Von Holi Festivals, bei denen Hunderte junger Menschen zu Elektromusik abfeiern und dabei mit bunten Farbbeuteln um sich werfen, habt ihr bestimmt schon mal gehört. Schließlich finden sie mittlerweile mehrmals jährlich in vielen deutschen Städten statt. Aber wisst ihr eigentlich, auf welcher indischen Tradition sie beruhen?
Die Holi Festivals, die hier bei uns im Sommer besucht werden können, haben ihren Ursprung in einer uralten indischen Tradition. Das Holi ist in Indien eines der ältesten religiösen Feste und wird dort auch heute noch Jahr für Jahr von Hindus gefeiert. Wie genau die Feierlichkeiten dort vonstatten gehen, welche Legenden sich um die Herkunft des Festes ranken und was das Ganze mit den deutschen Festivals gemeinsam hat, möchte ich euch heute erzählen.
Alles zum Holi Fest
So feiert Indien | Entstehungsgeschichte | Holi Festivals in Deutschland
So wird Holi in Indien gefeiert
Das traditionelle Holi Fest fällt in jedem Jahr auf den ersten Vollmondtag des Monats Phalgun, das ist in unserem Kalender so etwa Anfang März. In diesem Jahr beginnt es am 13. März und dauert, je nach Region, zwischen zwei und zehn Tagen an. Hauptsächlich wird es übrigens im Norden des Landes gefeiert, wobei es in einigen Regionen unter verschiedenen Namen bekannt ist. Während des Holi wird getanzt, gelacht und sich gegenseitig mit gefärbtem Wasser oder Puder bestrichen, bis schließlich alles und jeder kunterbunt ist. Diesem Brauch hat das Fest den Spitznamen „Fest der Farben“ zu verdanken. Die Bilder, die dabei entstehen, sind durch ihre leuchtende Farbe und die Lebensfreude, die sie ausstrahlen, einfach nur beeindruckend und machen Lust, das ganze Spektakel einmal am eigenen Leib mitzuerleben.
Den besonderen Zauber des Holi Festes macht in meinen Augen die Tatsache aus, das hier alle Inder, gleichwohl ihres sozialen Standes, Geschlechts oder Alters, gemeinsam feiern. Die vielen sozialen Ungleichheiten, die sonst in dem Land, in dem das Kastensystem noch immer tief in der Struktur der Gesellschaft verankert ist, vorherrschen, werden für kurze Zeit vergessen. Mit buntem Gesicht sieht schließlich jeder gleich aus. Lediglich verwitwete Frauen durften traditionell nicht an der Feier teilnehmen. In den letzten Jahren haben sie aber vermehrt begonnen, sich diesen benachteiligenden Tradition zu widersetzen – eine wirklich schöne Entwicklung!
Wenn ihr jetzt richtig Lust darauf habt, das Holi mal mit eigenen Augen zu sehen, dann ist, wie bei Indien Reisen generell, eine gute Planung gefordert. Am einfachsten und auch am sichersten ist es, sich mit einem Guide in das Getümmel zu stürzen oder auch an privaten Veranstaltungen teilzunehmen. Besondere Vorsicht gilt auch, wenn es darum geht, sich vor den (oft chemisch hergestellten) Farben zu schützen. Alte Kleidung und Augenschutz sind ein Muss. Die Städte, die es sich für das Holi am meisten lohnt zu besuchen, sind Vrindavan und Mathura, da das Fest dort besonders aufwendig und traditionell gestaltet wird.
Entstehungsgeschichte und Symbolik des Holi Festes
Die Herkunft des Holi wird mit verschiedenen hinduistischen Legenden in Verbindung gebracht. Einer davon zufolge symbolisiert es den Sieg des Guten über das Böse und geht auf eine Geschichte von dem jungen Prinzen Prahlada und seinem Vater, dem Dämonenkönig Hiranyakashipu zurück. Dieser wollte seinen Sohn, der an die Gottheit Vishnu glaubte, dazu bringen, ihn zu verehren. Als Parhlada sich jedoch nicht von seinem Glauben abbringen ließ, bat der König schließlich seine Schwester, die Dämonin Holika, mit seinem Sohn in ein brennendes Feuer zu springen. Dieser sollte dabei sterben, Holika aber war immun gegen Feuer. Aber Vishnu beschützte Prahlada, sodass es am Ende Holika war, die anstelle von ihm in den Flammen starb. An diesen Sieg des Göttlichen über die bösen Dämonen erinnern die Hindus jedes Jahr mit dem symbolischen Verbrennen einer Strohpuppe im Lagerfeuer während des Holi Festes.
Eine weitere Legende führt die Tradition des Farbenwerfen auf den jungen Gott Krishna und dessen Liebe zu Radha zurück. Als Krishna sich bei seiner Mutter darüber beschwerte, dass die Haut seiner Geliebten so hell und seine eigene so dunkel war, riet ihm diese, beide Gesichter mit Farbe zu beschmieren, damit die zwei Verliebten gleich aussehen könnten. Neben der Gleichheit symbolisieren die Farben des Holi auch das Abwerfen des Winters und den Beginn des Frühlings in all seiner bunten Pracht.
In Deutschland mitfeiern
Veranstalter haben die Idee aus Indien adaptiert und vermarkten sie jetzt in vielen deutschen Städten kommerziell als Partytrend. Auf den Holi Festivals wird zu Elektrosounds getanzt und zwischendurch das bunte Farbpulver in der Menge verteilt. Die hinduistische Tradition rückt dabei in den Hintergrund, lediglich das Werfen mit Farbbeuteln wird übernommen. Veranstalter betonen, dass die Holi Festivals keinerlei religiösen Charakter haben. Diesbezüglich gibt es auch kritische Stimmen, die die Adaption des indischen Festes verurteilen, für viele geht es aber einfach nur darum, Spaß zu haben und zu feiern – und dafür sind die Holi Festivals eine tolle, etwas außergewöhnlichere Gelegenheit!
Auch, wenn ihr jetzt vielleicht nicht gleich in den nächsten Flieger nach Indien steigt, so haben die wunderschönen, bunten Bilder vom Holi Fest aus Indien doch irgendwie eine inspirierende Wirkung, die den Traum weckt, das Ganze einmal selbst mitzuerleben. Bis es so weit ist, reicht vielleicht auch ein Besuch auf einem Holi Festival in Deutschland, um sich langsam darauf einzustimmen. Und während ihr dort ausgelassen tanzt und feiert, wisst ihr immerhin, woher die Tradition stammt, von der der Partytrend inspiriert wurde.