Heute möchte ich euch mit in ein Land nehmen, das eins der abgelegensten der Welt ist. In Papua-Neuguinea sind viele Teile des Landes noch komplett unberührt: der Dschungel ist dicht, Männer gehen mit Speeren auf Jagd, Menschen leben in Hütten aus Palmenblättern. Hier wartet eine richtige Expedition auf euch…
Bevor ich euch Papua-Neuguinea näher vorstelle, muss ich eins vorweg sagen: Wenn ihr euch dazu entscheidet, diese Insel zu besuchen, vergesst das Faulenzen am Strand und romantische Abendessen im Hotel mit Meerblick. Papua-Neuguinea ist nur etwas für wahre Entdecker und jene, die Lust haben sich auf spannende Kultur, beeindruckende Natur, mystische Riten und ursprüngliches Leben einzulassen. Ich nehme euch mit auf eine spannende Reise ans andere Ende der Welt.
Papua-Neuguinea auf einen Blick
Ursprüngliches Papua-Neuguinea
Papua-Neuguinea, was offiziell mit PNG abgekürzt wird, ist ein eigener Staat nördlich von Australien. Die westliche Hälfte der Insel, Westneuguinea, zählt jedoch zu Indonesien.
Überprüft vor Abreise eure Impfungen! Eine umfangreiche Reiseapotheke ist ein Muss.
Hinzu kommen zahlreiche kleine Inseln im Norden des Landes, die bis zu den Fidschis reichen. Wie viele bewohnte und unbewohnte Inseln zu Papua-Neuguinea gehören, weiß niemand so recht.
Papua-Neuguinea kam durch portugiesische Seeleute zu seinem Namen: die Schiffsbesatzung nannte die Insel „Ilha dos Papuas“ was übersetzt „Insel der Kraushaarigen“ bedeutet. Da die Pflanzen und die Menschen auf der Insel die portugiesischen Entdecker an Afrika, genauer gesagt an Guinea erinnerten, nannten sie das Land Anfang des 16. Jahrhunderts schließlich Papua-Neuguinea. Die am weitesten verbreitete Sprache in Papua-Neuguinea ist Tok Pisin, eine englischbasierte Kreolsprache, doch auch Englisch, Hiri Motu und diverse andere Sprachen sind je nach Region üblich. Die Kolonialzeit hat ihre Spuren im Land hinterlassen, besonders der britische Einfluss ist gelegentlich noch spürbar. Erst seit dem Jahr 1975 ist Papua-Neuguinea unabhängig, aktuell regiert Peter O’Neill als Premierminister der Parlamentarischen Monarchie.
Hauptstadt und viel Dschungel
Die Hauptstadt von Papua-Neuguinea ist Port Moresby und liegt an der Südostküste des Landes. Weitere wichtige Städte sind Lae im Nordosten und Arawa auf der autonomen Insel Bougainville. Zwar findet ihr hier einige Hotels und ein Stadtleben, wie ihr es zum Beispiel aus anderen indonesischen Ländern kennt, doch lebt 90% der Bevölkerung auf Papua-Neuguinea immer noch auf dem Land, genauer gesagt im dichten Dschungel.
Eine Reise hierher ist kein Spaziergang
Auch, wenn Papua-Neuguinea sehr nah an Indonesien liegt – eine günstige Backpacker-Tour wie beispielsweise durch Südostasien wird dieser Trip nicht. Günstige Hostels gibt es hier fast keine. Wie anfangs schon erwähnt, sind die meisten Teile des Landes noch komplett unberührt und nur den Ureinwohnern bekannt, von Touren auf eigene Faust rät das Auswärtige Amt ab. Solltet ihr also eine Reise planen, ergibt es Sinn, sich einer Gruppe anzuschließen und das Land mit erfahrenen Guides zu erkunden. Eine Rundreise ist aufregend, aber kein Spaziergang – doch genau das macht die Faszination dieses Landes aus.
Kodoka Trail – Wandern entlang spannender Geschichte
Port Moresby ist mit Abstand die größte Stadt der Insel. Ein Botanischer Garten, das Nationalparlament und das Nationalmuseum laden zum Besichtigen ein. Für Naturliebhaber ist der Wairiata Nationalpark die richtige Adresse. In Port Moresby liegt auch der größte Flughafen des Landes, der Jackson International Airport.
Von hier aus startet auch der beliebte Kodoka Trail. Der Weg führt euch von der Hauptstadt über das Owen-Stanley-Gebirge bis zum Ort Kodoka. Der 96 Kilometer lange Pfad leitet euch durch den Dschungel von Papua-Neuguinea. So lernt ihr die Natur mit ihren 700 verschiedenen Vogelarten und über 300 Orchideenarten hautnah kennen.
Ab Deutschland fliegt ihr über Singapur, Manila, Hong Kong, Cebu, Denpasar oder Tokio. In Australien könnt ihr zum Beispiel ab Cairns oder Brisbane fliegen.
Die Route entspricht demselben Weg, den die Japaner während des Zweiten Weltkrieges von der Nordküste nach Port Moresby nahmen. Der Kodoka Trail wird euch an vielen Stellen an alten japanischen Kriegsflugzeugen oder australischen Panzern vorbeiführen und euch eintauchen lassen in die vielfältige Geschichte des Landes.
Insgesamt solltet ihr ungefähr eine Woche für den Kodoka Trail einplanen – um die komplette Route zu schaffen, solltet ihr auch ein gewisses Maß an Fitness mitbringen, denn es geht durch unwegsames Gelände. Wichtig: Macht euch nicht alleine auf den Weg, engagiert unbedingt einen Guide! Zwar sind die meisten Menschen auf Papua-Neuguinea sehr freundlich und zuvorkommend, dennoch kam es in den letzten Jahren im Dschungel vereinzelt zu Überfällen auf Touristen.
Weitere beliebte Wanderwege sind der Kopianga See-Oksapmin Trail, der ungefähr drei bis vier Tage dauert und euch durch das Hochland und das Tal des Strickland-Flusses führt. Für diejenigen, die etwas mehr Adrenalin erleben wollen, ist der Black Cat Track das Richtige. Hier leitet euch der Weg von Wau nach Salamaua. Auch hier gilt: Auf keinen Fall alleine losziehen, ein Guide ist hier Pflicht!
Entdeckungstour per Boot
Der Sepik ist der längste Fluss in Papua-Neuguinea. Wie eine große, braune Schlange windet er sich durch das Dschungeldickicht und mündet dann in den Pazifik. Eine Tour flussaufwärts auf dem Sepik solltet ihr in Wewak starten (wird von Port Moresby täglich angeflogen), denn hier könnt ihr euch noch mit ausreichend Proviant versorgen und mit einem Bus nach Pagwi weiterreisen. In Pagwi startet eure Reise endlich auf dem Wasser.
Im Einbaum über den Sepik
Mit einem motorisierten Einbaum fahrt ihr nun flussaufwärts. Im mittleren Teil des Flusses werdet ihr auf kleine Dörfer treffen. Da der Wasserstand während der Regenzeit stark variieren kann, bauen die Einwohner ihre Häuser auf Stelzen. Das größte und wichtigste Haus eines jeden Dorfes ist das Tamban (Geisterhaus). Diese heilige Stätte ist der Ort für viele Zeremonien und darf nur von den Männern des Dorfes besucht werden. Für manche weiblichen Touristen machen die Stammesoberhäupter aber eine Ausnahme und erlauben einen kurzen Besuch. Das Tamban wird aufwändig mit Skulpturen, Masken und Schnitzereien verziert. Ganz Papua-Neuguinea ist für seine detaillierte Holzkunst bekannt, besonders aber die Dörfer im mittleren und unteren Teil des Sepiks.
Traditionelle Völker im Hochland
Mitten im Hochland in Goroka findet jedes Jahr im September ein Sing-Sing zwischen verschiedenen Völkern statt. Bis zu 150 Volksstämme kommen hier drei Tage lang zusammen. Wenn ihr die Möglichkeit habt, das Sing-Sing-Festival mitzuerleben, solltet ihr es auf keinen Fall verpassen! Wie es der Name schon verrät, handelt es sich bei einem Sing-Sing um ein Singfest. Hier könnt ihr die verschiedenen Dörfer in ihrer traditionellen Kleidung bewundern. Die aufwändig verarbeiteten Röcke, der selbstgemachte Schmuck und die Perücken werden immer noch an Festtagen getragen, sie zählen nicht nur als Verkleidung für Reisende. Im Alltag sind sonst Jeans und T-Shirt angesagt. Viele Dörfer repräsentieren mit ihren Kostümen uralte Geschichten, die man als Tourist gar nicht erkennen kann.
Die Geister kommen
Die Mudmen des Asaro-Clans aus den Easter Highlands spielen beim Sing-Sing mit ihrer Verkleidung den Sieg über einen feindlichen Stamm nach. Laut einer Sage überfielen Männer aus einem verfeindeten Stamm aus dem Gebirge den Asaro-Clan im Tal, um ihr fruchtbares Land zu erobern. Dabei töteten sie viele Frauen, Kinder und Männer. Einige Dorfbewohner konnten sich jedoch in dem Schlamm des Asaro-Flusses verstecken und blieben die ganze Nacht dort. Als sie am nächsten Morgen leise verschwinden wollten, waren sie von Kopf bis Fuß in grauem Schlamm bedeckt. Als die Feinde sie dann sahen, sollen sie geglaubt haben, Geister würden kommen, um sie für ihren Überfall zu bestrafen. Seitdem feiert der Asaro-Clan beim Sing-Sing-Festival in Goroka den Sieg.
Solange sie tanzen, töten sie nicht!
Das Sing-Sing-Festival ist keine Touristenattraktion, sondern wurde 1957 von der australischen Regierung organisiert, um die Stämme zu einem friedlichen Miteinander zu animieren, denn Papua-Neuguinea gilt immer noch als eines der gewalttätigsten Länder der Welt. Ein Sprichwort sagt, solange die Leute tanzen, töten sie nicht. Die vielen verschiedenen Stämme glauben auch heute noch an unterschiedliche Mythen, Sagen, Hexengeschichten und sprechen auf der ganzen Insel über 800 Sprachen. Dass es bei so vielen Meinungen und Sprachen auch mal Konflikte geben kann, ist vorprogrammiert.
Laut Ethnologen ist es aber nicht von der Hand zu weisen, dass auch heute noch blutige Rachefeldzüge zwischen einzelnen Dörfern vorkommen. Die Urwaldeinwohner Papua-Neuguineas galten lange Zeit als Kannibalisten. Ich verspreche euch: Die Zeiten der Kopfjäger sind vorbei, darüber müsst ihr euch keine Sorgen machen. Ich finde, dass man sich von der Geschichte des Landes keinesfalls abschrecken lassen darf und die Schönheit des Landes mit seinen eigenen Augen gesehen haben sollte. Respektiert ihre Kultur, immerhin wünscht ihr euch das von eurem Gegenüber auch!
Papua-Neuguinea – Kein typisches Urlaubsziel
Dass Papua-Neuguinea kein typisches Urlaubsziel mit Sonne, Strand und Meer ist, sollte euch nach diesem kurzen Bericht klar sein. Hier erwartet euch ein Land voller Geschichte und Ursprünglichkeit, wie ihr es vielleicht in keinem anderen Land der Welt entdecken werdet, sondern erlebt vielmehr ein wahres Dschungel-Abenteuer. Wenn euch das Land gerade deshalb reizt, dann nichts wie hin.
WOW, sehr sehr toller Bericht! Wenn ich Reiseberichte über PNG lese – es gibt leider nicht viele davon – entflammt wieder die Abenteuerlust in mir. Ich plane dieses Jahr ab Ende Juli für drei Wochen dorthin zu reisen, auch wenn ich einen sehr großen Respekt davor habe – schließlich soll es als Frau nicht ganz so einfach sein… Ich habe noch keinen konkreten Plan, nur eine Idee davon, was ich gerne alles sehen würde. Bezüglich Touren vor Ort um die Zeit sieht es leider nicht so rosig aus, trotzdem bin ich zuversichtlich, dass es eine besondere zeit werden kann. Hat jemand Tipps?
Hallo Reelika,
vielen Dank für deine netten Worte! 😊
Man muss allerdings dazu sagen, dass man als Alleinreisende Frau „heiße Pflaster“ wie Port Moresby und die Highlands eher „meiden“ sollte.
Von Touren auf eigene Faust rät das Auswärtige Amt ab. Solltest dur also eine Reise planen, ergibt es Sinn, sich einer Gruppe anzuschließen und das Land mit erfahrenen Guides zu erkunden. Eine Rundreise ist aufregend, aber kein Spaziergang – doch genau das macht die Faszination dieses Landes aus.
Ich hoffe, du findest PNG genauso toll wie ich! 😍
Zur Info kannst du dich auch noch immer hier schlau machen: https://www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/laender/papuaneuguinea-node
Liebe Grüße
der Urlaubsguru
Ein Land mit vielen Gesichtern und sehr freundlichen Menschen. Wenn du ein Anhänger des individuellen und unabhängigen Reisens bist, dann wirst du bereits bei der Planung rasch an deine Grenzen stoßen, aber es ist nicht unmöglich.
Ich war im Sommer letzten Jahres rund 5 Wochen in der Sepik Region individuell unterwegs, davon 2 Wochen alleine auf dem Sepik mit meinem Einbaum. Und am Ende war es auch ein emotionaler Abschied mit der Hoffnung wieder dorthin zu reisen…
Gruß White Man
Hallo Josef, das hört sich nach einem spannenden Abenteuer und einen schönem Urlaub an. :)
Liebe Grüße, der Urlaubsguru
Deine Beschreibung von PNG ist sehr authentisch. Keiner der dort hinreisen möchte , sollte denken das es mit unseren heilen normalen Welt vergleichbar wäre. Ich war schon 3 x in diesem aussergewöhnlichen Land und Dank meines dort lebenden Schwagers individuell in einigen landesteilen unterwegs. Es ist das beeindruckendeste an Natur und Menschen was ich bisher erleben durfte. Aber ohne einheimische Begleitung nicht ungefährlich. Das gilt besonders für Frauen. Es ist eine Zeitreise mit ständigen Überraschungen und wenn man sich auf die Papua Newguinea’s einlässt am Ende der Reise ein sehr emotionaler Abschied. Gruss Jens Paul.
Voll Geil!
Genau mein Ding!
Kein Telefon, kein Internet nur Kultur und Natur pur.
Aber jetzt geht’s erst mal nach Sulawesi.
Ich näher mich an ?