Habt ihr euch schon einmal die Frage gestellt, wie die Menschen früher gereist sind, als es noch keine Autos gab und was so eine Reise damals bedeutete? Wie die Geschichte des Reisens geschrieben wurde und wieso Auslandsreisen heutzutage so unglaublich beliebt sind, wollen wir euch in diesem Artikel verraten. Wir nehmen euch mit auf eine Reise durch die Zeit!
Menschen reisen seit Anbeginn der Zeit. Daran hat sich bis heute nichts verändert. Der Zweck des Reisens und die Art, wie eine Reise begangen wird, hat sich dagegen im Laufe der Menschheitsgeschichte ziemlich gewandelt. Einhergehend mit der allseits bekannten Globalisierung sowie der Entwicklung einer Wohlstandsgesellschaft, hat das Reisen eine andere Bedeutung erhalten und bis heute unglaubliche Ausmaße angenommen, deren Höhepunkt wohl noch nicht erreicht ist. Wahrscheinlich kann sich, in Anbetracht des heute üblichen Luxus, der uns auch auf den spartanischsten Reisen, wie etwa beim Backpacking, begegnet, kaum jemand vorstellen, wie so eine Reise wohl vor 200, 300 oder gar 1000 Jahren ausgesehen haben muss. Spannend zu sehen ist es jedoch allemal, denn zu Zeiten, in denen der Hype des „authentischen“ Reisens so groß ist wie noch nie, schadet es bestimmt nicht, sich auf die Wurzeln unserer liebsten Freizeitbeschäftigung zu besinnen.
Die Geschichte des Reisens – Eine Reise durch die Zeit
Antike – Der Beginn des Reisens, wie wir es kennen
Menschen sind schon immer gereist, nur nicht immer so, wie wir es heute kennen. Klar, zu Beginn waren Menschen Nomaden. Sie wanderten von einem Ort zum nächsten, auf der Suche nach Nahrung und Wasser. Aber das ist natürlich nicht das, was wir heute unter „Reisen“ verstehen. Die ersten „richtigen“ Reisen waren höchstwahrscheinlich religiös motivierte Wallfahrten zu den Tempeln der Gottheiten der alten Ägypter.
Auch zu Zeiten der alten Römer wurde gereist und das sogar für damalige Verhältnisse recht komfortabel. Denn im Römischen Reich wurde das Straßennetz stark ausgebaut und gepflegt. Zudem gab es hier oft Unterkünfte entlang der Wege für die Pilger und Geschäftsreisenden. Aber allzu angenehm dürft ihr euch das Reisen zu dieser Zeit dennoch nicht vorstellen: in den allermeisten Fällen wurden die Reisen nämlich komplett zu Fuß zurückgelegt, da sich die wenigsten ein Pferd oder gar eine Kutsche leisten konnten. So legten die meisten Reisenden zwischen 20 und 35 Kilometer pro Tag zurück. Es konnte also Tage, Wochen oder Monate dauern, bis man endlich sein Ziel erreichte. Nachdem jedoch die Herrschaft der Römer in Westeuropa beendet war und das Mittelalter begann, verfielen die Straßen und das Reisen wurde wieder beschwerlicher.
Das dunkle Mittelalter – dunkle Zeiten fürs Reisen?
Im Mittelalter war die üblichste Art der Reise neben der Handelsreise ebenfalls die Wallfahrt. Einer der bekanntesten Wallfahrts- bzw. Pilgerwege des Mittelalters ist der Jakobsweg, der nach Santiago de Compostela in Nordspanien führt und auch heute noch begangen wird. Heute ist die Reise dort hin – auch wenn sie zu Fuß zurückgelegt wird – allerdings um einiges angenehmer. Ihr müsst euch eine Reise im Mittelalter wie folgt vorstellen: Das Land war kaum besiedelt und die Natur meist noch unberührt und wild – das hört sich jetzt erstmal sehr romantisch an, aber gerade das war das größte Problem der Reisenden. Es gab nicht viele Wege (und die meisten Wege waren nicht gepflastert und sehr mühsam zu begehen) geschweige denn Brücken, um Flüsse zu überqueren, also musste man sich sehr genau auskennen, um auch wirklich den Weg zum Ziel zu finden. Denn hatte man sich verlaufen, war man so gut wie verloren.
Man traf nicht nur sehr selten auf jemanden, der einem helfen konnte, nein, man musste auch immer damit rechnen, von Wegelagerern überfallen zu werden. Und wenn es nicht die Räuber waren, die einem nach dem Leben trachteten, dann waren es die wilden Tiere, wie zum Beispiel Bären, die damals noch frei in Deutschlands Wäldern herumliefen. Wenn man dann aber doch mal auf ein Dorf oder eine Hütte traf, konnte man damit rechnen, dass Hilfe nahte und man eine Herberge bekam. Im Mittelalter war Gastfreundschaft nämlich eines der höchsten Güter.
Die Neuzeit als neue Ära des Reisens
Die Entdeckung der Welt
Bis zur Neuzeit reisten also eigentlich die wenigsten Menschen gerne, denn das Reisen war mit großen Gefahren verbunden. Das änderte sich ab dem 16. und 17. Jahrhundert langsam. Die Ära des Reisens begann, mit Forschungs- und Bildungsreisen zu Land aber auch zur See. Christopher Kolumbus hatte auf seiner Suche nach einem Seeweg nach Indien bereits Amerika entdeckt und so die Weltkarte ergänzt (kaum vorstellbar, dass im Bewusstsein der Menschen zu damaliger Zeit nur Europa und Asien existierten!), aber so viele wundervolle Flecken dieser Welt waren noch nicht entdeckt.
Wie sich wohl das Reisen in ferne und unbekannte Länder angefühlt haben muss, als die Welt noch in ihrem ursprünglichen Zustand war? Wir könnten den ganzen Tag davon träumen… Auf vielen Forschungsreisen wurden im Laufe der Jahre schließlich noch so viele große und kleine Inseln, unbekannte Tiere und Pflanzen und gar ganze Kontinente entdeckt. So entdeckte James Cook mit seiner Crew nach einer jahrelangen Reise durch Südostasien um 1770 Neuseeland und setzte als erster Europäer der Welt einen Fuß auf den Kontinent Australien, denn sein Schiff war auf das Great Barrier Reef aufgelaufen!
Reisen als Hobby in Adelskreisen
Neben den Forschern war das Reisen ansonsten aber nur Adelskreisen vergönnt, denn kaum ein Bauer oder Handwerker hatte das Geld, die Zeit oder das Recht, eine Auslandsreise zu unternehmen. Am Anfang waren es die Briten und später viele andere Adelshäuser aber auch wohlhabende Bürgerliche, die ihre Söhne auf die sogenannte „Grand Tour“ durch Europa und insbesondere Italien als Land der Kultur und des Prestiges schickten. Die jungen Männer reisten mit ihrer Kutsche und ihrem Reiseschrank, in dem sie ihre gesamte Garderobe transportierten, und sollten während ihrer Bildungsreise ihre Sprachkenntnisse erweitern sowie neue wertvolle Kontakte knüpfen. Man kann sich das vielleicht ein bisschen wie unser heutiges soziales Jahr oder Work & Travel vorstellen, nur eben viel nobler. Orte, die man als Mann von Range gesehen haben musste, waren damals Rom, Venedig, Florenz, Wien, Paris und Nizza. Schwer vorzustellen, wie es dort damals zugegangen sein muss! Herrschaften von höchstem Range waren hier zu Gast und plauschten auf Italienisch und Französisch über die europäische Politik. Wäre das etwas für euch gewesen?
Dieser Reisetrend führte dazu, dass entlang der üblichen Reiserouten im großen Stil Herbergen und Gaststätten eröffneten, die zum Teil noch heute existieren! Und auch die Straßen wurden über die vielen Jahre hinweg erhalten, so dass sie meist bis heute benutzt werden, oft in Form von unseren heutigen Autobahnen.
#Wanderlust
Im 19. Jahrhundert, genauer gesagt in der Epoche der Romantik, änderte sich dann die Bedeutung des Reisens noch einmal grundlegend. Die Liebe zur Natur und der Drang, sich selbst zu erfahren, machten das Reisen zu einer neuen Art von Erlebnis. Jetzt erst wurde für viele Menschen das Wandern und die Schönheit der Natur überhaupt interessant. Außerdem wurden erst jetzt die Alpen als Reiseziel entdeckt und – kaum zu glauben – der Ski-Lauf erfunden!
Zu dieser Zeit wurde übrigens auch der deutsche Begriff „Wanderlust“ geprägt, der heute in unglaublich vielen Sprachen verwendet wird. Das Wanderlust-Fieber hatte also schon damals die Leute gepackt, die auf ihren Reisen mittlerweile außerdem Vergnügen und Erholung suchten. Aber Italien oder die hiesigen Badeorte waren nicht mehr genug. So ging es, für diejenigen, die es sich leisten konnten, mit dem weltberühmten Orientexpress, einem Luxuszug mit Speise- sowie Schlafwagons, der auch „der König der Züge“ genannt wurde, nach Istanbul oder mit dem Dampfschiff nach Ägypten. Leider Gottes gibt es Luxuszüge wie den Orientexpress in Europa nicht mehr – wir hätten zu gerne mal eine Fahrt mit diesem Prachtstück unternommen, aktuell könnt ihr allerdings die Verfilmung von Agatha Christies Roman „Mord im Orientexpress“ im Kino schauen und euch in diese vergangene Epoche zurückversetzen!
Obwohl sich also schon sehr viele Menschen mit dem Reisefieber angesteckt hatten, hatte es einige Schichten der Gesellschaft leider noch nicht erreicht, denn normale Arbeiter hatten noch immer kein Geld und keine Zeit, um sich solche Freizeitbeschäftigungen leisten zu können, denn für die allermeisten waren auch der Samstag und der Sonntag normale Arbeitstage.
Gelehrte und Reiche waren diejenigen, die die Möglichkeit hatten, zu Reisen und das Leben zu genießen. So schrieb Johann Wolfgang Goethe über das Reisen: „Man reist ja nicht, um anzukommen, sondern um zu reisen“.
Das 20. Jahrhundert – Chance des Reisens für Jedermann
Als nach dem Zweiten Weltkrieg, Anfang der 1950er Jahre, wirtschaftlicher Aufschwung in West-Deutschland einsetzte, der im legendären Wirtschaftswunder der 1960er Jahre mündete, gab es bald kein Halten mehr für die Urlauber, die sich nun leisten konnten, was ihnen bisher zwar vorgelebt aber verwehrt wurde. Die Menschen nutzten jetzt die Gelegenheit aus der Enge der Großstadt und dem Stress des Alltags auszubrechen – Das ist wohl noch heute so, denn wer kennt das Gefühl nicht? Das beliebteste Reiseziel der Deutschen war neben der Nord- und Ostsee dabei Italien, das von Adeligen und Wohlhabenden schon Jahrhunderte vorher gerne bereist wurde. Viele andere warme Länder am Meer kamen direkt nach dem Krieg für die Deutschen Urlauber aber auch nicht in Frage, da Länder wie Frankreich und die Niederlande wegen der schlechten Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg große Abneigung gegenüber Deutschen Urlaubern zeigten. Zum Glück ist das heute anders – auch wenn in vielen Köpfen das Vorurteil gegenüber den Franzosen immer noch feststeckt – denn diese beiden Nachbarländer sind viel zu schön, um sie nicht zu besuchen!
An Fern- bzw. Flugreisen und Pauschalreisen bspw. ans Mittelmeer war für die meisten dennoch nicht zu denken – eine solche Reise kostete nämlich gut und gerne mehr als ein ganzes Monatseinkommen. Man reiste also mit dem Auto, und das konnte schon mal ein ganz schönes Abenteuer werden! Bei einer Fahrt durch die Alpen konnte es nämlich passieren, dass der 30 PS Motor die Steigungen nicht schaffte und dann musste man halt das Auto den Berg hochschieben. Insgesamt konnte so eine Reise nach Italien dann auch mal einiges mehr als 24 Stunden dauern.
Der Hippie Trail?
Gegenüber diesen Varianten zu reisen, etablierte die Hippie-Bewegung einen ganz anderen Entwurf: die Individualreise bzw. den „hippie Trail“. Das sagt euch nichts? Das liegt wahrscheinlich daran, dass diese Reisen in der damaligen Form kaum noch unternommen werden können. Denn Hippie Trail bedeutet, am besten per Anhalter durch Osteuropa und den nahen Osten nach Asien zu trampen, um dort unter anderem spirituelle Erfahrungen zu sammeln. Dabei wurde meist bei in der Szene bekannten Unterkünften angehalten und man tauschte Erfahrungen aus. Eine dieser Unterkünfte ist zum Beispiel der Pudding Shop in Istanbul. Da in den Regionen, die durchquert werden müssen, allerdings seit Jahren zum Teil heftige Unruhen herrschen, haben die Ströme von alternativen Touristen, die hier einstmals flossen, nachgelassen. Beliebte Hippie-Ziele waren neben Asien übrigens Marokko und – wer hätte das gedacht – Ibiza!
Die Entdeckung Mallorcas
In den 1960er Jahren war Italien das beliebteste Reiseziel der Deutschen, doch war Mallorca bereits entdeckt und damals noch der Geheimtipp schlecht hin! So dauerte es natürlich nicht mehr lange, bis auch die Spanier das touristische Potenzial der Insel erkannten und der Reiseboom nach Mallorca fahrt aufnahm. Ende der 70er Jahre folgte schließlich das spanische Festland diesem Trend und Spanien wurde zum beliebtesten Reiseland der Deutschen – nach Deutschland selbst, versteht sich.
Reisen – eine Frage des Prestiges
Fernreisen konnten sich in den 1960 und 70er Jahren noch die wenigsten Menschen vorstellen. Das lag daran, dass sich der Flugverkehr in ferne Länder gerade erst entwickelte. Die großen Passagierflugzeuge starteten Anfang der 70er Jahre und ein Flug mit einer Maschine wie dem Jumbo Jet (Boeing 747) oder gar der Concorde, die ihre gut betuchten Insassen mit Überschallgeschwindigkeit über den Atlantik beförderte, war damals noch extrem teuer. So entdeckten zunächst wohlhabendere Menschen die Fernreisen mit dem Flugzeug für sich und eine Reise auf die Malediven oder nach Thailand wurde zu einer Frage des Prestiges. Sie vermittelte schließlich Wohlstand, Luxus und Exotik.
Warum wir reisen, wie wir reisen
Heute können sich sehr viele Menschen Flugreisen in die fernsten Länder der Welt erlauben. Nicht nur weil die Flüge im Laufe der Zeit so viel günstiger und gleichzeitig die Menschen der westlichen Welt wohlhabender geworden sind, sondern auch, weil wir heutzutage mehr Urlaubstage haben als früher. Dank der in den 90er Jahren stark expandierten Billgfluggesellschaften, allen voran Ryanair, die den etablierten Fluggesellschaften ordentlich Konkurrenz machen und so die Preise generell sinken lassen, können sich mittlerweile so viele Menschen wie noch nie eine Flugreise leisten und sie setzen diese Möglichkeit auch eifrig in die Tat um. Der Welttourismusorganisation zufolge reisten im Jahr 2015 weltweit 1,18 Milliarden Menschen, das sind doppelt so viele wie noch vor 20 Jahren! Anstatt einem Urlaub im Jahr machen wir mittlerweile neben dem Sommerurlaub noch Städtetrips und Wellnessurlaub.
So sind viele von uns heutzutage mehrere Male im Jahr unterwegs in fremden Ländern – und stolz darauf. Denn um die Welt zu reisen ist lange kein Privileg der Reichen mehr, aber eine Frage des Prestiges ist es noch. Wir zeigen schließlich gerne, wo wir schon überall waren und was wir alles gesehen haben. Und warum eigentlich nicht? Nicht nur unsere Fotos zeigen, welche tollen Orte wir schon gesehen haben, wir selbst sind auch ein wandelndes Tagebuch voller Erfahrungen und neuer Weisheiten, die wir von jeder Reise mitbringen. Wir brauchen nicht viel Geld, um reich zu sein. Das Reisen macht uns reich.
Besinnung auf die Anfänge des Reisens
Wir finden, aktuell bekommt man manchmal das Gefühl, dass zu Verreisen eher stressig als entspannend ist. Bei den vielen Urlauben, die wir mittlerweile machen und dem ständigen Druck, die beste Reise zum besten Preis zu finden, dem wir nicht nur durch den Konkurrenzkampf mit anderen Reisenden sondern auch durch Werbung und immer neue, bessere Angebote ausgesetzt sind. Deswegen wollen wir euch mit unserer kleinen Geschichte des Reisens vor Augen führen, wie beschwerlich das Reisen bis vor nicht allzu langer Zeit war und wie gut wir es doch eigentlich heute haben. Wir genießen heute alle Annehmlichkeiten modernster Technik und können dadurch unsere Liebe zur Natur, den Drang nach Abenteuern und unseren Wissenshunger so unbeschwert wie nie ausleben. Und um euch noch den letzten Stress bei der Reiseplanung zu nehmen, sind wir ja da! Schaut einfach mal bei unseren Reiseangeboten vorbei oder lasst euch von den Artikeln in unserem Reisemagazin zu neuen Reisezielen inspirieren. Viel Spaß beim Stöbern!