Chemnitz, Erfurt, Weimar und auch Halle und Görlitz – wie gut kennt ihr euch in diesen Städten aus? Ich nehme euch mit auf einen kleinen Roadtrip zu den versteckten Highlights dieser Städte.
Wenn man an den Osten Deutschlands denkt, fallen einem sicherlich sofort die großen Städte wie Leipzig oder Dresden ein. Dass diese Städte entdeckungstechnisch einiges auf dem Kasten haben, brauche ich euch Reisefüchsen ja nicht zweimal erzählen. Wer es nicht glaubt, der kann ja einfach mal einen Blick in mein Reisemagazin werfen. Für die bereits überzeugten Ost-Reisenden, oder für die, die es noch werden wollen, habe ich nun fünf angesagte im Städte im Osten rausgesucht, die als absolute Geheimtipps gehandelt werden. Aber seht selbst, was euch in Halle, Erfurt, Weimar, Chemnitz und Görlitz so alles erwartet!
Top 5: Angesagte Städte im Osten
Halle | Erfurt | Weimar | Chemnitz | Görlitz
Überlebenskünstler Halle an der Saale
Im Süden von Sachsen-Anhalt, an der Saale gelegen, findet ihr die Großstadt Halle. Sie genießt in Deutschland und auch darüber hinaus einen ganz besonderen Ruf, da ihre Altstadt den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges trotzen konnte und diese fast unversehrt überstanden hat. So könnt ihr in Halles Altstadt wahre architektonische Highlights entdecken, die von der jahrhundertealten Geschichte der Stadt erzählen. Doch nicht nur Geschichte, sondern auch Wissen wird hier groß geschrieben, denn Halle gilt als Geburtsort der sozial-humanistischen Bildung. Zudem hat eine der ältesten Universitäten Deutschlands ihren Sitz genau hier.
Malerische Innenstadt
Da liegt es ja quasi auf der Hand, dass auch die Kultur in Halle nicht zu kurz kommt. Die selbst ernannte Kulturhauptstadt Sachsen-Anhalts trumpft mit dem Opernhaus, dem Stadttheater und dem ältesten Varieté Deutschlands. Sind Historiker unter euch? Besucht unbedingt das Landesmuseum für Vorgeschichte und die dort ausgestellte Himmelsscheibe von Nebra, die als bedeutendster Fund der frühen Bronzezeit gilt. Geschichtsträchtiges lässt sich auch in den Randgebieten der Innenstadt finden, denn dort thronen gleich zwei Burgen über den Dächern der Stadt. Außergewöhnlich für Deutschland! Nachdem ich euch ja schon von der malerischen Innenstadt mit ihren tollen Bauten und Häusern vorgeschwärmt habe, kommt ihr um einen Spaziergang durch sie natürlich nicht herum. Macht währenddessen an der Marktkirche „Unser Lieben Frauen“ halt.
Auf den Spuren von Martin Luther
Tretet in die Fußstapfen beziehungsweise fasst in die Handabdrücke Martin Luthers, der im Jahre 1545 und 1546 vor der Gemeinde Halles gepredigt hat. Im Innern lässt sich auch seine Totenmaske betrachten und außen erinnert eine Gedenktafel an den Besuch des Reformators. Als wäre Halle nicht schon Geheimtipp genug, habe ich noch einen weiteren für euch auf Lager. Kennt ihr Hallorenkugeln? Nicht? Das sind kleine Schokoladenkugeln, die zwei unterschiedliche Füllungen enthalten. Der Clou besteht darin, die Kugel genau mittig durchzubeißen, sodass die zwei Füllungen sichtbar werden. Gar nicht so leicht, sage ich euch. Schleckermäuler machen einen Abstecher in das Halloren Schokoladenmuseum und versuchen hinter das süße Geheimnis der Kugeln zu kommen. Habt ihr euch im angrenzenden Lagerverkauf mit ausreichend Proviant eingedeckt, geht es weiter in Richtung Erfurt.
Handelsstadt Erfurt
Wir überqueren die Grenze zu Thüringen und fahren auf direktem Wege in die Hauptstadt des Bundeslandes, genauer gesagt nach Erfurt. Die Stadt wurde im zweiten Weltkrieg größtenteils verschont und gehört daher zu den größten Flächendenkmälern Deutschlands. Vor allem die mittelalterliche Altstadt zieht mit ihren verschiedenen Baustilen und vielen Gotteshäusern große Besucherscharen an. Ihr seid ja schließlich auch aus einem guten Grund hier, nicht wahr?
Das Herz von Erfurt ist die Altstadt
Die Altstadt ist es auch, die ihr euch zuerst anschauen solltet, da sie das Herz Erfurts repräsentiert. Unterscheiden könnt ihr die historische Altstadt und die äußere Innenstadt voneinander, indem ihr auf die Farbe der Straßenschilder achtet – blaue Schilder findet ihr in der Innenstadt, rote hingegen in der Altstadt. Letzterer Stadtteil gilt als einer der größten mittelalterlichen Stadtkerne Europas – sage und schreibe 27 Kirchengebäude könnt ihr hier bewundern.
Auf zur Krämerbrücke
Die Krämerbrücke ist ein echtes Schmuckstück, wenn ihr mich fragt. Auch heute finden sich hier noch insgesamt 32 Häuschen, die wie Perlen an einer Kette auf der Brücke aufgereiht sind. Schlendert doch einfach mal an ihren Häuschen entlang, ihr werdet kaum feststellen, dass ihr euch tatsächlich auf einer Brücke befindet. Besichtigen solltet ihr auch den östlich der Brücke gelegenen Wenigemarkt sowie den westlich gelegenen Benediktsplatz.
Zu guter Letzt darf natürlich der Erfurter Dom St. Marien und die Zitadelle Petersberg nicht fehlen. Der Dom ist durch sein imposantes Auftreten wahrlich ein absolutes Highlight, zudem wird er abends toll beleuchtet und in Szene gesetzt. Steigt die Domstufen empor und genießt euren Ausblick auf Erfurts wunderbare Altstadt. Zum Ende eures Städtetrips solltet ihr euch zur Zitadelle Petersberg begeben, denn von dort oben könnt ihr der herrlichen Stadt Erfurt zum Abschied winken.
Nachlassverwalter Weimar
Nur einen Steinwurf entfernt befindet sich das Städtchen Weimar. Die hübsche Stadt hat es sich zur Aufgabe gemacht, das kulturelle Erbe von großen Namen wie Schiller, Goethe, Bach oder Strauss zu bewahren. Selten bin ich in einer einzigen Stadt auf die Hinterlassenschaften so vieler Meister gestoßen wie in Weimar. Ich weiß gar nicht, wo ich zuerst anfangen soll.
Wie auch schon in Halle und Erfurt, werdet ihr auch in Weimar auf historische Wohnhäuser stoßen. Neben dem Nietzsche-Archiv, dem Liszt-Haus und Schillers Wohnhaus sind Goethes Garten- und Wohnhaus die wohl bekanntesten. Verpasst nicht die Gelegenheit, das Wohnhaus zu besichtigen, denn näher werdet ihr Goethe und seinen Werken kaum kommen. Ein Spaziergang durch den Park an der Ilm ist nicht nur erholsam, er bringt euch auch direkt zu Goethes Gartenhaus. Weitere Wahrzeichen der Stadt sind das Rathaus auf dem Marktplatz, der auch noch mit pittoresken Häuschen überzeugen kann, das Deutsche Nationaltheater Weimar, vor dem Goethe und Schiller brüderlich vereint sind, und der historische Friedhof Weimar.
Sparen mit der Weimar Card
So viele Wahrzeichen können die Urlaubskasse ganz schön belasten, weshalb ich euch auch dringend die Weimar Card ans Herz legen möchte, mit der ihr ordentlich sparen könnt. Bevor ihr zur nächsten, angesagten Stadt im Osten aufbrecht, solltet ihr noch einen Tagesausflug zum KZ Buchenwald machen. Die Gedenkstätte mahnt nicht nur all ihre Besucher, mehrere Ausstellungen informieren und klären zudem auf. Ein belastender, aber extrem lehrreicher und wichtiger Bestandteil eurer Rundreise durch Deutschlands Osten.
Steh-auf-Männchen Chemnitz
Nach Weimar müsst ihr nun eine etwas längere Fahrt zu eurem nächsten Ziel in Kauf nehmen. Von Thüringen aus geht es nun in den Freistaat Sachsen, an Gera und Glauchau vorbei, direkt in die Karl-Marx-Stadt. Zugegeben, so hieß die Stadt nur von 1953 bis 1990, euch wird sie eher unter dem Namen Chemnitz bekannt sein.
Eine echte Arbeiterstadt
Chemnitz kann als wahre „Arbeiterstadt“ gesehen werden, denn sie musste viel tun, um die im Zweiten Weltkrieg zu 80% zerstörte Innenstadt wieder herzurichten und sich im Laufe der Jahre zu einer wahren Industriestadt zu entwickeln. Dass Chemnitz hierauf besonders stolz ist, lässt sich an den vielen Industriemuseen oder auch dem Eisenbahnmuseum sehen, die alle einen Besuch wert sind. Da ich ja auch vorhin von der Karl-Marx-Stadt sprach, ist es nicht verwunderlich, dass sich auch ein Monument des Philosophen in der Stadt befindet.
Wer in Chemnitz ist, sollte auch einmal die Jugendstilvilla Villa Esche und den umliegenden Park besuchen. Von außen mag sie relativ unscheinbar wirken, von innen kann sie jedoch mit einer stilvoll abgestimmten Einrichtung überzeugen. Nachdem ihr noch einmal durch Chemnitz‘ malerische Altstadt mit den schönen Gründerzeitfassaden geschlendert und in ein Restaurant oder in eine Kneipe eingekehrt seid, solltet ihr die letzte Etappe eurer Rundreise zu den angesagten Städten im Osten zu einem Ende bringen.
Verbindungsstück: Görlitz
Den Abschlusspunkt eurer Reise bildet die östlichste Stadt Deutschlands: Görlitz. Wusstet ihr, dass ihr von Görlitz aus im Handumdrehen ins benachbarte Polen laufen könnt? Wie, ihr glaubt mir nicht? Könnt ihr aber, denn Görlitz ist sozusagen zweigeteilt. Der östliche Teil der Stadt wurde im Zuge der Grenzziehung Polens zugesprochen und hört auf den Namen Zgorzelec. Über eine Fußgängerbrücke lässt sich der zu Polen gehörende Stadtteil im Nu betreten. Görlitz kann aber auch mit anderen, „kuriosen“ Dingen überzeugen.
Ein echtes Filmmekka
„Görliwood“ lautet Görlitz‘ Spitzname, denn die Stadt in Sachsen ist quasi ein wahres Filmmekka. Stars und Regisseure gleichermaßen schätzen die Stadt als Arbeitsplatz und Filmkulisse, der entspannte Ton und das wunderschöne Stadtbild punkten hier ganz besonders. Besucht doch mal das alte Kaufhaus in Görlitz, welches Wes Anderson als Kulisse für sein „Grand Budapest Hotel“ diente. Und auch Quentin Tarantino nutzte Görlitz‘ Schönheit in seinem Film „Inglourious Basterds“ für sich. In der Stadt werdet ihr aber auch Häuser entdecken, die nicht in den Genuss Hollywoods gekommen sind und etwas verfallen anmuten. Klar, auch von ihnen geht ein gewisser Charme aus, aber es tut mir in der Seele weh, wenn ich daran denke, dass diese Häuser wohl nie wieder in neuem Glanz erstrahlen werden.
Wollt ihr euch lieber wieder den Prunkstücken zuwenden, solltet ihr die Pfarrkirche St. Peter und Paul aufsuchen. In ihrem Innern findet ihr die sogenannte Sonnen-Orgel, die ihren Namen von den Sonnengesichtern hat, um die die Orgelpfeifen angeordnet sind. Vielleicht habt ihr Glück und bei eurem Besuch findet gerade eine Orgelführung statt. So könnt ihr in den Genuss ihres wunderschönen Klangs kommen. Wer will, kann noch etwas Hollywood-Luft in der Altstadt schnuppern, weitere Sakralbauten besichtigen oder mal etwas ganz anderes machen, wie zum Beispiel die Landskron Braumanufaktur besuchen. Die Manufaktur sieht durch ihr rotes Backsteingebäude nicht nur toll aus, ihr könnt euch in ihr bei einer Brauereiführung mit anschließender Verkostung auch noch verwöhnen lassen. Aber denkt an Eines, ehe es auf die Rückreise geht: Don’t drink and drive!
Lust bekommen auf einen abwechslungsreichen Roadtrip?
„Angesagte Städte im Osten“ klingt jetzt garantiert nicht mehr so abwegig wie noch zuvor, oder? Euer Urlaubsguru hält seine Versprechen, das müsste euch ja spätestens jetzt klar sein ;-) Wer die „großen Brüder“ Leipzig und Dresden schon toll fand, der wird von diesen Städten ebenfalls hellauf begeistert sein. Wenn ihr noch weitere Tipps für angesagte Städte im Osten habt: Lasst es mich wissen! Ich habe immer ein offenes Uhr für eure Reisetipps!