So lernt ihr das Allgäu richtig kennen
Oh wie schön ist Süddeutschland! Durch die Lage nahe der Alpen und die allgemein bekannte Gemütlichkeit der dort beheimaten Menschen eignet sich dieser Teil der Bundesrepublik besonders gut zum Urlauben. Keine Andere Region beschert euch die Möglichkeit derart abwechslungsreich eure freie Zeit zu gestalten wie das Allgäu.
Ich habe mich für euch ins Land der „Kaasspatzn“ und „Goaßmassn“ begeben und bin mit Insidertipps im Gepäck zurückgekehrt.
Der Allgäuer Dialekt
Zuerst war ich mir nicht sicher, ob ich auch wirklich im Heimatland, Deutschland geblieben bin. Bei meiner Ankunft hatte ich, dank des eigenwilligen Dialekts der Allgäuer schon fast die Befürchtung es hätte mich woanders hin verschlagen. Denn um ehrlich zu sein, habe ich im ersten Moment kein Wort verstanden! Man begrüßt sich mit „Griaß di!“ und verabschiedet sich mit „Pfiat di!“, Mädchen sind „Fehla“ und Jungs „Buaba“, den Kopf nennt man „Grind“ und die Jacke „Kittl“, euer ganzes Bein wird zum Fuß und man sagt „der Butter“. Da soll noch einer wissen wo unten und oben ist.
Jedoch macht nicht nur der Dialekt, das Allgäu einzigartig, wie schon erwähnt ist die Region ein Mekka für Aktivurlauber. Warum das so ist, und was ihr alles im Süden Deutschland unternehmen könnt möchte ich euch im folgenden verraten.
Die Wanderhighlights in den Allgäuer Alpen
Grüne Wiesen, hohe Gipfel: Die Allgäuer können stolz auf ihre einmalige Natur sein! Die klare, frische Bergluft einatmen und dabei den wunderbaren Ausblick auf das Alpenpanorama vom Gipfel eines Berges aus genießen! Eine besonders schöne Wanderung könnt ihr auf dem Hohen Ifen an der österreichischen Grenze antreten. Der Berg besticht durch seine einmalige Form und fällt durch sein markantes Plateau schon von weitem ins Auge. Der Rückweg über das von Felsspalten durchlöcherte Gottesackerplateau ist spektakulär.
Eine andere fantastische Tour führt vom Gunzesrieder Tal über den Mittag bis zum Hochgrat. Auf der Gratwanderung bieten sich geniale Ausblicke in das Umland. Ebenfalls zu empfehlen ist die spannende Rundtour mit gesicherten Kletterstellen auf dem Säuling. Am Gipfel hat man eine fantastische Aussicht auf die Allgäuer Alpen, sowie auf die Seenlandschaft und das am Fuße des Berges liegende Schloss Neuschwanstein.
Ganz für euch alleine werdet ihr bei diesen doch recht bekannten Touren leider nie sein. Deshalb habe ich mir von den Einheimischen ein paar weniger überlaufene Wege zeigen lassen. Natürlich möchte ich euch die nicht vorenthalten. Eine tolle Tour startet vom 1630 Meter hohen Piesenkopf im Rohrmooser Tal aus. Hier werdet ihr garantiert keinen Massentourismus vorfinden und könnt ganz entspannt die beeindruckende Natur genießen.
Ein weiterer Geheimtipp ist eine Wanderung auf die Hochplatte von der Kenzenhütte aus. Zur Hütte fährt sechsmal am Tag ein uriger Shuttlebus, da man die Privatstraße mit dem Auto nicht befahren darf. Dadurch sind dort natürlich auch nicht so viele Leute gleichzeitig vor Ort, sodass ein wenig Ruhe abseits der sonstigen Touristenpfade garantiert wird. Die Tageskarte für den Bus kostet 8€ und kann nur direkt vor Ort gekauft werden. Auch empfehlenswert ist es, das Burgberger Hörnle zu besteigen anstatt auf den bekannten Nachbarberg Grünten zu gehen. Ich kann euch versprechen, dass ihr hier fast allein sein werdet.
Mehr Nervenkitzel: Klettersteige
Besonders spektakulär und nur etwas für begabte Kletterer ist der Hindelanger Klettersteig am Nebelhorn bei Oberstdorf. Leider ist es dort meist ziemlich überlaufen und Staus sind leider keine Seltenheit. Wer die Geduld zum Warten aufbringt kann dies freilich tun. Ein sehr leichter Klettersteig ist der Klettersteig Hohe Gänge. Hier wandert ihr auf einer der schönsten Touren des Allgäus von Hinterstein über den Breitenberg zur Rotspitze auf einem Grat.
Etwas anspruchsvoller ist der Salewa Klettersteig am Iseler, den ihr vom Oberjoch aus begehen könnt. Um Staus wie beim oben genannten Hindelanger Klettersteig zu vermeiden empfehle ich euch um den stets überfüllten Mindeheimer Klettersteig einen großen Bogen zu machen. Für einen kleinen kulturellen Exkurs zwischen Steigeisen und Sicherungsseil kann ich euch einen Besuch des Hintersteiner Kutschenmuseums ans Herz legen.
Wunderschöne Radtouren durchs Alpenvorland
Durch die Landschaft des Allgäus zieht sich ein gut ausgebautes Radwegnetz, somit gibt es ein vielfältiges Angebot an Fahrrad-Routen. Sowohl Genussradler als auch sportlich motivierte Mountainbiker finden hier die perfekte Tour. Über flaches Terrain führen euch die Radwege entlang der vielen Flüsse und Seen des Allgäus. Eine besonders schöne Route, die ihr auch problemlos mit Kindern fahren könnt, führt euch zum Beispiel um den Großen Alpsee. Eine andere entspannte Tour führt euch entlang der Wertach und ist landschaftlich abwechslungsreich und aufregend durch die Überquerung einer Hängebrücke bei Nesselwang. Die Tour ist mit einigen Bade- und Essensmöglichkeiten auch sehr gut für Kinder und gemütliche Fahrer geeignet.
Wer es lieber anstrengend und abenteuerlich will, der kann auf einem Mountainbike die sportliche Herausforderung suchen. Besonders toll ist hier die Tour „Himmelsleiter“. Diese Mountainbiketour führt vorbei an der Oberstdorfer Schiflugschanze, wo es sich lohnt eine kleine Pause einzulegen. Genießt Oberstdorf und seine Täler von oben indem ihr hoch auf den Schanzenturm fahrt. Ein anstrengender in den Serpentinen ansteigender Alpweg führt euch von dort auf 1.706 Meter Höhe bis zur Senneralpe Schlappold. Die Alphütte ist im Sommer bewirtschaftet, so könnt ihr euch nach dieser anstrengenden Tour gut stärken.
Action-Aktivitäten im Allgäu
Ein Highlight in den Allgäuer Alpen sind die Sommerrodelbahnen. Deutschlands längste Ganzjahresrodelbahn findet ihr in Immenstadt am Alpsee. Die Abfahrt mit dem Alpsee Coaster ist fast 3.000 Meter lang und ihr könnt bis zu 40 km/h schnell fahren. Die Alpsee Bergwelt bietet neben der Rodelbahn auch den Kletterwald Bärenfalle, wo ihr euch auf 16 verschiedenen Parcours zwischen den Bäumen hin und her hangeln könnt. Von einfachen Hindernissen in Bodennähe bis hin zu wagemutigen Sprüngen in 15 Metern Höhe ist alles dabei. Nach der Action könnt ihr dann im kühlen Alpsee baden und auf der Wiese entspannen.
Lasst euch auch einen Gleitschirmflug in den Bergen nicht entgehen. Sanft gleitet ihr durch die Luft, entlang grüner Hügel und schroffer Felsen, seht die Welt aus einer ganz neuen Perspektive, mit Aussicht auf die beeindruckende Allgäuer Landschaft – ein unvergleichliches Erlebnis. Ab 99€ kann man ohne Vorkenntnisse bei der Gleitschirmschule „Vogelfrei“ einen Tandemsprung machen, wo ihr mit professionellen Trainern zusammen fliegt.
Wasserfälle und Schluchten erleben
Bei einer coolen Canyoningtour werden alpine Gebirgsbäche von oben nach unten durchwandert. Oft gehört auch ein wenig Klettern dazu und Schwimmpassagen sind auch sehr häufig dabei. Das Spannendste aber ist, wenn ihr auf eine Steilstufe oder einen Wasserfall trefft. Hier wird hinuntergerutscht, gesprungen oder sich abgeseilt. Die Canyonauten aus Burgberg im Allgäu bieten actionreiche Touren für jedes Fähigkeitslevel an, eine geführte Halbtagestour für Einsteiger kostet 75€. Ein ganz spezielles Highlight ist es auch, sich im Sommer im bestimmt ältesten Erlebnisbad Deutschlands in der Nähe von Oberstaufen auf ganz besondere Art und Weise abzukühlen. Das tosende Wasser des Gebirgsbachs Weissach ergießt sich in Form der Buchenegger Wasserfälle auf zwei Terrassen in Pools, die zum Baden einladen. Obwohl das Wasser selbst im Hochsommer kaum wärmer als 16 Grad wird, ist der Wasserfall eine Attraktion für Insider. Aus ca. 30 Metern Höhe stürzen sich am Wochenende sogar mutige Jugendliche von Felsvorsprüngen in das kristallklare Wasser.
Das müsst ihr unbedingt probieren
Nach den ganzen Aktivitäten werdet ihr sicher ziemlich hungrig sein, also könnt ihr euch mit Allgäuer Spezialitäten vollstopfen. Das bekannteste und – wie ich finde – leckerste Gericht sind Kässpatzen, angebratene Spätzle mit Käse und knusprigen Röstzwiebeln, die man wirklich in jedem Gasthof bekommt. Einfach nur köstlich! Auch eine Seele solltet ihr während eures Aufenthalts unbedingt probieren. Das baguetteartige Gebäck mit dem merkwürdigen Namen ist außen kross, innen weich und luftig. Dazu schmeckt ein frischer Bergkäse am besten.
In zahlreichen Sennereien könnt ihr verschiedenste hausgemachte Käsesorten probieren und natürlich auch kaufen. Die Sennerei Gunzesried, wo ihr unbedingt „Benes Kräuterkäse“ probieren müsst hat es mir während meines Aufenthaltes besonders angetan! Wer die Spirituosen des Allgäus austesten will, hat ebenfalls eine riesige Auswahl. Von Heuschnaps über Obstler mit Honig bis hin zum Bierbrand gibt es eine breite Palette an Schnäpsen, die ihr bei einer Führung durch die Allgäu Brennerei in Sulzberg mit anschließender Schnapsprobe gerne testen könnt.
Das Allgäu erwartet euch!
Eine ebenso feucht fröhliche Gelegenheit sich unters Volk zu mischen ist die Allgäuer Festwoche. Die Kemptener Variante des Oktoberfestes findet im August statt, und bietet Bier und Weinschorle in rauen Mengen. Eine Spezialität die ihr hier unbedingt probierten solltet ist die sogenannte „Goißenmass“ aber keine Angst in dem Gebräu ist keine Ziegenmilch enthalten. Hier finden ausschließlich zur Hälfte Bier und Cola, mit einem Schuss Kirschlikör zueinander. In diesem Sinne, Prost!
