So wie die prachtvollsten Blumen und Tiere meist mit ihrer Schönheit von ihrem Gift ablenken, verbirgt sich auch hinter dem Bikini-Atoll im Pazifik eine gefährliche Geschichte. Welche dunkle Geschichte hinter dem Südsee-Traum steckt, erfahrt ihr hier.
So traumhaft dieses Atoll auch erscheinen mag, umso trauriger ist die Geschichte, die sich hinter diesen Inseln verbirgt. Auch, wenn uns der Name an Sommer und Sonnenschein erinnert, ist dieser trügerisch. Erfahrt, welche Vergangenheit sich um diese Inseln hüllt und welche unsichtbare Gefahr hier lauert.
Das Bikini-Atoll
Von der Geschichte gezeichnet
23 Inseln zählt das Bikini-Atoll, welches von den Einheimischen „Pikinni“ genannt wird und zu den heutigen Marshallinseln gehört. Seit dem Jahr 2010 gehört dieses Stück Erde dem UNESCO Welterbe an und hat insgesamt eine Landfläche von nur 6 km². Doch selbst diese wenigen Quadratkilometer sind zwischen die Fronten eines Weltkrieges gekommen, als Deutschland das Atoll 1886 kolonialisiert hatte, es daraufhin aber während des ersten Weltkrieges von den Japanern eingenommen wurde. Erneut zur Zielscheibe der Traurigkeit wurde dieses Atoll, als sich die verbliebenen fünf Japaner während des zweiten Weltkrieges aus Angst vor einer Gefangenschaft der Amerikaner in einem Erdloch selbst in die Luft sprengten. So verlangte der Pazifikkrieg nach und nach Opfer und hinterließ bereits vor den kommenden Kernwaffentests eine traurige Vergangenheit.
Kernwaffentests im Bikini-Atoll
Als die Amerikaner die vorteilhafte Lage der Inseln bemerkten, war das Schicksal des Bikini-Atolls besiegelt. In den Jahren des zweiten Weltkrieges waren – nachdem alle Einheimischen evakuiert wurden – geschätzte 42.000 Personen im Atoll stationiert, welche sich alle an den 67 wissenschaftlichen Atombombentests beteiligten. Da es auf den insgesamt 6 km² ganz schön eng wurde, hat man Brücken gebaut und auf den Schiffen rundherum sogar eine soziale Infrastruktur samt Casino und Sportplätzen geschaffen. Heute erinnern nur mehr vereinzelt ein paar Ruinen oder Tafeln an die vielen Menschen und Taten von damals. Und natürlich die für die Tests versunken Schiffswracks, welche man heute unter Wasser bestaunen kann.
Schicksalhafter Ortswechsel
In den 1940er und 1950er Jahren wohnten knapp 200 Bikinianer auf zwei der Inseln, allen voran ihr König Juda. Dieser stimmte dem Umzug der Einheimischen zu, da er dies „zum Wohle der Menschen“ tat, mit der Hoffnung oder viel mehr mit dem Vertrauen in die Amerikaner, dass sie irgendwann wieder zurückkehren dürfen. Zunächst wanderten die Menschen auf das benachbarte Rongerik-Atoll aus, auf dem die Versorgung aber so schlecht war, dass die meisten an Unterernährung litten. Der schicksalhafte Ortswechsel nimmt seinen Lauf und so mussten sie auf die Kwajalein Inseln gebracht werden, wo sie geduldig auf das Ende der Kernwaffentests warteten. In den 1970er Jahren war es endlich soweit und sie konnten auf ihre Insel zurückkehren. Doch ihre traurige Reise findet kein Ende, denn sie mussten erneut ihre Heimat verlassen, da die Radioaktivität damals noch immer zu hoch war. Bis heute sind sie nicht zurückgekehrt.
Bikini-Atoll heute
Heute ist das Atoll kein Sperrgebiet mehr, man warnt ausschließlich vor den Nahrungsmitteln vor Ort, ansonsten kann man sich dort gefahrlos aufhalten. Aber ob wir das so richtig glauben wollen? Ein Amerikaner tut es und hat dort eine Tauchbasis errichtet, da man zu den umliegenden Schiffswracks tauchen kann. An sich ist die Insel ein kleines Paradies, lediglich die geisterhafte Stimmung, die dort herrscht, und so manche Überbleibsel der damaligen Zeit erinnern an das, was hier geschehen ist.
Was uns zudem heute noch unbewusst an diese Zeit erinnert, ist der Zweiteiler, der für die Damenwelt zu jedem guten Urlaub gehört. Der damalige Modedesigner hatte sich von den weit verbreiteten Nachrichten über die Atombombentests inspirieren lassen und nannte seinen neu erfundenen Badeanzug kurzer Hand Bikini. So tragen wir alle ein Stück Geschichte, wenn es uns an heißen Tagen ins Wasser zieht.
Flagge mit Hintergrund
Seit 1987 gilt die Flagge des Bikini-Atolls symbolisch als eine „Entschuldigung“ der USA an die Einwohner der Insel und soll zeigen, dass sie tief in ihrer Schuld stehen. Die Flagge des Atolls erinnert in den Farben und der Anordnung an die Nordamerikanische Flagge, wobei die 23 Sterne links oben die 23 Inseln des Atolls darstellen. Drei Sterne rechts oben erinnern an jene drei Inseln, welche die USA im Zuge ihrer Tests komplett zerstört hat. Mit symbolischer Distanz zwischen „alter und neuer“ Heimat wurden noch rechts unten zwei weitere Sterne hinzugefügt, welche für die beiden Inseln stehen, auf denen heute die Einheimischen leben. Aber besonders nahe geht einem der Spruch, welcher die Flagge ziert. „Men Otemjej Rej Ilo Bein Anij“ bedeutet „Alles liegt in Gottes Händen“. Diese Worte soll König Juda zu den Amerikanern gesagt haben, im Vertrauen, dass er wieder in seine Heimat zurückkehren wird.
Also irgendwie bleibt hier ein unwohles Gefühl, wenn man bedenkt, was damals unserer wunderschönen Natur und den dort lebenden Menschen angetan wurde. Zwar hat sich das Atoll soweit wieder regeneriert und birgt eine große Artenvielfalt, da die Inseln nahezu unberührt bleiben, dennoch mussten sie dafür einen hohen Preis zahlen.
Wenn ihr trotzdem mutig genug und begeisterte Taucher seid, dann empfehle ich euch einen Aufenthalt auf den Marshallinseln, von denen aus ihr das verlassene Bikini-Atoll erreichen könnt – ein Ausflug für die echten Abenteurer unter euch.
Interessanter Artikel. Habe hierüber mal eine Doku gesehen, es gibt eine riesige Hai-Population, die ziemlich aggressiv sind. Tauchen würde ich nach den Bildern dort nicht mehr ;)