Der Fotograf von Humans oft New York war auf seinen Reisen in Pakistan unterwegs. Dortdokumentierte er der Sklaverei in Ziegeleien und sammelte mehr als 2 Millionen Dollar Spenden für die Opfer.
Brandon Stanton, bekannt als Gründer und Fotograf des Projekts „Humans of New York„, hat sich auf eine neue spannende Reise eingelassen. Er nimmt uns mit nach Pakistan und stellt uns die Menschen dort genauer vor. In Pakistan lernt er Syeda Ghulam Fatima kennen, die sich mit Leib und Seele für die Abschaffung von moderner Sklaverei einsetzt, die in Pakistan leider auch heute noch existiert.
Große Spendenaktion – Der Kampf gegen moderne Sklaverei in Pakistan
- Brandon von „Humans of New York“ sammelt Spenden für Hilfsorganisation
- Moderne Sklaverei in pakistanischen Ziegeleien
- Der Kampf der „Bonded Labour Liberation Front“
Brandon von „Humans of New York“ sammelt Spenden für Hilfsorganisation
Die wohlhabenden und mächtigen Ziegelei-Besitzer gewähren verzweifelten Arbeitern einen Kredit, den sie dann bei ihnen abarbeiten können. Um den Deal noch zu versüßen, bieten sie den Menschen eine Unterkunft und Essen an. Läuft der Vertrag aus, werden die Arbeiter erfahren, dass ihre Schulden nicht getilgt, sondern sogar noch gestiegen sind. Die Ziegelei-Besitzer erheben Zinsen und wollen mehr Geld für die Unterkunft, die sie angeboten haben. Ab diesem Moment gibt es für die Arbeiter kein Zurück mehr und sie sind in der Sklaverei gefangen. Jeden Tag werden ihre Schulden steigen, obwohl sie von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang hart arbeiten. Ihren Lohn sehen sie nie, denn der wird direkt von den Besitzern einbehalten. Wenn sich ein Arbeiter weigert und die Arbeit niederlegen will, wird er geschlagen, bis er weiterarbeitet. Wenn ein Arbeiter stirbt, werden die Schulden an seine Kinder weitergegeben.
Da Ziegelsteine das beliebteste Baumaterial in Pakistan sind, gibt es mehr als 20.000 Ziegeleien, in denen offiziell geschätzt eine Millionen Menschen versklavt arbeiten. Angeblich soll die tatsächliche Zahl aber eher auf die 4 Millionen zugehen. Unter ihnen sind auch viele junge Menschen und Kinder, die deshalb nicht in die Schule gehen können. Diese Arbeitsbedingungen sind natürlich illegal, aber die Menschen arbeiten in abgeschiedenen Gegenden dieses großen Landes und die Besitzer sind so mächtig, dass bestehende Gesetze für sie erst einmal keine große Rolle spielen.
Moderne Sklaverei in pakistanischen Ziegeleien
Viele Menschen, die keine andere Lösung sehen, als einen Kredit bei den Ziegelei-Besitzern aufzunehmen, werden in die böse Falle der modernen Sklaverei gelockt, der sie in der Regel nie wieder entkommen. Die einzelnen Schicksale der Menschen sind erschütternd. Brandon Stanton hat diese Verhältnisse live gesehen – und unmittelbar gehandelt.
„Die Nieren meiner Schwester funktionierten nicht mehr richtig. Wir versuchten Geld zu bekommen, um sie zu retten. Wir haben unsere Rinder verkauft. Wir haben unser Haus verkauft. Wir haben alles verkauft, was wir hatten. Als uns keine Optionen mehr blieben, nahm ich einen 5000 Rupien-Kredit von einem Ziegelei-Besitzer auf. Ich dachte, ich könnte es abbezahlen, indem ich 15 oder 20 Tage arbeite. Aber als ich dachte, es wäre Zeit zu gehen, haben die Besitzer die Abrechnung gemacht. Sie sagten mir: ‚Du hast in unserem Haus gelebt. Du hast unsere Lebensmittel gegessen. Du schuldest uns nun 11.000 Rupien. Wenn du 11.000 Rupien hast, kannst du gehen. Wenn nicht, geh zurück zur Arbeit.‘ Sie ließen mich härter arbeiten. Meinen Lohn habe ich nie gesehen. Wenn ich aufhören wollte, schlugen sie mich. Ein paar Monate später starb mein Großvater. Ich bat um ein paar Tage Urlaub, um die Beerdigung zu organisieren. ‚Du schuldest uns jetzt 30.000 Rupien.‘, sagten sie mir. ‚Wenn du 30.000 Rupien hast, kannst du gehen. Wenn nicht, dann geh zurück zur Arbeit.‘ Jetzt schulde ich ihnen 350.000 Rupien. Und meine Schwester starb vor langer Zeit. Es gibt keinen Ausweg. Bald werden meine Schulden an die nächste Generation weitergegeben werden.“
Fatima setzt sich für diese Arbeiter ein und hat mit ihrer Organisation „Bonded Labour Liberation Front“ sogenannte „Freedom Center“ aufgebaut, in denen die Menschen Schutz und rechtliche Beratung finden können. Um ihr Ziel zu verfolgen, hat Fatima schon viel auf sich genommen: Sie wurde aufgrund ihres Engagements geschlagen, bedroht und sogar angeschossen. All das Geld, das an die Organisation gespendet wird, geht direkt in den Bau von neuen „Freedom Centers“. Brandon Stanton möchte Fatimas Arbeit mit seinem Projekt „Humans of New York“ unterstützen und hat deshalb aufgerufen, unbedingt mitzuhelfen und zu spenden! Das Geld ist in Pakistan viel mehr wert als hier und kann wahre Wunder bewirken.
„Ich ging zum Gericht, um die Anhörung einer der Ziegelei-Besitzer mitzuverfolgen, als ich plötzlich von einer Gruppe von Männern umzingelt war. Alle rannten weg, nur mein Bruder und ich nicht. Die Männer rieten mir, den Fall besser fallen zu lassen. Ich sagte ihnen, dass ich das nicht tun würde. Sie stürzten mich zu Boden, zogen an meinem Bein und schossen mir ins Knie. Danach taten sie dasselbe mit meinem Bruder. Wir dachten, wir wären tot. Ich wurde in das staatliche Krankenhaus gebracht, aber abgewiesen. Politiker der örtlichen Partei hatten den Ärzten untersagt, mich dort zu behandeln. Die Angreifer wurden niemals bestraft. Ich musste mein Haus verkaufen, um mir eine Behandlung in einem privaten Krankenhaus leisten zu können. Aber die Ziegelei-Arbeiter taten sich zusammen, um mir zu helfen, die Behandlung zu bezahlen. Trotz ihrer Armut gaben sie 5 – 10 Rupien. Und sie boten mir an, Blut zu spenden.“
Der Kampf der „Bonded Labour Liberation Front“ wird fortgeführt
Vor dieser Spendenaktion hat Fatima im Kampf gegen Sklaverei all ihre finanziellen Möglichkeiten ausgeschöpft, bis zu dem Punkt, als sie fürchtete, sie könnte ihre eigene Medikamentenrechnung nicht bezahlen. Dank allen, die in den letzten 72 Stunden gespendet haben, hat Fatima nun fast 2 Millionen Dollar, um ihren Kampf gegen Sklaverei fortzuführen. Um den Einfluss einer Spende zu verdeutlichen, sollte betont werden, dass die Kaufkraft von einem Dollar in Pakistan ungefähr um das fünffache größer ist, als in den USA. Das ist eine absolut weitreichende Summe Geld. Fatima trifft sich nun mit dem Rat der Organisation, um eine große Expansion ihrer Bemühungen zu planen, und sie bat mich dieses Statement weiterzugeben:
„Von BLLF und von all den versklavten Arbeitern, danke euch allen. Danke an jeden, der sein Herz geöffnet hat und für diesen Zweck gespendet hat. Ich tue mich schwer, die richtigen Worte zu finden, ich glaube nicht, dass ich die richtigen Worte habe, um zu erzählen, wie dankbar wir sind. Ihr habt für Freiheit und Erneuerung gespendet und wir sind zu Dank verpflichtet. Vielen Dank. Die Gebete eines jeden Arbeiters sind mit euch und sie werden euch immer im Herzen tragen. Unsere Verpflichtung ist nun, das zu schätzen, was ihr uns anvertraut habt, und das werden wir. Wir haben viel Arbeit vor uns, aber wir wollen ein echtes „Freedom Center“ in Lahoe bauen, hier können wir nicht nur daran arbeiten, Familien zu erlösen, sondern auch an der Wiederherstellung. Wir möchten, dass Arbeiter mit den Rechten behandelt werden, die sie als Staatsbürger verdienen.
Pakistan steht vor vielen Herausforderungen, und wir möchten, dass die Industrie in Pakistan aufblüht. Die Arbeiter aber müssen frei sein. Man kann Menschen nicht zu Arbeit zwingen, indem man sie schlägt oder sie ankettet. Ich glaube, dass an jenem Tag, an dem der Ziegelei-Besitzer mich verstehen und der Arbeiter endlich glücklich werden kann, auch der Profit deutlich größer sein wird. Arbeitsrechte müssen reguliert werden, Besitzer haben das Recht, Gewinn zu machen, aber nicht durch Missbrauch und Freiheitsberaubung. Das ist keine Industrie, das ist Sklaverei.
Dies ist ein großer Schritt für die Arbeiter. Sie haben so viel Aufmerksamkeit bekommen und ihre Stimmen wurden weltweit erhört. Damit hoffen wir, die Sklaverei in Pakistan beenden zu können.“
Und nun möchte ich eure Meinung hören: Wir findet ihr die Spendenaktion von Brandon Stanton? Wusstet ihr schon vorher über die Arbeitsbedingungen in Pakistan Bescheid? Wenn ihr mehr über Brandon und seine Arbeit in New York erfahren wollt, dann schaut euch doch mal meinen Artikel „Humans of New York – ein Fotoblog, der mitten ins Herz trifft“ in meinem Reisemagazin an! Momentan ist Brandon im Iran unterwegs. Welche Menschen ihm dort begegnen, seht ihr auf seiner Facebook-Seite und seiner Webseite Humans of New York.
hmm, und wo genau ist st jetzt nochmal gleich der wesentliche unterschied zu unserer wohlhabenden form der sklaverei???