Prunkvolles Schloss Neuschwanstein
Im Freistaat Bayern gibt es wirklich vieles zu sehen und zu bestaunen. Einige der Landschaften scheinen direkt aus einem Märchenbuch zu stammen, so schön sind sie. An ein Märchen denken wohl auch die meisten, wenn sie das erste Mal das Schloss Neuschwanstein bei Füssen in Bayern erblicken. Sofort kommen uns ganz bestimmte Bilder in den Kopf: Ein Ballsaal, in dem prunkvolle Feste gefeiert werden, Räume mit Verzierungen aus purem Gold, weiße Pferde, die große Kutschen ziehen, und ein Königspaar, das in dem wunderschönen Schloss residiert. So kennen wir es jedenfalls aus Filmen à la Sisi.
Welche Geschichte wirklich hinter Deutschlands Märchenschloss steckt und ob diese wohl mit der romantischen Fassade des Schlosses mithalten kann? Ich verrate es euch!
Schloss Neuschwanstein - Traum eines Königs
Die Bauarbeiten für das heutige Schloss Neuschwanstein begannen 1869. Der damalige bayerische König Ludwig II. gab den Bau der „Neuen Burg Hohenschwangau“ in Auftrag, diese sollte ihm in erster Linie als Rückzugsort dienen. Der König war so begeistert von der Idee seiner eigenen Burg im Stil der damals modernen Burgenromantik, dass er diese fast im Alleingang entwarf. Immer neue Ideen trieben nicht nur seine Fantasie, sondern vor allem die Baukosten in die Höhe. Bis zum Jahr 1886, in dem das Schloss erstmalig bewohnt werden konnte, verschlang der Bau bereits über 6 Millionen Mark. Eine Summe, die sich heute wohl mit den nie endenden Zahlungen für das Bauprojekt des neuen Berliner Flughafens vergleichen lässt. Mit einem Unterschied: König Ludwig II. bezahlte den Bau der Burg aus seiner eigenen Tasche, Steuergelder wurden für den Bau nicht genutzt. Rund 200 bis 350 Handwerker arbeiteten jahrelang auf der Baustelle, sodass diese sogar der größten Arbeitgeber der Region war. Doch Ludwig II. wuchsen die Kosten über den Kopf, 1885 drohte erstmalig die Entmündigung des Königs und die Pfändung seines Besitzes.
1886 blieb es schließlich nicht mehr nur bei den Drohungen: König Ludwig wurde tatsächlich aufgrund seiner Schulden entmündigt und für regierungsunfähig erklärt, er musste das Schloss Neuschwanstein verlassen und starb nur einen Tag später. Ludwig der II. lebte insgesamt nur 172 Tage in seinem selbst entworfenen Traumschloss. Eigentlich wäre das Schloss nun an Ludwigs Bruder Otto übergegangen, doch dieser wurde bereits früh als geisteskrank und somit als nicht regierungsfähig erklärt, sodass Neuschwanstein erst von Ludwigs Onkel Luitpold übernommen wurde, der es sogar schaffte, die Schulden komplett zu begleichen.
Als 1918 schließlich die Republik ausgerufen wurde und Luitpold ins Exil ging, ging das Schloss Neuschwanstein in Staatsbesitz über. Eine spannende Historie, die aber wenig mit der romantischen Vorstellung eines Märchenschlosses gemein hat.
Ein Rückzugsort wird zum Touristenmagnet
Bereits 1886, sechs Wochen nach Ludwigs Tod, wurde das Schloss Neuschwanstein erstmalig für interessierte Besucher geöffnet. Für 2 Mark durften sich diese sogar völlig frei im Schloss bewegen und alle Räume besichtigen. Diese Eintrittsgelder wurden schon damals verwendet, um die Schulden auszugleichen, die der Bau verursacht hat. Seit der Öffnung des Schlosses für die Öffentlichkeit reißt der Besucherstrom nicht ab, im Gegenteil, denn immer mehr Menschen aus aller Welt kommen, um das berühmte Bauwerk zu besichtigen. Zwischen 1939 und 1944 wurde Neuschwanstein erneut für Besucher gesperrt, da hier wertvolle Kunst gelagert wurde, die die Nazis während des 2. Weltkrieges von den Franzosen erbeutet haben.
Kaum zu glauben: Das Schloss sollte sogar von der SS gesprengt werden, um zu verhindern, dass es mitsamt der Kunst in feindliche Hände gerät. Zum Glück wurde dieser wahnwitzige Plan nicht in die Tat umgesetzt, sodass Neuschwanstein auch heute noch immer neue Besucherrekorde aufstellt. Rund 1 bis 1,5 Millionen Besucher kommen jedes Jahr, um sich das berühmteste aller deutschen Schlösser anzusehen.
Eine Tour durch das Schloss Neuschwanstein
Egal, ob die Geschichte hinter dem Schloss romantisch ist oder eben nicht – Neuschwanstein sieht einfach märchenhaft schön aus! Schon der Anblick von Weitem lässt das Herz eines jeden Romantikers höher schlagen: Errichtet auf einem Felsen, thront es über der bewaldeten Landschaft, Türmchen und Zinnen erheben sich über den Rest der Burg, die weiße Kalksteinfassade zieht die Blicke geradezu an. Kein Wunder also, dass das Schloss eins der meist fotografierten Gebäude Deutschlands ist.
Öffnungszeiten & Preise:
- Hauptsaison: April bis 15. Oktober: 8 bis 17 Uhr
- Nebensaison: 16. Oktober bis März: 9 bis 15 Uhr
- Eintritt: 13€, ermäßigt 12€ (unter 18 Jahren freier Eintritt)
Bevor ihr euch aber nun auf den Weg zum Schloss macht, solltet ihr euch im besten Fall vorab online ein Ticket reservieren, denn die Warteschlangen vor dem Schloss sind meist etwas länger. Mit dem elektronischen Ticket habt ihr die 35-minütige Führung zu einer bestimmten Uhrzeit gebucht und könnt an der langen Schlange vorbeigehen. Wichtig: Das Schloss kann tatsächlich nur im Rahmen dieser Führung besichtigt werden, auf eigene Faust darf es leider nicht betreten werden.
Während der Tour erfahrt ihr noch mehr über die Geschichte und die Architektur des Schlosses, das bis zum heutigen Tag noch nicht komplett fertiggestellt wurde. Ihr durchlauft unter anderem die königlichen Gemächer, den mehr als prunkvollen Thronsaal und die schlosseigene Grotte mit Wintergarten. Die Farben Gold und Purpur begegnen euch in allen Räumen, Fresken und Wandmalereien verschönern das komplette Schloss und lassen euch eintauchen in die Märchenwelt des Schloss Neuschwanstein.
Märchenschloss Neuschwanstein
Wenn ihr die Tour durch das beeindruckende Schloss noch mit einem Städtetrip nach München verbinden möchtet, habe ich nützliche München Tipps für euch, damit euer Aufenthalt in der bayerischen Landeshauptstadt auch garantiert unvergessen bleibt.