Typisch deutsch

Typisch deutsch - was die Welt über deutsche Urlauber denkt

Viele der guten alten deutschen Tugenden sorgen für Respekt in der Welt. Außerordentlicher Fleiß, Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit werden immer wieder gelobt, deutsche Handwerks- und Ingenieurskunst ist begehrt und nicht umsonst gilt Deutschland als eine der führenden Export-Nationen der Welt.

Und trotzdem gibt es einige witzige Klischees, die wir scheinbar einfach immer wieder bedienen. Welche das sind, lest ihr hier!

Reservierte Liege am Pool

Liegen reservieren

Das meist belächelte und wohl am ehesten zutreffende Klischee bestätigt sich leider immer wieder jeden Sommer aufs Neue am Hotelpool. Schon früh am Morgen, noch vor dem Frühstück, hört man Hotelgäste mit ihren Flipflops durch die Gänge schlappen, hinunter an den Pool. Dort werden die Handtücher für die gesamte Familie dann auf den Liegen in der ersten Reihe am Pool verteilt. Danach geht es erstmal wieder gemütlich ins Bett. Nach einem ausgiebigen Frühstück kann der entspannte Pool-Tag endlich beginnen – andere Hotelgäste, die sich den ersten frühmorgendlichen Gang zum Liegen Reservieren gespart haben, haben dann häufig Pech. Immer wieder kommt es da zu Auseinandersetzungen, die einem ganz schön die Urlaubsstimmung vermiesen können.

Doch ist es eigentlich erlaubt, sich eine Liege am Hotelpool zu reservieren? Dazu gibt es kein eindeutiges Gesetz – jeder Reiseveranstalter und auch jedes Hotel kann das für sich selbst regeln.

Teilweise ist das Reservieren der Liegen mit den Handtüchern erst ab 8 Uhr morgens erlaubt, teilweise werden die Handtücher sogar einfach weggeräumt, wenn Liegen längere Zeit nicht genutzt, aber mit einem Handtuch freigehalten werden. Je nach Hotel kann es also passieren, dass ihr euch früh morgens aus dem Bett quält und eigentlich ganz umsonst aufgestanden seid, weil euer Strandtuch nach dem Frühstück fein säuberlich weggeräumt wurde.

Deutsche Sprache, einzige Sprache?

Habt ihr das auch schon mal erlebt? Ihr sitzt im Hotelrestaurant und der Kellner fragt das Paar am Nebentisch auf Englisch nach ihren Getränkewünschen. Die Gäste antworten ganz stumpf: „Zwei Bier“ – auf Deutsch, wohlgemerkt. Auch das ist eine Angewohnheit, die sich wirklich nicht wegdiskutieren lässt.

Allerdings macht sich die Welt darüber weniger lustig als über unseren ganz typischen, deutschen Akzent. Der hört sich für Ausländer extrem hart und abgehackt an und immer wieder habe ich das Gefühl, dass viele Deutsche gar nicht erst versuchen, sich der Sprachmelodie im Land anzupassen. Auch grammatikalisch gibt es bei vielen noch etwas Optimierungsbedarf. Dazu fällt mir nur noch ein: „Sänk ju for träwweling with Deutsche Bahn today“.

Flaggen in Herzenform

Beschweren gehört auch dazu

Deutsche sind extrem kritisch – so ist der Eindruck, den wir auf die Welt machen. Egal, ob im Restaurant, im Hotel oder auch beim Shoppen – die Qualität muss stimmen! Bucht man einen Aufenthalt im 5 Sterne Hotel, so kann der Service und das Angebot schließlich kein 4-Sterne Niveau haben. Dann gibt es eine saftige und ausführliche Bewertung bei unseren Lieblingsbewertungsportalen wie Tripadvisor.

Kein anderes Land hat eine so ausgeprägte Kritik-Kultur wie Deutschland, was allerdings auch positive Seiten hat: Denn wenn ein Hotel oder auch eine Sehenswürdigkeit zum Beispiel sehr gut bewertet ist, dann kann man sich sicher sein, dass man mit der Wahl dieses Ziels so ziemlich alles richtig macht. Kritisch, aber ehrlich – das ist doch keine schlechte Tugend, oder?

Liegen am Strand

Deutsche Hausmannskost

Bratwurst, Kartoffeln, Schnitzel und jede Menge Bier – geht man nach den allgemeinen Vorurteilen über deutsche Urlauber, dann essen wir auch auf Reisen deftig, probieren wenige internationale Spezialitäten und sind auch hier besonders kritisch. Ein gutes deutsches Bier darf zum Essen nicht fehlen und anders als andere Nationen stehen wir schon vor Eröffnung des Buffets im All Inclusive Hotel Schlange, um die Ersten zu sein, die sich bedienen.

Klingt übertrieben, habe ich aber alles schon erlebt. Aber natürlich ist auch das nur die halbe Wahrheit, denn es gibt wohl keine andere Nation der Welt, die so oft und in so viele ferne und exotische Länder reist wie die Deutsche. Neben den Klischee-Urlaubern gibt es natürlich auch jede Menge Abenteurer, die geradezu nach neuen Gerüchen, Geschmäckern und Ländern lechzen und es kaum erwarten können, fremde Kulturen zu entdecken. Womit wir uns aber auf dem Weg zum Flughafen in der Bahn eindeutig als Deutsche outen? Mit einer sorgfältig geschmierten Schnitte, die wir aus unserer Brotbüchse holen.

Wiener Schnitzel und Kartoffeln

Tennis-Socke: Outfit on Point?

Tennis-Socke in der Sandale, kurze abtrennbare Cargo-Hose, rot verbrannte Beine und ein Sonnenbrand auf der Glatze – so sieht die Welt uns Deutsche tatsächlich. Und wenn man durch Rom, Paris oder Palma de Mallorca läuft, kann man diese Spezies Mensch tatsächlich sehen. Gerne haben sie einen Rucksack umgeschnallt und tragen eine schwere Spiegelreflexkamera um den Hals.

Dieses Klischee stimmt wirklich und wird jedes Jahr wieder bestätigt. Doch stören lassen sollte man sich davon meiner Meinung nicht, einfach weggucken reicht in den meisten Fällen auch.

Tennis-Socke in den Sandalen

Kein Smalltalk und wenig Spaß?

Seien wir mal ehrlich: Smalltalk und sinnlose Gespräche sind nicht so unser Ding, oder? Anders als Amerikaner, Italiener und Australier halten wir uns immer eher erstmal zurück und wirken so etwas grantig und vor allem unentspannt.

„Im Urlaub können die schönsten Freundschaften entstehen“

Allerdings ist unser etwas subtilerer Humor mittlerweile bei vielen Touristen aus dem Ausland gern gehört und hoch geschätzt. Sind wir nämlich erstmal warm geworden mit unserem Gegenüber, können die schönsten internationalen Freundschaften entstehen.

Mann und Frau sitzen an einer Bar

Reisestudie von Airbnb

Eine große Reisestudie von Airbnb hat sich unter anderem genau diesem Thema angenommen und das Reiseverhalten deutscher Touristen analysiert. Dabei wurden ebenfalls Klischees wie „Socken in den Sandalen“ oder „Sonnenliege am Pool reservieren“ genauer unter die Lupe genommen. Die Ergebnisse zeigen zwar, dass es sie gibt, allerdings in einem deutlich kleineren Ausmaß, als der ein oder andere es vielleicht erwartet hätte. So geben gerade mal rund 11% an, dass sie Verfechter des Socken-in-Sandalen-Looks sind und 16% geben zu, schon mal eine Liege am Pool reserviert zu haben. Ganze 64% der Befragten sind hingegen bemüht, die Landessprache zu sprechen.

Abenteuerlustig, neugierig und offen für Neues

Die Reisestudie zeigt aber noch weitere spannende Ergebnisse: Deutsche Touristen sind abenteuerlustig, neugierig und offen für Neues. So wollen zum Beispiel 58% ihr Reiseziel gerne durch die Augen der Einheimischen erleben, mehr als 50% lassen sich auf die lokale Esskultur ein und haben noch nie traditionell deutsche Gerichte im Ausland bestellt und ganze 76% wollen im Urlaub mal etwas ganz Neues ausprobieren. Das lässt sich laut Airbnb auch an den wachsenden Gästezahlen aus Deutschland erkennen: „Allein im letzten Jahr sind fast acht Millionen Gäste in die Welt gereist“, so Deutschlands ehemaliger Airbnb Geschäftsführer Alexander Schwarz.

Was die beliebtesten Urlaubsziele der Deutschen angeht, hat sich mal wieder ein Ergebnis eindeutig bestätigt: Deutschland liegt mit 27% Prozent auf Platz 1 unserer Lieblingsreiseziele und überholt somit sogar Spanien (12%), Italien (8%), Griechenland (4%) und die Türkei (4%). Na, da liege ich mit meiner Rubrik deutschlandLiebe doch goldrichtig!

Im Folgenden seht ihr die wichtigsten Ergebnisse der aktuellen Reisestudie nochmal zusammengefasst.

Airbnb Reisestudie über Deutsche
Foto: Airbnb

Typisch deutsch: Witzig und speziell

Ja, wir Deutschen sind schon ein witziges und spezielles Volk. Bis auf einige Kleinigkeiten finde ich das aber eigentlich ganz charmant. Es sorgt vor allem immer wieder für Lacher bei anderen Nationen und macht uns doch irgendwie sympathisch, oder?

Kommentare

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Bisherige Kommentare
  1. 1. Zitat: „Kein anderes Land hat eine so ausgeprägte Kritik-Kultur wie Deutschland, was allerdings auch positive Seiten hat: Denn wenn ein Hotel oder auch eine Sehenswürdigkeit zum Beispiel sehr gut bewertet ist, dann kann man sich sicher sein, dass man mit der Wahl dieses Ziels so ziemlich alles richtig macht. Kritisch, aber ehrlich – das ist doch keine schlechte Tugend, oder?“
    ALSO ICH – SCHWEIZER – FINDE DIE DEUTSCHEN KRITIKEN IN TRIPADVISOR UND CO. NICHT NUR FAST PEINLICH PINGELIG, SONDERN AUCH ENTSETZLICH EITEL UND HEIMATVERSESSEN. Einen Vorteil haben sie allerdings – wo eine schlechte deutsche Kritik zu lesen ist, da ist allermeistens nur gutes zu erwarten, da geh ich hin. Erst ein einziges mal traf die Kritik zu – es betraf eine Gaststätte in Rheinhessen.
    2. Zum Anstehen vorm All-inclusiv- Buffet; wenn hier noch die sauber geputzten und füllbereiten deutschen Tuperdosen

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    1. Korrektur:
      2. Zum Anstehen vorm All-inclusiv- Buffet: Wenn hier noch die sauber geputzten und füllbereiten deutschen Tupperdosen der Wartenden gewürdigt worden wären, dann wär die Kritik perfekt.

  2. Ich finde es manchmal auch peinlich, wie sich meine Landsleute in Hotels im In- und Ausland verhalten. Oft übertrifft das Anspruchsdenken den Anstand und die Höflichkeit. Aber wer sich das Hotel schon mal mit Engländern oder Russen geteilt hat, dem ist das eigene Verhalten nicht mehr peinlich…

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