ufern des Sees steht, kann man sich das Ausmaß der damaligen Katastrophe kaum noch vorstellen, so friedlich wie der See wirkt.
Unvergessliche Erlebnisse
Die Natur lässt sich am besten bei einem der Erlebnisse genießen, die ich euch nun vorstellen möchte. Bedenkt, dass organisierte Ausflüge auf Kamtschatka ziemlich kostspielig und viele Orte nur mit kleinen Flugzeugen oder Helikopter zu erreichen sind. Helikopterflüge sind aber nicht nur notwendig, sondern geben euch auch einmalige Ausblicke auf die schönsten Landschaftszüge der Halbinsel. Nicht weniger beliebt sind auch (mehrtägige) Bootsfahrten, die euch zum Beispiel entlang des über 700 Kilometer langen Flusses Kamtschatka oder über den Kurilensee führen. Der Vorteil: Bei solchen Touren könnt ihr euch einfach zurücklehnen und die Natur genießen.
Ebenfalls unvergesslich wird die Reise, wenn ihr sie mit einer ganz besonderen Unterkunft krönt. Wie wäre es zum Beispiel mit Glamping unter dem klaren Sternenhimmel und zum Wachwerden mit Surfing im Pazifik? Kein Scherz – Surfen ist in Kamtschatka trotz der Kälte total angesagt.
Abenteuer Kamtschatka
Es gibt Orte auf dieser Welt, die uns mit ihrer Unberührtheit, Abgeschiedenheit und ihrer Naturgewalt einfach in ihren Bann ziehen. Kamtschatka ist ein solcher Ort. Brodelnde Vulkane, endlose Weiten und krasse Extreme sorgen für eine Reise, die ihr sicher nie wieder vergessen werdet. Weitere Tipps für exotische sowie beliebte Reiseziele findet ihr in meinem Reisemagazin.