Der spanischen Stadt im Nordosten Kataloniens wurde lange Zeit ein trostloses Image nachgesagt. Doch Girona hat sich verändert und erstrahlt nun in leuchtenden Farben und neuem Glanz. Mit ihren knapp 100.000 Einwohnern wird sie neben der großen Schönheit Barcelona leider oftmals vergessen, doch wir möchten euch in diesem Artikel zeigen, dass die Stadt mehr wert ist, als nur einen kurzen Tagesaufenthalt.
Bei der Stadt Girona, die auf Spanisch Gerona heißt, handelt es sich um die nördlichste, östlichste und gleichzeitig auch die kleinste der vier katalanischen Provinzhauptstädte. Aufgrund ihrer Lage wird sie auch „Vier-Flüsse-Stadt“ genannt, da sie im Ter-Tal am Zusammenfluss von vier verschiedenen Flüssen liegt. Früher traten diese häufig über die Ufer und überschwemmten Teile der Stadt, was auch zu dem eher schlechteren Ruf Gironas führte. Doch dieses Problem gehört dank eines Staudamms nun der Vergangenheit an und die Stadt blüht in ihrer Schönheit auf. Wer sich an der Costa Brava aufhält, sollte diese kleine Stadt also auf keinen Fall verpassen.
Girona – die spanische Stadt im Überblick
Ein Überblick über Girona von der Stadtmauer aus
Wenn ihr in Girona ankommt, könnt ihr euch auf der begehbaren Stadtmauer in der Altstadt einen ersten Überblick über die Stadt verschaffen. Teilweise wurde dieses Bauwerk schon von den Römern errichtet, andere Teile folgten erst Jahre später.
- Urlaubsguru Tipp: Steigt am nördlichen Ende der Mauer auf, dann ist der Spaziergang insgesamt einfacher. Hier gibt es außerdem viele Parkmöglichkeiten direkt vor Ort.
In einer knappen halben Stunde könnt ihr ganz gemütlich auf der Mauer mit ihren Aussichtstürmen entlangschlendern und dabei die fabelhafte Aussicht über die Stadt und die mit Schnee bedeckten, in der Ferne liegenden Pyrenäen genießen. Besonders traumhaft ist der Anblick, wenn die Sonne sich langsam gen Horizont senkt und ihr Schein die Gebäude in einen warmen Schimmer taucht. Zu den beliebten Stoßzeiten kann es an den schmalen Gängen und Treppen recht voll werden. Daher empfehle ich euch entweder am frühen Vormittag oder späten Abend die Stadt von oben zu bestaunen. Abends ist die Mauer außerdem beleuchtet. Ein Anblick, den ihr euch nicht entgehen lassen dürft. Wenn ihr auf der Mauer steht und euren Blick schweifen lasst, liegt eine Stadt vor euch, die ganze 25 Mal belagert, aber nur vier Mal eingenommen wurde. Wirklich beeindruckend, oder?
Der Onyar spaltet Girona
Von der Mauer aus werdet ihr schon gesehen haben, dass Girona von einem Fluss in zwei Teile gespalten wird. Der Onyar trennt nämlich die historische Altstadt Barri Vell von dem modernen Teil Mercadal. Die Ufer der Altstadt sind hier gesäumt von bunten Häuserfassaden und mehrere Brücken verbinden die beiden Stadtteile miteinander. Eine von ihnen ist dabei besonders bekannt und bei Fotografen und Touristen gleichermaßen beliebt: Die orangerote Eiffel Bridge, die von Gustave Eiffel designt wurde und bei genauerem Hinsehen sogar an den Eiffelturm erinnert. Von hier aus könnt ihr eine tolle Aussicht auf die Altstadt und die beeindruckende Kathedrale genießen. Macht euch keine Sorgen, dass ihr diese Brücke verpassen könntet – dank ihrer zentralen Lage werdet ihr sie sicherlich einige Male überqueren.
Eine Zeitreise durch die Altstadt
Wer die dicken Stadtmauern passiert, fühlt sich wie nach einer Zeitreise. Moderne Einflüsse sucht man hier fast vergebens. Im Stadtkern könnt ihr auf den Spuren der Geschichte Gironas wandern: Schlendert einfach zwischen den steinernen Häusern auf dem Kopfsteinpflaster entlang, verliert euch in den engen Gassen und entdeckt die schönsten versteckten Ecken der Stadt. Bevor ihr aber die Stadt auf eigene Faust erkundet, solltet ihr euch noch eine kleine Stärkung gönnen. Wie gerufen kommt da das La Fabrica, wo ihr ein köstliches Frühstück genießen und danach gesättigt starten könnt.
Wir haben es ganz besonders genossen, uns durch die historische Altstadt mit ihren mittelalterlichen Gebäuden treiben zu lassen. In der Architektur der Gebäude findet ihr römische, maurische und jüdische Einflüsse, die eine ganz besondere Atmosphäre versprühen.
Lasst euch inmitten des Treppen- und Gängegewirrs von eurer Intuition leiten, irgendwie findet ihr immer einen Weg zurück. Die mit blühenden Pflanzen verzierten steinernen Mauern mit ihren schweren hölzernen Türen werden euch sofort in eine andere Zeit versetzen und für reichlich Urlaubsstimmung sorgen. Bummelt durch die kleinen Shops, die die Straße säumen und macht es euch in einem der Cafés oder Restaurants gemütlich und gönnt euch herrlich leckere Tapas.
Wenn ihr durch die Straßen schlendert, werdet ihr früher oder später auch an der Rambla de la Libertad vorbeikommen. Hier ist deutlich weniger los als auf den Las Ramblas – einer weltberühmten Sehenswürdigkeit in Barcelona. Trotzdem wird Shoppingfreunden so einiges geboten. Viele Cafés laden im Schatten der Bäume zum Verweilen ein, während die Menschenströme vorbeiziehen.
Das jüdische Viertel in Girona
Auch dem jüdischen Viertel „El Call“ innerhalb der Altstadt solltet ihr unbedingt einen Besuch abstatten. Hier siedelten sich bereits gegen Ende des 9. Jahrhunderts Juden an. Heute gilt das El Call als das besterhaltene jüdische Viertel in ganz Europa.
Besonders, wenn es abends dämmert und nur schummriges Licht in die schwach beleuchteten Gassen fällt, fühlt man sich hier wie im Mittelalter. Eine wirklich magische Atmosphäre, das können wir euch sagen! Aber auch tagsüber lohnt sich ein Abstecher hierher. Dann könnt ihr nämlich entspannt an den Auslagen der jüdischen Geschäfte entlang bummeln und vielleicht auch das eine oder andere Souvenir entdecken. Wer sich für die Geschichte der Juden der Stadt interessiert, sollte zusätzlich dem jüdischen Museum einen Besuch abstatten.
Beeindruckende Bauwerke
Das bekannteste Wahrzeichen der Stadt ist die Kathedrale Santa Maria, welche vom 11. bis 17. Jahrhundert erbaut wurde und beeindruckend über der Stadt thront. Um zu ihrem gewaltigen eisernen Portal zu gelangen, müsst ihr zunächst 90 steinerne Stufen erklimmen. Doch der Aufstieg lohnt sich, denn im Inneren des prächtigen Bauwerks befindet sich das größte gotische Kirchenschiff der Welt. Die Santa Maria von Girona beherbergt dabei nicht nur beeindruckende 30 Kapellen mit zahlreichen Kostbarkeiten, sie gilt auch als eine der schönsten Kirchen in ganz Spanien.
In „Konkurrenz“ zu der beeindruckenden Kathedrale steht die Kirche Sant Feliu. Im Inneren der Kirche erwartet euch neben gotischen Verzierungen und einer beeindruckenden Architektur auch eine interessante Tour durch die Geschichte der Stadt. So könnt ihr hier zum Beispiel die Kapelle des Stadtpatrons Sankt Narcis besichtigen. Wir raten euch, ein Kombiticket für die Kirche und die Kathedrale zu lösen, so könnt ihr einiges sparen.
Auf dem Platz vor der Kirche findet ihr außerdem die Statue einer Löwin. Es heißt, wenn man ihren Hintern küsst, komme man irgendwann in die Stadt zurück. Das Original von früher ist heute jedoch nicht mehr für die Öffentlichkeit zugänglich. Es befindet sich im Museo d’Art de Girona. Obwohl wir uns mit der Nachbildung zufrieden geben mussten, sind wir mir trotzdem sicher, dass wir bald in die schöne Stadt zurückkehren werden.
Girona, der Game of Thrones Drehort
In einigen anderen Artikeln haben wir euch schon an verschiedene Game of Thrones Drehorte mitgenommen. Und auch Girona ist einer der besonderen Orte, in dem die erfolgreiche Serie gedreht wurde. So wurden Teile der 6. Staffel in der mittelalterlichen Stadt gedreht, die sich sichtlich perfekt als Kulisse anbietet. Vielleicht erkennt ihr bei eurem Besuch sogar den einen oder anderen Ort aus einer der Szenen wieder? Das könnte zum Beispiel die Treppe vor der Kathedrale oder die „Banys Árabs“, die nach dem Vorbild arabischer Bäder erbaut wurden, sein. Für alle GoT-Fans: Ihr könnt hier den eisernen Thron besteigen und das perfekte Erinnerungsfoto schießen.
Die Blumenzeit
Als wir Mitte Mai die Stadt besucht haben, hatten wir Glück und war genau passend zu der Temps de Flors, der Blumenzeit, dort. Für acht Tage ist die Altstadt dann überall mit einer strahlend bunten Blumenpracht geschmückt und die Besucher bekommen sogar Zutritt zu alten Innenhöfen und Galerien, die sonst eigentlich nicht für die Öffentlichkeit zugänglich sind. Ein Abstecher lohnt sich dann besonders zu der Pujada de Sant Domenec, einer Treppe in der Altstadt, die zu dieser Zeit über und über mit Blumen bestückt ist und Scharen von Touristen begeistert. Ihr möchtet die Temps de Flors Blumenfestival in Girona auch mal miterleben? Im Jahr 2024 findet es vom 11. bis zum 19. Mai statt.
Ein Ausflug zum Banyoles See
Solltet ihr im Sommer anreisen und euch steht der Sinn nach einer kleinen Abkühlung, braucht ihr auch in Girona nicht zu verzweifeln. Etwas außerhalb der Stadt wartet der Banyoles See mit seinem kühlen Nass auf euch. Egal, ob ihr hier baden, mit einem kleinen Boot über den See schippern oder einfach nur nach einem Spaziergang in der Natur unternehmen wollt – der Banyoles ist ein lohnendes Ziel, um einfach mal abzuschalten. In knapp 1,5 Stunden könnt ihr den See einmal bequem umrunden. Haltet dabei die Augen offen, denn rund um den See wurden kleine bunte Pavillons errichtet, die die Ufer zieren. Nachdem ihr die friedliche Natur genossen habt, könnt ihr euch in einem der am See gelegenen Restaurants stärken und dabei die Sicht auf das ruhige Wasser genießen, das die Sonnenstrahlen glitzernd reflektiert. Besonders das köstliche Essen und die wunderbare Lage des Banys Vells Banyoles haben uns überzeugt. Ein guter Wein und leckere Tapas, die ihr bei der bestechend schönen Aussicht auf den See genießen könnt, runden den entspannten Tag perfekt ab.
Anreise nach Girona
Ihr könnt von einigen deutschen Flughäfen aus ganz entspannt direkt den Flughafen von Girona ansteuern. Oder ihr macht es wie die meisten anderen Besucher der Stadt und verbindet euren Barcelona Urlaub mit einem Tagestrip nach Girona. Von Barcelona ist die Stadt etwas mehr als eine Stunde Autofahrt entfernt. Es lohnt sich also, sich vor Ort einen günstigen Mietwagen zu schnappen und flexibel seine Zeit einzuteilen, ohne an bestimmte Touren gebunden zu sein. Die günstige Lage der Stadt zwischen Pyrenäen und der Costa Brava ermöglicht außerdem viele Ausflüge in die umliegenden, sehenswerten Gebiete der Region. Da das Klima in Girona auch im Winter sehr angenehm und mild ist, lohnt sich ein Besuch zu jeder Jahreszeit.
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